Facharbeitskreis startet Plakataktion gegen „Catcalling“
„Na Süße, geiler A…“ ist ein typischer Spruch, der Mädchen, Frauen und weiblich gelesenen Personen an Bushaltestellen, auf dem Pausenhof oder im Park hinterhergerufen wird. Der Fachbegriff für diese Form von sexueller Belästigung lautet „Catcalling“. Dazu zählen sexuell anzügliches Rufen, Reden, Pfeifen aber auch Belästigungen in den sozialen Medien. Eine Plakataktion, organisiert vom Facharbeitskreis „Mädchen*arbeit“ im Wetteraukreis und Wildwasser Wetterau e.V., soll nun auf das Thema aufmerksam machen.
Catcalling gehört für die meisten Mädchen leider zum Alltag und wird keineswegs als Kompliment verstanden. Stattdessen ist es Ausdruck von Dominanz und Machtverhalten. Catcalling führt dazu, dass sich viele Mädchen und junge Frauen im öffentlichen Raum nicht mehr wohlfühlen. Aus Angst vor weiteren Belästigungen ändern sie ihren Kleidungsstil, meiden bestimmte Plätze und Wege oder gehen weniger nach draußen.
Der Facharbeitskreis „Mädchen*arbeit“ hat nun in Kooperation mit Wildwasser Wetterau e.V. eine Plakataktion gestartet, um auf das Thema aufmerksam zu machen. Drei unterschiedliche Plakate sollen in Schulen und Jugendzentren dazu anregen, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Caro Thon vom Freizentrum Efzet Bad Vilbel, die an der Ausgestaltung der Kampagne federführend beteiligt war, sagt: „Mit unserer Plakataktion zum Thema ,Catcalling‘ wollen wir darauf aufmerksam machen, dass Mädchen, Frauen, weiblich gelesene und queere Personen in besonderem Maße im öffentlichen Raum und im Internet Belästigung erfahren. Das ist für die Betroffenen nicht nur unangenehm, sondern auch bedrohlich. Wir wollen über die Plakate in den Jugendzentren und Schulen ins Gespräch kommen, Mädchen stärken und alle Jugendlichen sensibilisieren. Denn oft ist auch den ,Catcallenden‘ nicht bewusst, wie kränkend und beängstigend ihre Sprüche und ihr Auftreten sind.“
Der Facharbeitskreis „Mädchen*“, der vom Fachdienst Frauen und Chancengleichheit und der Fachstelle Jugendarbeit des Wetteraukreises koordiniert wird, plant noch weitere Aktionen. Sarah Parrish vom Fachdienst Frauen und Chancengleichheit berichtet: „Der Schutz von Frauen und Mädchen vor Gewalt ist ein wichtiger Schwerpunkt unserer Arbeit. Deutschlandweit gibt es bereits an vielen Orten Initiativen von Betroffenen, wie zum Beispiel die ,catcallsofmainz‘ oder die ,catcalls of Frankfurt‘. Die Aktivistinnen der Initiativen schreiben die Sprüche, mit denen die Betroffenen belästigt wurden, mit Kreide auf die Straße, und zwar an dem Ort, an dem es auch passiert ist. Später teilen sie Fotos davon auf Instagram. Sie schaffen damit ein Bewusstsein für das Thema in der Öffentlichkeit und signalisieren den Betroffenen, dass sie nicht allein sind mit ihrer Erfahrung und dass sexuelle Belästigung ein strukturelles Problem ist. Ähnliche Initiativen wären auch im Wetteraukreis wünschenswert. Mit unserer Plakataktion wollen wir einen Anfang machen.“
Betroffenen Personen helfen
Bei Catcalling und Belästigung ist es wichtig, dass Umstehende sich einmischen und nicht wegschauen oder weghören. Stattdessen sollten sie das betroffene Mädchen ansprechen und Unterstützung anbieten. Sie können auch versuchen die catcallende Person oder das betroffene Mädchen abzulenken sowie weitere Umstehende mit einzubeziehen. Wichtig ist, dass die Betroffene sich mit der Situation nicht alleingelassen fühlt. Betroffene selbst sollten mit Freundinnen oder Freunden und vertrauten Personen über das Erlebte sprechen.
Manchmal kann es aber auch hilfreich sein, eine Fachstelle zu kontaktieren. Im Wetteraukreis bieten Wildwasser Wetterau e.V. in Bad Nauheim (Telefon (06032) 9495760), der Frauen-Notruf in Nidda (Telefon (06043) 4471), oder pro familia in Friedberg (Telefon (06031) 2336) Hilfe und Beratungen an.
Kampagnenplakate bestellen
Interessierte können die Din A3-Plakate beim Fachdienst Frauen und Chancengleichheit oder bei der Fachstelle Jugendarbeit des Wetteraukreises bestellen. Auch größere Formate sind auf Wunsch per E-Mail zu haben.
Der Facharbeitskreis „Mädchen*arbeit“ vernetzt Pädagoginnen und Fachkräfte aus der Wetterau, die mit Mädchen, Frauen, weiblich gelesenen und queeren Personen zusammen arbeiten, zum Beispiel Mitarbeiterinnen der Kinder- und Jugendbüros, Schulsozialarbeiterinnen und Vereine.