Aktuelle Selbsthilfezeitung fragt: „Warum Selbsthilfe?“

Vier Menschen stehen an einem Tisch und Blicken in eine Zeitschrift.

Mit der aktuellen Ausgabe der Selbsthilfezeitung (von links): Prof. Dr. Reinhold Merbs (Leiter des Fachbereichs Gesundheit und Bevölkerungsschutz), Anette Obleser von der Selbsthilfe-Kontaktstelle, Landrat Jan Weckler und Jürgen Nickel (Fachdienstleitung Gesundheit und Gefahrenabwehr).

In Deutschland gibt es rund 100.000 Selbsthilfegruppen. Laut der neuen SHILD-Studie im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums suchen Menschen mit Problemen die Gruppen im Schnitt erst sechs Jahre nach ihrer Erst-Diagnose auf. Viele fragen sich vorher lange: „Warum sollte ich dort hingehen?“ Die 48. Ausgabe der Selbsthilfezeitung für die Wetterau möchte bei dieser Frage Orientierung bieten. Landrat Jan Weckler hat gemeinsam mit Anette Obleser von der Selbsthilfe-Kontaktstelle des Wetteraukreises die neue Ausgabe vorgestellt.

Laut der SHILD-Studie ist der Besuch einer Selbsthilfegruppe für einen überwiegenden Teil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer äußerst positiv besetzt: Sie haben nicht mehr das Gefühl, alleine zu sein. Sie können offen über die eigenen Probleme sprechen und von den Erfahrungen anderer profitieren. Oder auch lernen, die Erkrankung besser zu bewältigen. Die aktuelle Ausgabe der Zeitung der Selbsthilfe-Kontaktstelle Wetteraukreises und Bad Vilbel erörtert diese Pluspunkte.

Experte in eigener Sache werden

Anette Obleser von der Selbsthilfe-Kontaktstelle erläuterte: „Die Teilnahme an den regelmäßigen Treffen beinhaltet immer ein Geben und Nehmen. Eine Selbsthilfegruppe ist eine wesentliche Ergänzung zur professionellen Hilfe in der gesundheitlichen und sozialen Versorgung.“ Nicht zuletzt biete der Besuch einer solchen Gruppe auch Orientierung, „sich in unserem hoch spezialisierten und komplexen Gesundheitssystem zurechtzufinden. Die Mitglieder sind und werden ,Experten in eigener Sache‘.“

Grenzen der Selbsthilfe

Gleichzeitig betonte Obleser, dass Selbsthilfe auch ihre Grenzen habe und nicht für jede Person zu jeder Zeit die Form der Hilfe darstelle, die benötigt werde: „Für Menschen in akuten Krisen sind Selbsthilfegruppen nicht geeignet. Es ist wichtig, sich über die Grenzen der Selbsthilfe bewusst zu sein. Das kann vor unrealistischen Erwartungen und Enttäuschungen schützen. Außerdem kann so das Konfliktpotenzial der späteren Gruppenarbeit deutlich reduziert werden.“ Ganz wichtig sei zudem die Unabhängigkeit innerhalb einer Selbsthilfegruppe. Die Arbeit solle niemals von wirtschaftlichen Aspekten durch kommerzielle Unternehmen oder Einrichtungen beeinflusst werden: „Selbsthilfe bleibt selbstbestimmt“, so Obleser.

Landrat Jan Weckler lobte das vielseitige Engagement von Menschen, die sich in Selbsthilfegruppen einbringen: „Wer selber tätig wird, sich austauscht, von anderen lernt und Gemeinschaft in schwierigen Situationen findet, kann erleben, dass auch das heilsam sein kann.“ Er ermutigte Betroffene und Angehörige, sich mit dem Thema Selbsthilfe auseinanderzusetzen, um herauszufinden, ob sie eine gute Ergänzung zur medizinischen Betreuung darstellen könne.   

Die Selbsthilfezeitung ist ab sofort online zu finden. Als Druckexemplar ist sie im Friedberger Kreishaus und in allen Rathäusern sowie in Büchereien, Kliniken, Sparkassenfilialen, ärztlichen, psychologischen und physiologischen Praxen, Beratungsstellen, Apotheken und in Selbsthilfegruppen erhältlich.

Interessierte, Betroffene und Angehörige sind zudem herzlich eingeladen, am 6. Juli auf der Parkstraße in Bad Nauheim von 10 bis 15 Uhr über die Selbsthilfe-MEILE zu schlendern. An 60 Ständen können sie mit Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen, sozialen und ehrenamtlichen Einrichtungen aus dem gesamten Wetteraukreis ins Gespräch kommen.

Veröffentlicht am: 13. Juni 2024