Das Leben erhält seinen Zauber erst durch seine Endlichkeit

Der Künstler Jan Ove Hennig stellt beim Wetterauer Projekt „Kunst in Kirchen“ in der katholischen Heilig-Geist-Kirche in Friedberg aus

Ein Mann blickt nachdenklich nach unten, er steht vor einer schwarzen Wand.

Jan Ove Hennig möchte die Besucherinnen und Besucher dazu anregen, über die Gegenwart nachzudenken, damit der Tod seinen Schrecken ein wenig verliert. Foto: privat

„Leben und Tod – Tod und Leben“ – unter diesem Thema startet am 6. September die achte Ausgabe des Projekts „Kunst in Kirchen“. Der Künstler Jan Ove Hennig hat für die katholische Heilig-Geist-Kirche in Friedberg eine Klanginstallation geschaffen, die die Besucherinnen und Besucher dazu einladen soll, den Moment zu erleben.

„Ich möchte dass die Betrachter sich nicht mit der Vergangenheit oder der Zukunft beschäftigen, sondern einfach im Hier und Jetzt genießen“, sagt Hennig. Die Auseinandersetzung mit dem Tod führe ihn immer wieder in die Gegenwart, mitten ins Leben, so der Frankfurter Künstler: „Man sollte sich fragen: Mit welchen Werten gehe ich durchs Leben? Wie behandle ich Mitmenschen? Wenn man feststellt, dass man im Einklang mit sich selbst lebt, dann verliert der Tod auch ein bisschen seinen Schrecken“, ist er sich sicher. Er empfinde es als gesund, sich mit der eigenen Vergänglichkeit zu beschäftigen, betont Hennig: „Erst durch die Endlichkeit erhält das Leben seinen Zauber.“

Klang, Töne und Schall passten gut zur Thematik, so der Musikproduzent, der immer wieder neugierig mit neuen Technologien experimentiert. In einer Kirche könne er das besonders gut umsetzen, sagt Hennig: „Schwingungen können sich in einem Kirchenräumen auf ganz besondere Weise entfalteten. Außerdem genieße ich die Achtsamkeit, zu der eine Kirche beim Betreten einlädt. So wird das Hörerlebnis noch einmal intensiviert.“ Das stetige Werden und Vergehen von Schallwellen werde über das Ohr im Gehirn durch komplexe Prozesse in Emotionen verwandelt. Klang habe ein flüchtiges Wesen, wie auch das Sein im Diesseits.

Und wenn es dann ins Jenseits geht? „Ich verstehe den Gedanken des ewigen Lebens so, dass unser Wirken auch über den Tod hinaus noch einen positiven Einfluss auf andere Menschen haben kann. Mich inspirieren bereits verstorbene Künstler oder Schriftsteller zum Beispiel immer noch. Sie bereichern mein Leben weiterhin.“

Über „Kunst in Kirchen“

„Kunst in Kirchen“ wird seit 2008 im Wetteraukreis ausgerichtet. Gefördert wird das Projekt vom Wetteraukreis, dem katholischen Bistum Mainz, den Evangelischen Dekanaten Wetterau sowie Büdinger Land, der Stiftung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, dem Mittelhessische Kultursommer und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen. In diesem Jahr konnten neben Ulli Böhmelmann Jan Daniel Fritz (Friedberg), Jan Ove Hennig (Frankfurt), Gerd Paulicke (Basel) und Erik Seidel (Leipzig) für das Projekt gewonnen werden. In fünf evangelischen und katholischen Gotteshäusern der Wetterau können Kunstinteressierte einen Monat lang herausragende zeitgenössische Werke rund um die wohl wichtigsten Fragen bestaunen: Wie nah liegen Anfang und Ende beieinander? Woher kommen wir und wohin gehen wir? Und was passiert dazwischen? Es geht um nicht weniger als Werden, Sein und Vergehen. 

Auftaktveranstaltung
„Kunst in Kirchen“ wird am 06. September (Freitag) um 19 Uhr in der Heilig-Geist-Kirche in Friedberg (Leonhardstraße 24) eröffnet. Die Harfenistin Miroslava Stareychinska wird die Veranstaltung musikalisch begleiten. 

Veröffentlicht am: 08. August 2024