Equal Pay Day: Höchste Zeit für gleiche Bezahlung
Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Faktor Zeit und der Lohnlücke, die zwischen Frauen und Männern klafft? Mit dieser Frage beschäftigt sich der diesjährige Equal Pay Day, der Tag der gleichen Bezahlung, auf den in dieser Woche der Fachdienst Frauen- und Chancengleichheit des Wetteraukreises aufmerksam macht. Der Tag steht unter dem Motto: „Höchste Zeit für equal pay!“ Denn im Vergleich zu Männern arbeiten Frauen dreimal so häufig in Teilzeit, verdienen folglich weniger und beziehen im Alter eine geringere Rente.
Bezogen auf die Bruttolohnstunden lag die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern im vergangenen Jahr bundesweit bei 18 Prozent (unbereinigter Gender Pay Gap). „Das heißt, Frauen in Deutschland verdienen durchschnittlich 18 Prozent pro Stunde weniger als Männer. Anders ausgedrückt: Sie arbeiten 66 Tage im Jahr unentgeltlich – vom 1. Januar bis zum 6. März“, erläutert Claudia Taphorn, Leiterin des Fachdienstes Frauen und Chancengleichheit. Aktuelle Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg (IAB) zeigen, dass der Gender Pay Gap im Wetteraukreis von 18,6 Prozent (2021) auf 18,2 Prozent (2022) gesunken ist und sich damit bei leicht abnehmender Tendenz im bundesweiten Mittelfeld bewegt.
Weil diese geschlechterspezifische Lohnlücke jedoch nur langsam abnimmt, hat sich der bundesweite Durchschnittswert seit 2020 nicht verändert. Hinzu kommt: Ab dem 30. Lebensjahr stagniert der durchschnittliche Bruttostundenverdienst bei Frauen nahezu, während er bei Männern mit zunehmendem Alter kontinuierlich steigt. Frauen in Deutschland sind bei der Geburt ihres ersten Kindes durchschnittlich 30 Jahre alt. Durch Übernahme von Care-Arbeit unterbrechen sie häufiger als Männer ihre Karriere oder arbeiten in Teilzeit.
Die wichtigsten messbaren Gründe für den unbereinigten Gender Pay Gap: Frauen entscheiden sich nach wie vor überdurchschnittlich oft für die schlecht bezahlten Berufe, während Männer sich überdurchschnittlich häufig für gut bezahlte Berufe entscheiden. Hinzu kommt, dass Männer im Lebensverlauf deutlich häufiger in den besser bezahlten Führungspositionen landen, was meist mit den vermehrten Karriereunterbrechungen von Frauen in Verbindung gebracht wird, die sich statistisch abbilden lassen. Auch arbeiten sie öfter als Männer in Teilzeit und Minijobs und verdienen so im Durchschnitt pro Stunde weniger. Die finanziellen Unterschiede kommen also vor allem durch die nach wie vor stark unterschiedlichen Karriere- und Aufstiegschancen zu Stande.
Bei vergleichbarer Qualifikation, Tätigkeit und Erwerbsbiografie verdienen Frauen in vergleichbaren Positionen immer noch 6 Prozent (bereinigter Gender Pay Gap) weniger als ihre männlichen Kollegen.
Doch was muss passieren, damit Frauen und Männer gleichwertig bezahlt werden? „Es gibt bereits etliche Ansätze, die wir unterstützen“, sagt Fachdienstleiterin Claudia Taphorn. „Sorgearbeit muss paritätischer aufgeteilt werden. Aber auch Arbeitgeber können unterstützen. Zum Beispiel ist Führung auch gut in Teilzeit machbar, das muss weiter ausgebaut werden. Geschlechtsspezifische Erwerbsbiografien sollten in Bewerbungsverfahren mehr Anerkennung finden, Minijobs in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen überführt werden.“