Der Wetteraulimes: Von der Kreisgrenze bis Limeshain – Teil 1
Der diesjährige „Limesmarsch 2023“ ist eine gute Gelegenheit, um den Verlauf der Grenze des römischen Reiches in unserer Region, den sogenannten „Wetteraulimes“, in einer kleinen dreiteiligen Serie zu beschreiben. Der Wetteraulimes, Teil des obergermanisch-rätischen Limes, gehört zum UNESCO-Welterbe "Grenzen des Römischen Reiches" und gilt als größtes Bodendenkmal Europas.
Der Limesmarsch 2023 – eine Privatinitiative, die Abenteuer und Reenactment miteinander verbindet – führt die Gruppe während ihres 750 Kilometer langen Marsches vom Start Eining an der Donau und dem Ziel Rheinbrohl bei Koblenz auch einmal entlang des prägnanten Limesbogens um unsere zentrale Wetterau herum. Er bietet die Gelegenheit, „römische Legionäre“ in Aktion vor der eigenen Haustüre zu erleben. Umfangreiche Informationen zur Gruppe und Termine finden Interessierte auf der Internetseite des Limesmarsches.
Unter Kaiser Domitian (81-96 n. Chr.) wurde am Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr., nach Abschluss der „Germanenkriege“, die endgültig nordöstliche Begrenzung des römischen Reiches festgelegt. Hierbei verzichtete man bewusst auf ehemals schon eroberte Gebiete bis zur Elbe. Die Wetterau mit ihren fruchtbaren Böden und ihrer strategisch wichtigen Lage wurde aber in das Imperium einbezogen.
Für gut 160 Jahre ist das Gebiet innerhalb des Wetterauer Limesbogens Teil des römischen Reiches. Somit hält nicht nur römisches Recht, ein einheitliches Geldsystem, römisches Ingenieurwesen wie Straßenbau, Steinbauweise und Wasserbauwerke sowie Latein als Amtssprache, sondern auch die Glaubens- und Geisteswelt des Mittelmeerraumes Einzug. Ein schönes Beispiel hierfür sind Szenen aus der Sage von Dädalus und Ikarus mit dem Minotaurus und die Vorbereitung zu ihrem missglückten Fluchtversuch von Kreta, wie sie auf einer Wandmalerei aus dem Kastell Echzell – heute im Landesmuseum Saalburg – zu sehen sind. Insgesamt hat die Limeslinie des Wetteraulimes im Wetteraukreis eine Länge von etwa 42 Kilometern. Es entstehen zahlreiche Kastelle und 72 Turmstellen. Innerhalb des Limesbogens wird die Landschaft von etwa 400 bäuerlichen Gutshöfen geprägt.
Am 21. August überschreiten die „Legionäre“ während ihres Limesmarsches von Hammersbach-Marköbel kommend die Kreisgrenze und erreichen ihr Übernachtungsziel – das erste Highlight: die am 17. August 2013 eingeweihte Rekonstruktion eines Limeswachturms. Hier werden sie von Mitgliedern des Heimat- und Geschichtsvereins Limeshain mit einem kleinen Rahmenprogramm begrüßt. Eine gute Gelegenheit, um das „Römerlager“ zu besuchen und mit den Akteuren ins Gespräch zu kommen.
Bevor sie aber ihr Etappenziel erreicht haben, passieren sie im Limeshainer Wald eine der am besten erhaltenen Abschnitte des östlichen Wetteraulimes. Dieser Teil ist über den „Limesrundweg Limeshain“ besonders gut erschlossen und auch unabhängig des „Limesmarsches 2023“ ein guter Ausflugstipp. Neben Turmrekonstruktion, Drususeiche und zahlreichen Installationen – man befindet sich auf diesem Abschnitt zugleich auch auf dem Radweg der Regionalparkroute Limes – gibt es umfangreiche Informationen über Römer und Germanen sowie über den Naturraum unserer Region.
Am nächsten Tag geht es zunächst an dem immer noch als Wall und Graben zu erkennenden, hier kerzengerade verlaufenden Limes vorbei an dem ehemaligen Standort des Kleinkastells „Buchkopf“ und der Installation „Germanenstämme“ in Richtung des ehemaligen Kastellstandortes Altenstadt. Am Ortsrand von Altenstadt-Oberau vorbeiziehend überschreitet der Limes die Nidder und durchschneidet die Ortslage in Altenstadt. In römischer Zeit wurde die Querung des Flusses mit den parallel verlaufenden alten Handelsrouten entlang der Nidder durch ein Kastell gesichert. In den Jahren 2021 und 2022 konnten im Randbereich der zivilen Siedlung des Kastells Altenstadt umfangreiche Ausgrabungen durchgeführt werden bei denen unter anderem sehr gut erhaltene römische Holzbrunnen dokumentiert werden konnten. Sie geben ein gutes Beispiel für die erhaltenen römischen Kulturdenkmäler direkt unter unseren Füßen.
Im zweiten Teil der kleinen Serie geht es entlang des Limes bis zum nächsten Etappenort Echzell und weiter bis zum benachbarten Kreis Gießen.