Ehemalige Gewerbehalle Berstadt bietet 80 Geflüchteten Obdach

In diesem Gebäude im Berstädter Gewerbegebiet werden künftig Geflüchtete untergebracht.

Weiterhin weisen Bund und Land den Landkreisen wöchentlich Geflüchtete zu, die aufgenommen und untergebracht werden müssen. Aus diesem Grund schafft der Wetteraukreis seit vergangenem Jahr unter Hochdruck eine große Anzahl von Bettenplätzen – unter anderem in einer ehemaligen Gewerbehalle in Wölfersheim. Nun konnten sich Vertreterinnen und Vertreter der Kreisgremien sowie der Wölfersheimer Gremien ein Bild von der nahezu fertiggestellten Immobilie machen.

Rund 80 Geflüchtete aus weltweiten Krisengebieten sollen im Laufe der kommenden Monate in der Halle im Berstädter Gewerbegebiet Obdach finden. Dafür wird das gesamte Untergeschoss des Gebäudes genutzt. Auf einem Großteil der Fläche entstehen derzeit mit Raumteilern abgetrennte Vierer-Kabinen, in denen sich jeweils zwei Doppelstockbetten, Spinde, ein Tisch und Stühle befinden. Hinzu kommt ein großer Aufenthaltsraum. Auf dem Außengelände stehen mehrere Dusch- und Küchencontainer für die Geflüchteten bereit. Der Wetteraukreis wird Basketballkörbe und Tischtennisplatten anbringen. Die Unterkunft wird zudem mit W-Lan ausgestattet und von einer Sicherheitsfirma rund um die Uhr betreut.

Das Gebäude, das sich am Rand des Gewerbegebiets in Berstadt befindet, wurde zuletzt durch einen italienischen Großhandel genutzt. Direkt vor dem Objekt ist eine Bushaltestelle mit Verbindungen unter anderem nach Wölfersheim, Friedberg und Hungen. Um die Ecke befinden sich verschiedene Supermärkte. Der Wetteraukreis hat die Halle für fünf Jahre angemietet.

Bei der Begehung beantwortete Kreisbeigeordneter Matthias Walther zahlreiche Fragen der Gremienvertreter – etwa zur sozialarbeiterischen Betreuung oder zur medizinischen Versorgung der Menschen.

Lage bleibt sehr angespannt

„Im vergangenen Quartal wurden dem Wetteraukreis wöchentlich rund 35 Geflüchtete zugewiesen, die aufgenommen und im Kreisgebiet untergebracht werden müssen. Insbesondere für das vierte Quartal wurden vom Land Hessen wieder steigende Zuweisungszahlen angekündigt, sodass die Landkreise und Kommunen weiter unter Hochdruck Unterkünfte für Geflüchtete schaffen. Wir sind froh, dass hier 80 Plätze entstehen können, ohne dass dafür Sporthallen oder Dorfgemeinschaftshäuser geschlossen werden müssen. Die Menschen werden ein Dach über dem Kopf, saubere Sanitäranlagen und Küchen vorfinden“, erläuterte der Kreisbeigeordnete.

„Die Lage bei der Flüchtlingsunterbringung ist bundesweit weiterhin sehr angespannt. Umso wichtiger ist es, als kommunale Ebene an einem Strang zu ziehen und auch die Integration der zu uns kommenden Menschen in den Blick zu nehmen. Wir stehen vor großen Herausforderungen, die wir nur gemeinsam meistern können“, so Kreisbeigeordneter Walther.

Seit Beginn der neuerlichen Flüchtlingskrise hatte der Wetteraukreis die Kriegsgeflüchteten aus der Ukraine an die Städte und Gemeinden verteilt, während er selbst die Verantwortung für die Unterbringung der Geflüchteten aus weltweiten Krisengebieten übernommen hat. Da die kreiseigenen Unterbringungskapazitäten jedoch so gut wie erschöpft sind, muss der Kreis seit dem 1. Juli vom Landesaufnahmegesetz Gebrauch machen und alle Geflüchtete direkt zur Unterbringung an die Wetterauer Städte und Gemeinden übergeben.

„Dennoch stellen wir bereits angestoßene Großprojekte wie den Umbau der Wölfersheimer Gewerbehalle in eine Gemeinschaftsunterkunft fertig, um so auch künftig die Zuweisung an die Städte und Gemeinden etwas abpuffern zu können. Denn spätestens ab Herbst ist laut dem Land Hessen erneut mit stark steigenden Zuweisungszahlen zu rechnen“, so Kreisbeigeordneter Matthias Walther.

Rund 4900 Geflüchtete im vergangenen Jahr

2022 wurden dem Wetteraukreis rund 4900 Geflüchtete zugewiesen. Im Vergleich zur sogenannten „Flüchtlingskrise“ im Jahr 2015 ist das fast eine Verdopplung: Damals wurden insgesamt 2.506 Personen aufgenommen. Im Vergleich zu 2021 haben sich die Zuweisungszahlen sogar verachtfacht. Vor diesem Hintergrund hat der Kreisausschuss bereits Mitte Oktober 2022 auch formal festgestellt, dass sich der Kreis in einer „Notsituation“ befindet.

Seit Anfang 2022 hat der Wetteraukreis über 1100 zusätzliche Plätze für Geflüchtete geschaffen, weitere sollen im Laufe der nächsten eineinhalb Jahre hinzukommen. Dazu zählen neben Leichtbauhallen unter anderem Unterkünfte in Bad Nauheim, Karben, Ortenberg, Reichelsheim, Wölfersheim und auf dem Kasernengelände in Friedberg. Insgesamt wird der Kreis dann bis zu 4.000 Menschen in etwa 120 Gemeinschaftsunterkünften betreuen.

Veröffentlicht am: 20. Juli 2023

 

Weitere Bilder: