Wetterauer Mutmacherinnen
"Mut ist ein Game Changer. Mutige Frauen haben in allen Epochen dazu beigetragen, jahrhundertealte Klischees aufzubrechen und alte Denkmuster zu erschüttern," so Claudia Taphorn, Leiterin der Fachdienstes Frauen und Chancengleichheit. Gemeinsam mit Landrat Jan Weckler begrüßte sie am Samstag, den 9. März rund 50 Frauen im Haus der Begegnung in Bad Vilbel. Zum Internationalen Frauentag hatten die Frauenbeauftragte des Wetteraukreises und der Städte Bad Nauheim und Friedberg zu einem inspiererenden Vormittag eingeladen.
Einen bewegenden und mitreißenden ersten Impuls setzte Sunny Graf in einer 30mintügen Keynote. Als Feministin der ersten Stunde, Juristin und Kampfkünstlerin hat sie den Verein "Frauen in Bewegung" in Frankfurt gegründet und über Jahrzehnte tausende von Frauen ermächtigt, sich selbst, zu behaupten. „Man muss sofort handeln: Je früher, desto besser, je klarer, desto besser. Schreien, kämpfen, weglaufen – darauf kommt es an,“ so Sunny Graf. Auch Statistiken würden belegen, dass aktive Gegenwehr Frauen vor Gewalterfahrungen bei Angriffen schützen kann. Abschließend forderte Sie die Frauen auf innerhalb der nächsten 48 Stunden, sich eine Sache vorzunehmen, bei der sie sich abgrenzen würden, das könne auch ein "Nein" zum Abwasch sein. Denn "Nein" sagen, müsse frau üben.
Im Anschluss konnte das Publikum zusammen mit 6 Wetterauer Mutmacherinnen diskutieren. Was gibt mir Mut? Wie habe ich den Weg in mein persönliches Engagement gefunden? Wie habe ich meine Stimme gefunden und wie schaffe ich es, dass diese auch gehört wird? Es diskutierten: Malu Schäfer, langjährige Trainerin und Vorstand im Karatverein Friedberg, Mahnaz Jafary, Gründerin der Initiative Bunte Frauen Wetterau, Gisela Weber, die seit über 10 Jahren die Selbsthilfegruppe "Vogelnest" für Menschen mit psychischen Erkrankungen mitgestaltet, Angelika Ungerer, Gründerin der Omas gegen Rechts Wetterau, Jutta Fenkse, seit über 20 Jahren im Frauenzentrum Wetterau ehrenamtlich aktiv und Olga Schneider, Bürgermeisterin von Rockenberg. Dabei erzählten die Frauen auch von ganz persönlichen und sehr bewegenden Momenten. Eine Frau erzählte von einem gewaltvollen Übergriff an einer U-Bahn Station, eine andere von Kritikern, die einer Mutter von 3 Kindern kein politisches Amt zutrauten, eine von der großen Schwierigkeit in einer fremden Kultur und Sprache, die eigene Stimme (wieder)- zu finden und eine andere von der Erfahrung, dass gehört zu werden, noch lange nicht heißen würde auch ernst genommen zu werden.
Bei allen Hindernissen lag der Fokus immer wieder darauf, wie die Frauen es geschafft haben und wie hilfreich der Austausch mit anderen Frauen dabei war und ist. Die inspierende Atmosphäre wurde durch rockige Songs von Schülerinnen der Musikschule Bad Vilbel und einer kurzen Lesung von zwei Frauen der Initiative Bunte Frauen weiter getragen.
Im Anschluss hatten die Besucherinnen, Gegelenheit sich weiter auszutauschen. Bei zwei Workshops "Wie werde ich (politisch) aktiv?" mit Isil Yönter und "Selbstbehauptungsimpulsen" mit Malu Schäfer konnte das Disktuierte in ein erstes Handeln überführt werden.
"Wir hoffen, dass wir mit der Veranstaltung etwas Mut gemacht haben und Beispiele gelebter Solidarität unter Frauen vorstellen konnten, resümierten die Veranstalterinnen.