Aufarbeitung – Zum Umgang mit der DDR in unserer Erinnerungskultur
Für die deutsche Geschichte ist 2024 ein Jubiläumsjahr: Die doppelte deutsche Staatsgründung liegt 75 Jahre und die Friedliche Revolution 35 Jahre zurück. Es gibt viel zu erinnern. Die Ausstellung „Aufarbeitung. Die DDR in der Erinnerungskultur” erzählt vom Umgang mit der Geschichte der SED-Diktatur und der staatlichen Teilung seit dem Ende der DDR. Zu sehen ist die Ausstellung im ersten Stock des Kreishauses (Gebäude B) in Friedberg.
Nach dem Mauerfall kleidete Altbundeskanzler Willy Brandt seine politische Hoffnung in den legendären Satz: „Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört.“ Schnell wurde der Wunsch von der Realität eingeholt, denn das Zusammenwachsen war und ist nicht einfach. „Erst langsam entwickelt sich ein Bewusstsein dafür, dass die vergangene Zeit der Zweistaatlichkeit die gemeinsame Geschichte aller in Deutschland lebenden Menschen ist“, so die Stiftung Aufarbeitung der DDR-Diktatur in ihrem Begleittext zur Ausstellung.
Die Aufarbeitung ist bis heute nicht abgeschlossen. Zu unterschiedlich war die Lebenswirklichkeit in beiden deutschen Staaten, als dass es einen nahtlosen Übergang hätte geben können. In den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung war die Vergangenheit der deutschen Teilung allgegenwärtig. Bis dahin streng geheime Archive wurden geöffnet, unzählige Straßen umbenannt, Denkmäler und Kunstwerke, die an den Staatssozialismus der DDR erinnerten aus dem öffentlichen Raum entfernt. Neue Begriffe entstanden oder wurden geprägt: Abwicklung, Treuhand, Wendehals, Seilschaft, Jammerossi, Besserwessi. Der mit einem Oscar ausgezeichnete Film „Das Leben der Anderen“ schilderte beklemmend die Spitzelmethoden der Stasi, auf der anderen Seite entwickelte sich eine trotzige Ostalgie. Die Aufarbeitung bleibt spannend.
„Mit unseren Ausstellungen wollen wir der Auseinandersetzung mit der Geschichte der beiden deutschen Staaten nach 1945 Raum geben. Junge Menschen, die die deutsche Teilung nicht erlebt haben, die den Klang der Worte Ostzone oder DDR nicht nachempfinden können gewinnen durch sie interessante und wichtige Einblicke“, sagt Landrat Jan Weckler.
Die Autoren der Ausstellung sind der Historiker Dr. Ulrich Mählert von der Bundesstiftung Aufarbeitung und der Historiker und Publizist Stefan Wolle, Wissenschaftlicher Direktor des DDR-Museums Berlin. Gestaltet hat sie der Leipziger Grafiker Thomas Klemm.
Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur wurde 1998 vom Deutschen Bundestag gegründet. Sie fördert und initiiert bundesweit Projekte, Veranstaltungen und Publikationen, die sich mit der kommunistischen Diktatur in der DDR sowie der deutschen und europäischen Teilung auseinandersetzen. „Aufarbeitung” ist die 17. Plakatausstellung der Bundesstiftung Aufarbeitung.
Die Ausstellung ist im Friedberger Kreishaus, Gebäude B, Europaplatz, 1. Stock, zu sehen: Montag bis Donnerstag, 7.30 bis 16 Uhr, Freitag 7.30 bis 12.30 Uhr.