Ehemaliger Supermarkt in Bad Nauheim wird zur Flüchtlingsunterkunft
Weiterhin weisen Bund und Land den Landkreisen wöchentlich Geflüchtete zu, die aufgenommen und untergebracht werden müssen. Um diesem gesetzlichen Auftrag nachkommen zu können, schafft der Kreis deshalb mit Hochdruck zusätzliche Plätze. In Bad Nauheim wird derzeit der ehemalige Lidl-Markt in der Frankfurter Straße zur Flüchtlingsunterbringung hergerichtet. Der Wetteraukreis informierte die Vertreterinnen und Vertreter der Bad Nauheimer Gremien bei einer Vor-Ort-Begehung.
Rund 80 Geflüchtete aus weltweiten Krisengebieten sollen im Laufe der kommenden Monate in dem Gebäude untergebracht werden, das rund um die Uhr von einer Sicherheitsfirma betreut wird. In abgetrennten Vierer-Kabinen werden die Menschen jeweils zwei Doppelstockbetten, Spinde, ein Tisch und Stühle vorfinden. Die Dusch- und Küchencontainer auf dem Außengelände sind bereits aufgebaut. Die Unterkunft, die sich in fußläufiger Lage zu Einkaufsmöglichkeiten und Bushaltestellen befindet, wird zudem mit W-Lan ausgestattet. Die Belegung erfolgt voraussichtlich schrittweise im Laufe des dritten und vierten Quartals.
Seit Beginn der neuerlichen Flüchtlingskrise hatte der Wetteraukreis die Kriegsgeflüchteten aus der Ukraine an die Städte und Gemeinden verteilt, während er selbst die Verantwortung für die Unterbringung der Geflüchteten aus weltweiten Krisengebieten übernommen hat. Da die kreiseigenen Unterbringungskapazitäten jedoch so gut wie erschöpft sind, muss der Kreis seit dem 1. Juli vom Landesaufnahmegesetz Gebrauch machen und alle Geflüchtete direkt zur Unterbringung an die Wetterauer Städte und Gemeinden übergeben.
Dennoch stellt der Kreis bereits angestoßene Großprojekte fertig, um so auch künftig die Zuweisung an die Städte und Gemeinden etwas abpuffern zu können. Denn spätestens ab Herbst ist laut dem Land Hessen erneut mit stark steigenden Zuweisungszahlen zu rechnen.
Rund 4900 Geflüchtete im vergangenen Jahr
2022 wurden dem Wetteraukreis rund 4900 Geflüchtete zugewiesen. Im Vergleich zur sogenannten „Flüchtlingskrise“ im Jahr 2015 ist das fast eine Verdopplung: Damals wurden insgesamt 2506 Personen aufgenommen. Im Vergleich zu 2021 haben sich die Zuweisungszahlen sogar verachtfacht. Vor diesem Hintergrund hat der Kreisausschuss bereits Mitte Oktober 2022 auch formal festgestellt, dass sich der Kreis in einer „Notsituation“ befindet.
Seit Anfang 2022 hat der Wetteraukreis über 1100 zusätzliche Plätze für Geflüchtete geschaffen, weitere sollen im Laufe der nächsten eineinhalb Jahre hinzukommen. Dazu zählen neben Leichtbauhallen unter anderem Unterkünfte in Bad Nauheim, Karben, Ortenberg, Reichelsheim, Wölfersheim und auf dem Kasernengelände in Friedberg. Insgesamt wird der Kreis dann bis zu 4.000 Menschen in etwa 120 Gemeinschaftsunterkünften betreuen.