Fair Fashion im Wetteraukreis: Die wahren Kosten der Mode

„Fair statt Fast Fashion“ – Filmabend mit Diskussion über Alternativen zur „Wegwerfmode“

Eine Gruppe von Leuten mit einer Schaufensterpuppe, die Kleidung präsentiert.

Gemeinsam für nachhaltiges Handeln (von links): Anna Möller, Dr. Helmut Francke, Erste Kreisbeigeordnete Birgit Weckler, Bürgermeister Klaus Kreß, Klimaschutzkoordinator beim Wetteraukreis Jonas Bielke, vhs-Leiterin Ann-Karin Schild und Dr. Jürgen Roth.

Unter dem Motto „Fair statt Fast Fashion – Bewusst kleiden, fair handeln“ luden die Fairtrade-Steuerungsgruppen des Wetteraukreises und der Stadt Bad Nauheim, die Volkshochschule Wetterau und der Verein „Bad Nauheim – fair wandeln e.V.“ zu einem Film- und Diskussionsabend in die Trinkkuranlage Bad Nauheim ein.

In ihrer Begrüßung betonte Erste Kreisbeigeordnete Birgit Weckler die Bedeutung der Veranstaltung: „Die Frage, unter welchen Bedingungen unsere Kleidung hergestellt wird, darf nicht im Alltag untergehen. Unser Konsumverhalten hat direkte Auswirkungen – global, aber auch hier vor Ort. Umso wichtiger ist es, diese Zusammenhänge sichtbar zu machen und Alternativen aufzuzeigen.“ Bad Nauheims Bürgermeister Klaus Kreß dankte den Engagierten aus dem Bereich des Fairen Handels und würdigte ihren langjährigen Einsatz für mehr Nachhaltigkeit in Bad Nauheim und im Wetteraukreis.

Bereits zu Beginn machte Dr. Helmut Francke, Co-Vorsitzender des Vereins „Bad Nauheim – fair wandeln“ auf die grundlegenden Widersprüche der heutigen Mode aufmerksam: „Kleidung wird zunehmend zum Wegwerfprodukt – mit drastischen Folgen für Klima, Ressourcen und die Arbeitsbedingungen im globalen Süden.“

Der Dokumentarfilm „The True Cost – Der Preis der Mode“ von Regisseur Andrew Morgan verdeutlichte die sozialen und ökologischen Auswirkungen von Fast Fashion. In schnellen Schnitten zeigte der Film die Kluft zwischen westlichem Konsum und den Lebensrealitäten der Näherinnen in Ländern wie Bangladesch oder Indien. Deutlich wurde: Die Textilarbeiterinnen zahlen den Preis für unsere Billigmode – oft mit ihrer Gesundheit und ihrer Zukunft. Gleichzeitig wurde aber auch aufgezeigt, dass es funktionierende Alternativen gibt.

Im Anschluss leitete Anna Möller (vhs wetterau) gemeinsam mit Dr. Helmut Francke die Podiumsdiskussion mit Fachleuten aus verschiedenen Bereichen. Der Wirtschaftspublizist Dr. Wolfgang Kessler betonte die Notwendigkeit politischer Steuerung. Lieferkettengesetze, zollfreie Einfuhr fairer Kleidung in die EU und eine differenzierte Besteuerung könnten wichtige Schritte in Richtung mehr Gerechtigkeit sein: „Die Modebranche braucht klare Rahmenbedingungen – damit nachhaltiges Handeln nicht der teurere Weg bleibt.“

Aus regionaler Perspektive schilderten Dr. Jürgen Roth (Abfallwirtschaftsbetrieb des Wetteraukreises) und Karlheinz Weinert (Deutsches Rotes Kreuz e.V. Kreisverband Wetterau) die Herausforderungen im Umgang mit ausrangierter Kleidung. Durch Fast Fashion sinkt der Wiederverkaufswert drastisch – was viele gemeinnützige Kleiderläden unter Druck setzt. Roth machte deutlich, dass es bislang kaum praktikable Sortiersysteme für Alttextilien gibt, was zu steigenden Verbrennungsmengen führt.

Nach der Diskussion klang der Abend bei fairen Getränken und Snacks aus. An Informationsständen von Weltladen, VHS, Fairtrade-Gruppen und AWB hatten die Besucherinnen und Besucher Gelegenheit, sich zu lokalen Angeboten und Handlungsmöglichkeiten zu informieren – vom Kleidertausch über Bildungsangebote bis hin zu Repair-Initiativen.

Die Veranstaltung war Teil der Interkulturellen Wochen 2025 sowie der bundesweiten Fairen Woche – und ein starkes Zeichen dafür, dass Veränderung bei uns selbst beginnt.

Veröffentlicht am: 08. Oktober 2025