Birgit Weckler ist neue Erste Kreisbeigeordnete
Interview zum Amtsantritt am 17. Juni 2024 – „Mit dem Wetteraukreis muss auch die Infrastruktur vor Ort wachsen“
Am 20. März 2024 wurde sie vom Kreistag gewählt, nun hat sie ihr Amt nun offiziell angetreten: Birgit Weckler ist neue Erste Kreisbeigeordnete des Wetteraukreises. Sie verantwortet ab sofort den Fachbereich Regionalentwicklung und Umwelt, zum 17. September kommen die Kämmerei, der Wetterauer Eigenbetrieb Informationstechnologie (WEBIT) sowie der Abfallwirtschaftsbetrieb des Wetteraukreises (AWB) hinzu. „Ich freue mich sehr auf die neuen Aufgaben“, so die 47-Jährige im Interview.
Frau Weckler, der 17. Juni war Ihr erster Arbeitstag im Friedberger Kreishaus. Wie haben Sie Ihre erste Woche im neuen Amt erlebt?
Birgit Weckler: Ich wurde an meinem ersten Arbeitstag von Landrat Jan Weckler, den Kreisbeigeordneten Matthias Walther und Bardo Baier sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr herzlich empfangen. In Gesprächen mit allen Fachbereichsleitungen konnte ich bereits einen Überblick über die interessanten und vielfältigen Aufgaben der Kreisverwaltung gewinnen. Die IT-Einweisung und ein erster Kaffee in der Kantine gehörten ebenfalls zu meiner sehr abwechslungsreichen ersten Woche.
Zehn Jahre lang waren Sie bei der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) tätig, zuvor haben Sie als Rechtsanwältin gearbeitet. Was hat Sie dazu bewegt, an die Landkreis-Spitze zu wechseln?
Neben meiner Tätigkeit bei der EZB war ich schon lange kommunalpolitisch in Frankfurt am Main aktiv, unter anderem als Stadtverordnete und im Ortsbeirat. Es macht mir große Freude, den Alltag und unsere Lebensbedingungen vor Ort aktiv zu gestalten. Die Wetterau ist eine spannende und unglaublich vielfältige Region: Sie vereint dörfliches und urbanes Leben, hat eine reiche Kultur- und Vereinslandschaft mit einem starken Ehrenamt und ist inzwischen einer der wirtschaftsstärksten Gegenden Hessens. Ich freue mich sehr darauf, nun an dieser Entwicklung mitzuarbeiten. Nicht zuletzt habe ich enge familiäre Beziehungen hierher, denn mein Vater stammt aus Butzbach.
Aufgrund Ihrer bisherigen beruflichen Stationen und Ihres ehrenamtlichen Engagements wissen Sie, wie Verwaltung funktioniert. Trotzdem wird sicher viel Neues auf Sie zukommen. Wie gehen Sie damit um?
Ich bin ein neugieriger Mensch. Ein dynamisches Umfeld mit neuen und auch kurzfristig anfallenden Fragestellungen macht mir Freude. Dabei gilt für mich grundsätzlich das Motto: ,Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit‘ – sofern es sich nicht um einen Notfall handelt, der sofortiges Handeln erfordert. Dabei bin ich dankbar, dass ich mich auf die Expertise und Erfahrung der Kolleginnen und Kollegen in den verschiedenen Facheinheiten verlassen kann.
Zu Ihren bisherigen Aufgaben gehörte es auch, interne Prozesse zu prüfen und zu optimieren. Wie kann sich die Kreisverwaltung noch verbessern?
Vor allem möchte ich die Digitalisierung der Verwaltung weiter vorantreiben, denn damit kann auch die Arbeitsbelastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mittelfristig reduziert werden. Hierfür möchte ich in die Verwaltung hineinhören und durch engen Kontakt mit den Führungskräften und Mitarbeitenden Verbesserungspotentiale erkennen.
Der Wetteraukreis ist der am stärksten wachsende Landkreis Hessens. Damit gehen für die Region viele Herausforderungen einher. Welche Themen haben Sie für die ersten 100 Tage auf der Agenda?
Um sinnvolle Entscheidungen treffen zu können, die sich an den tatsächlichen Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger orientieren, werde ich mir in den ersten 100 Tagen einen guten Überblick über meinen Zuständigkeitsbereich verschaffen. Hier sind viele wichtige Themen und Projekte angesiedelt – zum Beispiel in Sachen Natur- und Klimaschutz, Verkehrsinfrastruktur, Kreisentwicklung und Dorferneuerung, Veterinärwesen oder Bauordnung. Unsere Straßen und Radwege müssen dem prognostizierten Wachstum unserer Region Rechnung tragen. Den weiteren Ausbau der S6 zwischen Frankfurt und Friedberg durch die Deutsche Bahn werden wir eng begleiten. Auch in Sachen Klimaschutz und Klimaanpassung gibt es weiterhin viel zu tun. Gleichzeitig gilt es, für die rund 900 landwirtschaftlichen Betriebe in der Wetterau gute Rahmenbedingungen zu schaffen und landwirtschaftliche Flächen zu erhalten – Projekte wie „Bauernhof als Klassenzimmer“, die Unterstützung von Direktvermarktung und der jährlichen „Markt der Region“ auf dem Europaplatz will ich weiter ausbauen.
Im Laufe des Sommers werde ich mich möglichst mit allen Kolleginnen und Kollegen in den Fachbereichen persönlich austauschen. Gerade mit Blick auf das prognostizierte Bevölkerungswachstum von 18,5 Prozent bis 2050 müssen wir als Kreisverwaltung die kommenden Herausforderungen als EIN Team gemeinsam angehen.
Auch für die Bürgerinnen und Bürger, Kommunen, Verbände, Institutionen und alle anderen Akteurinnen und Akteure werde ich ansprechbar sein. Ich will zeitnah alle 25 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister treffen.
Der Landkreis ist für viele Menschen eine abstrakte Ebene und schwieriger greifbar als die Stadt oder Gemeinde vor Ort. Wie können die Bürgerinnen und Bürger und deren Anliegen trotzdem mitgenommen werden?
Um die Menschen mitzunehmen, sind mir zwei Dinge besonders wichtig: Präsenz und Transparenz. Gerade bei entscheidenden Themen und Veranstaltungen bin ich vor Ort und jederzeit ansprechbar. Zu wichtigen Projekten und Entwicklungen möchte ich niedrigschwellig informieren, beispielsweise durch Pressemitteilungen, auf der Homepage des Wetteraukreises oder über Social Media.
Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Wo trifft man die „private“ Birgit Weckler in ihrer Freizeit?
In meiner Freizeit trifft man mich oft draußen in der Natur, beispielsweise beim Fahrradfahren an der Nidda, beim Wandern oder auch bei den Bad Vilbeler Burgfestspielen.