Fortschrittlicher Ansatz der Integrationsarbeit gewürdigt
Für die Studie „Alle sollen teilhaben – Wie Kreise und kreisfreie Städte Integration neu denken“ des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung wurden besonders fortschrittliche Ansätze im Zusammenhang mit der Integrationsarbeit gesucht. Der Wetteraukreis kam dabei bundesweit zunächst in die Vorauswahl von dann nur noch 30 ausgewählten Landkreisen und kreisfreien Städten und wurde schließlich in den erlauchten Kreis der sechs ausgewählten Städte und Landkreise aufgenommen, mit denen über einen Zeitraum von zwölf Monaten zusammengearbeitet wurde. Nun liegt das Ergebnis der Studie vor.
„Teilhabe und Integration: Warum nicht für alle?“ Letztendlich bedeutet Integration nichts anderes als die Teilhabe am Leben in diesem Land zu ermöglichen. Betrifft Teilhabe aber nicht auch Menschen mit Behinderung, Menschen, die in ländlichen Regionen leben und ältere Menschen – betrifft Teilhabe nicht eigentlich uns alle? Dieser Ansatz prägte die zwölfmonatige Zusammenarbeit des Wetteraukreises mit dem Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung. Denn dieser Ansatz ist auch das zentrale Fundament des schon im Jahr 2013 verabschiedeten Integrationskonzepts des Wetteraukreises.
In der jüngst erschienenen Studie wird zu diesem Ansatz erläutert: „Der demografische Wandel und seine Folgen beeinträchtigen vielerorts die Teilhabechancen der Menschen. In Wechselwirkung mit der sozioökonomischen Entwicklung verschärft dies das Gefälle zwischen Deutschlands Regionen bei den Einkommen, der Gesundheit oder der Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs. Zuwanderung sowie ein selbstverständlicher und konstruktiver Umgang mit gesellschaftlicher Vielfalt sind wichtige Faktoren, um diese Herausforderungen zu bewältigen.“
Gute Rahmenbedingungen schaffen
Zu den Rahmenbedingungen und der inhaltlichen Aufstellung des Wetteraukreises weiß die Studie folgendes zu berichten: „Anders als unsere fünf anderen Fallbeispiele verfolgt der Wetteraukreis einen diversitätsorientierten Ansatz. 2009 richtete der Kreis die Stelle des oder der Integrationsbeauftragten ein. Dieser sollte unter anderem auch ein Diversitätskonzept für den Kreis erarbeiten. 2013 gab sich der Kreis bereits ein Integrationskonzept, das schon die Stoßrichtung der Integrations- und Diversitätsarbeit klarmachte: Viele sogenannte ,Integrationsprobleme‘ sind milieubedingte, soziale Probleme, die nicht an der Herkunft festzumachen sind“, so das Konzept.
Das Ziel bestehe deshalb darin, die passenden Rahmenbedingungen für ein gutes Zusammenleben in einer vielfältigen Gesellschaft zu schaffen. Das zentrale Gremium für diese Arbeit ist der Integrationsbeirat, der 2017 per Kreistagsbeschluss in einen Diversitätsbeirat weiterentwickelt wurde. 68 Vertreterinnen und Vertreter aus zahlreichen gesellschaftlichen Bereichen kommen hier zusammen, beraten und unterstützen die Kreisverwaltung und fungieren zudem als Korrektiv.
Teilhabehürden abbauen
Der Integrationsbeauftragte des Kreises koordiniert und führt die Geschäfte des Beirates. Seine Tätigkeit im Bereich Integration und Diversität beschränkt sich aber nicht auf konzeptionelle Arbeit und Gremienarbeit. Für einzelne Projekte oder die Vernetzung mit den Verantwortlichen in den Gemeinden arbeitet er Hand in Hand mit dem vom Land Hessen geförderten „WIR!-Vielfaltszentrum“, das ebenfalls beim Landkreis angesiedelt ist. Die „WIR!“-Mitarbeitenden sollen Integration und Teilhabe vor Ort fördern, indem sie etwa die vielfaltsorientierte Öffnung der Verwaltung vorantreiben und einzelne Projekte wie das Vielfaltslabel oder Angebote für Kindertagesstätten organisieren.
Der Wetteraukreis fährt somit eine Doppelstrategie: Einerseits versuchen die Beschäftigten Teilhabehürden abzubauen. Gleichzeitig wollen sie die Diversität im Kreis sichtbar machen und ihre Anerkennung in Bevölkerung und Verwaltung vergrößern.
Erste Kreisbeigeordnete und Sozialdezernentin Stephanie Becker-Bösch freut sich über die Auszeichnung für die Aufbauarbeit des Integrationsbeauftragten des Wetteraukreises und über den stetigen Ausbau dieses Ansatzes auch in Zusammenarbeit mit dem Diversitäts- und Inklusionsbeirat und dem WIR-Vielfaltszentrum: „Es freut mich, dass unser schon früh gewählter Ansatz mittlerweile zum Mainstream wird und dass unser moderner Ansatz gewürdigt wird. Wir waren diesbezüglich schon ein wenig der Zeit voraus.“
Studienergebnisse online lesen
Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung wurde 2000 als gemeinnützige Stiftung gegründet und beschäftigt sich mit Fragen regionaler und globaler demografischer Veränderungen. Die Studie „Alle sollen teilhaben – Wie Kreise und kreisfreie Städte Integration neu denken“ kann online eingesehen werden.
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