In Sachen Gleichberechtigung am Ball bleiben
Der Fachdienst Frauen und Chancengleichheit des Wetteraukreises hat seinen neuen Dreijahresbericht der Jahre 2020 bis 2022 vorgelegt. Auf 32 Seiten dokumentieren die Mitarbeiterinnen, wie wichtig und vielseitig ihre Projekte, Themen und Veranstaltungen sind – darunter beispielsweise die Umsetzung der Istanbul-Konvention im Wetteraukreis, der Frauenförderplan für die Verwaltung, die Auszeichnung „Familienfreundliche Unternehmen“, eine Ausstellung zu sexuellen Grenzverletzungen für Jugendliche, die Umsetzung eines neu eingerichteten Verhütungsmittelfonds sowie Themenabende rund um das Thema Trennung und Scheidung.
Landrat Jan Weckler stellte den Bericht gemeinsam mit Fachdienstleiterin Claudia Taphorn vor und sagte: „Der Fachdienst kommt seinem Auftrag, die Gleichberechtigung von Männern und Frauen voranzubringen, engagiert nach und stößt innerhalb wie außerhalb der Kreisverwaltung wichtige Themen und Projekte an.“ Das Themenspektrum ist groß und reicht von der Mädchenarbeit, dem beruflichen Wiedereinstieg sowie Gewaltschutz über Unterstützung von Alleinerziehenden bis hin zur Integration geflüchteter Frauen und vielem mehr.
„Ein gutes Beispiel ist die Auszeichnung ,Familienfreundliches Unternehmen‘, die wir vor einigen Jahren ins Leben gerufen haben und auch in diesem Jahr wieder verleihen werden. Inzwischen wurden 55 Wetterauer Unternehmen als familienfreundlich ausgezeichnet – und so manche gute Maßnahme zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie macht auch in anderen Betrieben Schule“, so Landrat Weckler. Doch auch innerhalb der Verwaltung zeigt sich das Engagement der Frauenbeauftragten: Fast 50 Prozent der Führungspositionen sind inzwischen mit Frauen besetzt und viele familienfreundliche Regelungen helfen dabei, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren.
Staffelstab an Claudia Taphorn übergeben
Neben Themen und Projekten informiert der Bericht auch über personelle Veränderungen. Kornelia Schäfer übergab kürzlich nach über 20 Jahren die Fachdienstleitung an ihre Nachfolgerin Claudia Taphorn. Auch Hanne Battenhausen, ebenfalls langjährige Frauenbeauftragte, verabschiedet sich in den Ruhestand. Neu im Team ist seit November 2022 Lisa Gonzalez als neue Frauenbeauftragte. Ebenfalls kompetente Verstärkung hat der Fachdienst durch Evelin Heetpas, die soziale Arbeit studiert und seit August 2022 ihr Anerkennungsjahr im Fachdienst macht.
Die neue Leitung Claudia Taphorn möchte mit ihrem Team auch weiterhin in Sachen Gleichberechtigung am Ball bleiben. „Viele glauben: In Deutschland sind Frauen schon so gut wie gleichberechtigt. Oft wird an dieser Stelle nicht zwischen gesetzlicher Vorgabe und konkreter Lebensrealität unterschieden“, sagt Taphorn. „Formal sind Frauen gleichberechtigt, aber alle Statistiken zeigen uns auch, dass beispielsweise die sozioökonomische Situation von Frauen schlechter ist als die von Männern.“
Ausstellung zeigt Defizite auf
Dass es auch im Wetteraukreis noch Handlungsbedarf gibt, zeigte die Ausstellung „Frauen zählen“, ein weiteres Projekt des Fachdienstes. Sie wurde 2021 an verschiedenen Standorten in der Region gezeigt. Zum Zeitpunkt der Ausstellung gab es 8 Bürgermeisterinnen und 17 Bürgermeister im Kreis – also doppelt so viele Männer. Weitere Ergebnisse: Nur für 31 Prozent der Grundschulkinder gab es eine Ganztagsbetreuung, ein Drittel mehr Frauen als Männer erhielten Grundsicherung im Alter, knapp 10.000 Frauen arbeiteten im Kreisgebiet ausschließlich im Minijob und die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen lag im Schnitt bei 500 Euro.
Neben den vielfältigen Themen zeigt der Bericht anschaulich, dass die Arbeit der Frauenbeauftragten nur durch die Vernetzung mit anderen gelingen kann. Der runde Tisch gegen häusliche Gewalt, der Facharbeitskreis Mädchenarbeit, die Arbeitsgruppe Beruflicher Wiedereinstieg und Existenzgründung, das Aktionsbündnis zum Internationalen Frauentag, das Wetterauer Netzwerk für Alleinerziehende (A-Net) und die AG der Frauenbeauftragten sind einige Beispiele für gelungene Kooperationen.