Vom Tag des ausländischen Mitbürgers zur Interkulturellen Woche
Bereits seit 1975 findet jährlich Ende September bundesweit die Interkulturelle Woche statt - am Anfang jedoch anders benannt. Daran beteiligen sich mittlerweile mehr als 450 Städte und Gemeinden mit insgesamt rund 4.500 Veranstaltungen.
Bis heute ist das Eintreten für bessere politische und rechtliche Rahmenbedingungen des Zusammenlebens von Deutschen und Zugewanderten ein Ziel der "Woche" geblieben.
Eine Initiative, die gesellschaftliche Diskussionen anstößt
Nach dem Anwerbestopp 1973 war deutlich geworden, dass die anfängliche Annahme, ausländische Arbeitskräfte würden sich nur vorübergehend in der Bundesrepublik Deutschland aufhalten, um in absehbarer Zeit wieder in ihre Herkunftsländer zurückzukehren, eine folgenschwere Fehleinschätzung darstellte.
Seither gilt das dem Schweizer Schriftsteller Max Frisch zugeschriebene Wort: "Es wurden Arbeitskräfte gerufen, es kamen aber Menschen!" Fehlende politische Rahmenbedingungen sowie fehlende soziale wie gesellschaftliche Integrationsangebote machten in der Folge nicht nur den "Gastarbeitern", sondern auch der deutschen Mehrheitsbevölkerung zu schaffen.
Mit dem Tag bzw. der "Woche der ausländischen Mitbürger" wurden gesellschaftliche Diskussionen angestoßen, die bis heute wirken. Bereits 1978 formulierten die Kirchen in ihrem gemeinsamen Wort zum "Tag des ausländischen Mitbürgers": "Für viele ... ist die Bundesrepublik zum Einwanderungsland geworden." Über Jahrzehnte hinweg galt aber als Dogma der deutschen Ausländerpolitik: "Deutschland ist kein Einwanderungsland".
Im Jahre 1980 veröffentlichte der Ökumenische Vorbereitungsausschuss Thesen zur "Woche". Die erste These lautete: "Wir leben in der Bundesrepublik in einer multikulturellen Gesellschaft." Dies war der Anstoß für eine lebhafte Debatte, die sich über die 80er und 90er Jahre hinzog und später von Politikerinnen und Politikern aufgegriffen wurde.