Angepasste Spezialisten direkt vor unserer Haustür
Täuschungen im Tierreich sind weit verbreitet. Der Wiesenknopf-Ameisenbläuling stellt sich dabei besonders geschickt an und nutzt die fleißige Arbeit von Ameisen. Damit diese seltene Schmetterlingsart erhalten werden kann, braucht es speziell an die Bedürfnisse des Falters angepasste Wiesen. Der Naturschutzfonds Wetterau e.V. setzt sich durch gezielte Beratung für den Erhalt dieser Art ein.
Wer derzeit in der Landschaft unterwegs ist, entdeckt in den wechselfeuchten Auengebieten der Wetterau lauter rote Blütenkopfe, welche aus den Wiesen empor ragen. Es ist die Blütezeit des Großen Wiesenknopfs – und damit auch die Flugzeit eines ganz besonderen Spezialisten, des Wiesenknopf-Ameisenbläulings.
Damit der Wiesenknopf-Ameisenbläuling seinen Lebenszyklus abschließen kann, müssen einige Ereignisse zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zusammentreffen. Zum einen ist es die Abhängigkeit des Falters auf die Wirtspflanze Großer Wiesenknopf. Nur wenn zur Flugzeit auch der Große Wiesenknopf blüht, kann die Paarung und Eiablage direkt in die Blütenköpfe geschehen. Auch die später geschlüpften Raupen ernähren sich ausschließlich von diesen Blütenköpfen. Die zweite Nutzung der Wiese darf daher erst geschehen, wenn sich die Raupen bereits mehrfach gehäutet und sich für das nächste Abenteuer auf den Weg gemacht haben.
Nun braucht die Raupe neue Partner, genauer gesagt spezielle Ameisenarten, wie z.B. die Rote Gartenameise. Aber wie passen Ameisen und Schmetterlinge zusammen, wenn die Raupen der Schmetterlinge normalerweise auf dem Speiseplan der Ameisen stehen? Durch eine List macht sich der Wiesenknopf-Ameisenbläuling die kleinen Arbeitertiere zu Nutze, um so sicher und wohlgenährt durch den Winter zu kommen.
Die List des Wiesenknopf-Ameisenbläulings
Satt gefressen lässt sich die Raupe von der Pflanze auf den Boden fallen. Hier beginnt sie mit ihrer Täuschung. Während sie darauf wartet von den richtigen Ameisen entdeckt zu werden, sondert sie ein süßes Sekret ab. Überlistet und in der Annahme auf eine süße Honigquelle gestoßen zu sein, tragen die Ameisen die Raupe ahnungslos in ihren wohlig warmen Bau. Dort verbringt die Raupe sicher und geschützt, weitere zehn Monate und ernährt sich in dieser Zeit räuberisch von der Ameisenbrut. Nach der Verpuppung ist der Honigzauber jedoch vorbei und die geschlüpften Falter müssen so schnell wie möglich aus den Bau fliehen. Draußen wartet das neue Kapitel Paarungszeit auf die Schmetterlinge und eine neue Generation der Ameisenbläulinge entwickelt sich.
Dieser besondere Lebenszyklus lässt erahnen, weshalb die Art so gefährdet ist. Viele Faktoren müssen erfüllt sein, damit auch im nächsten Jahr die Eier in den Wiesenknopf abgelegt werden können. „Es ist schön zu sehen, dass hier im Wetteraukreis solche Spezialisten eine Heimat finden“, sagt Landrat Jan Weckler, Vorsitzender des Naturschutzfonds Wetterau und versichert: „Wir tun unser Bestes, diese besonderen Lebensräume zu erhalten und zu schützen.“
Im Rahmen der Grünlandberatung vom Naturschutzfonds Wetterau e.V. stehen unter anderem der Erhalt und die Förderung dieser artenreichen Wiesen mit dem Ameisen-Wiesenknopfbläuling im Fokus der Beratungen. Das Projekt „Vorbereitung, Begleitung und Evaluation von Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege durch den Naturschutzfonds Wetterau e.V.“ wird durch das Land Hessen im Rahmen der Richtlinie zur Förderung von Landschaftspflegeverbänden gefördert. Bewilligungsstelle ist das Regierungspräsidium Darmstadt. Die Förderung trägt insbesondere zur Umsetzung der Ziele der Hessischen Biodiversitätsstrategie bei.