„Wir müssen mehr Frauen ermutigen, sich zu engagieren“
75 Jahre Gleichberechtigung im Grundgesetz – Fünf Wetterauer Politikerinnen tauschen sich über Chancen, Hürden und Zusammenarbeit aus und rufen zu aktiver Teilhabe auf
Anlässlich des 75. Jubiläums des Gleichberechtigungsgrundsatzes im Grundgesetz fand im Plenarsaal des Friedberger Kreishauses die Veranstaltung „75 Jahre Gleichberechtigung im Grundgesetz und Frauen in der Politik“ statt. Birgit Weckler (CDU), Annette Wetekam (CDU), Nathalie Pawlik (SPD), Henrike Strauch (SPD) und Isil Yönter (Bündnis 90/Die Grünen) tauschten sich über Gleichberechtigung und Zusammenarbeit von Frauen in der Politik aus.
Landrat Jan Weckler eröffnete die Veranstaltung mit einem eindringlichen Grußwort: „Der Gleichberechtigungsgrundsatz in Artikel 3 Absatz 2 des Grundgesetzes ist nicht nur ein rechtlicher Rahmen, sondern ein Versprechen an alle Frauen in Deutschland. Es ist unsere Pflicht, dieses Versprechen zu leben und weiterzugeben. Dieser Artikel leitete für viele Frauen und Männer eine neue Ära der Hoffnung und des Wandels ein.“
Claudia Taphorn, Leiterin des Fachdienstes Frauen und Chancengleichheit des Wetteraukreises, betonte die Bedeutung der politischen Mitgestaltung auf lokaler Ebene: „Politik beginnt im Kleinen und vor Ort. Jede Stimme zählt, und es ist entscheidend, dass Frauen in Entscheidungsprozesse einbezogen werden.“
Fünf Wetterauer Politikerinnen, die auf unterschiedlichen politischen Ebenen aktiv sind, teilten ihre persönlichen Erfahrungen, Motivationen und Hoffnungen mit den Besucherinnen und Besuchern. Bundestagsabgeordnete Nathalie Pawlik (SPD) nannte Elisabeth Selbert, eine der Hauptarchitektinnen des Gleichberechtigungsartikels, als eines ihrer Idole: „Elisabeth Selbert hat den Weg für uns geebnet. Ihre Entschlossenheit inspirierte mich, in der Politik aktiv zu sein und für die Rechte der Frauen zu kämpfen.“
Lokale Politik als Schlüssel zur Veränderung
Glauburgs Bürgermeisterin Henrike Strauch (SPD) berichtete von ihren Erfahrungen in der Kommunalpolitik: „Wenn Frauen in politischen Ämtern vertreten sind, werden Themen wie soziale Angelegenheiten und Kinderbetreuung ganz anders diskutiert. Wir bringen Perspektiven ein, die oft übersehen werden.“
Erste Kreisbeigeordnete Birgit Weckler hob die Wichtigkeit der kommunalen Ebene hervor: „Die lokale Politik ist der Schlüssel zur Veränderung. Wir müssen mehr Frauen ermutigen, sich zu engagieren und ihre Stimmen zu erheben.“ Landtagsabgeordnete Annette Wetekam (CDU) ergänzte, dass Frauen sich gegenseitig stärken und Netzwerke bilden sollten, da Strukturen in der Politik oftmals männlich geprägt seien. „Es ist an der Zeit, dass wir die Gleichstellung nicht nur als Ziel, sondern als Realität betrachten. Wir müssen aktiv daran arbeiten, dass Frauen in allen Bereichen gleichberechtigt sind“, so Wetekam.
Kreistagsabgeordnete Isil Yönter (Grüne) stellte fest, dass Gleichberechtigung zwar Realität sein sollte, es aber noch viel zu tun gibt: „Wir müssen die gesellschaftlichen Strukturen hinterfragen, die Frauen oft benachteiligen. Es ist wichtig, dass wir bei Fragen der Menschenrechte solidarisch über Parteigrenzen hinweg zusammenarbeiten“, so Yönter.
Netzwerke sind ein wichtiges Instrument
Die Teilnehmerinnen waren sich einig, dass es notwendig ist, Stimmen von Frauen und anderen unterrepräsentierten Gruppen stärker zu hören. Netzwerke und Austausch unter Frauen seien hierfür ein wichtiges Instrument. Henrike Strauch forderte mehr Verantwortung und Engagement von Frauen, insbesondere von jungen Frauen, sowohl auf politischer Ebene, jedoch auch in anderen Positionen wie beispielweise in der Vorstandsarbeit. „Wir müssen die nächste Generation ermutigen, sich politisch zu engagieren. Ihre Ideen und Perspektiven sind entscheidend für die Zukunft unserer Gesellschaft“, so Strauch.
Zum Schluss rief Birgit Weckler alle Anwesenden dazu auf, aktiv an der politischen Mitgestaltung teilzunehmen. „Wir haben die Chance, uns lokal einzubringen und gemeinsam mit Ihnen diese Gesellschaft zu gestalten“, so Weckler.
Ausstellung „Mütter des Grundgesetzes“ noch bis 25. Oktober
Die Veranstaltung war eine Kooperation des Fachdienstes Frauen und Chancengleichheit, Rumi Kultur e.V., dem Frauenzentrum Wetterau und der Initiative Bunte Frauen Wetterau. Die Ausstellung „Mütter des Grundgesetzes“ des Helene Weber-Kollegs ist noch bis zum 25. Oktober in der Kreisverwaltung am Friedberger Europaplatz (Gebäude B) ausgestellt. Die Ausstellung kann während der regulären Öffnungszeiten besichtigt werden. Das Helene Weber-Kolleg fördert Vernetzung unter Kommunalpolitikerinnen und verleiht jährlich den Helene-Weber-Preis.