Friedberger Sommerloch

Personen mit blauer Uniform untersuchen ein Loch im Boden.

Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des THW Wiesbaden an der Baustelle „Friedberg Sommerloch 2025“ in der Großen Klostergasse.

Überpünktlich noch vor Anfang der Ferienzeit zeigte sich das Friedberger Sommerloch nicht etwa als bissiger Riesenwels im Flüsschen Usa, sondern in Form eines eingebrochenen Gehwegstückes in der Friedberger Altstadt.

Nicht schlecht staunten die mit der Verlegung von Glasfaserleitungen in der Großen Klostergasse beschäftigten Arbeiter, als ihnen bei der Wiederverfüllung des Leitungsgrabens der Boden buchstäblich unter den Füßen wegbrach. Beim Verdichten des Schotters öffnete sich ein etwa 60 Zentimeter großes Loch. Zwei miteinander verbundene Zollstöcke zeigten schnell, dass die eingebrochene Grube zwar räumlich sehr begrenzt ist, diese aber über vier Meter in den Friedberg Untergrund führt.

Bei einem zügig anberaumten Ortstermin mit dem zuständigen Leiter Fachgebiet Tiefbau der Stadt Friedberg Tobias Schmidt und dem Kreisarchäologen Dr. Jörg Lindenthal konnte der Sachverhalt teilweise geklärt werden: Mithilfe von Aufnahmen einer in das Loch abgelassenen Kanalkamera konnte ein Gang dokumentiert werden, der wohl in einen der vielen im Friedberger Untergrund verborgenen Tiefkeller führt.

In der anschließenden Recherche stellte sich heraus, dass kein aktueller Zugang zu dem wohl seit vielen Jahrzehnten verschlossenen Kellerabgang bekannt ist und ein Zugang durch den über vier Meter tiefen, schmalen Einsturztrichter nur mit sehr hohem Aufwand und Kosten möglich wäre. Daraufhin nahm die Kreisarchäologie mit freundlicher Unterstützung des THW-Ortsverbands Friedberg Kontakt zur Fachgruppe Ortung des THW-Ortsverbands Wiesbaden auf, der über entsprechende Sachkunde und Technik verfügt. So gelang es mit dem Einsatz einer Searchcam – einem Gerät mit Videomonitor, Kamera, Kopfhörer und Mikrofon, das unter anderem zur Ortung Verschütteter unter Trümmern eingesetzt wird –, Aufnahmen in deutlich höherer Bildqualität als mit der Kanalkamera zu erstellen.  Die Arbeiten wurden als technische Hilfeleistung im Rahmen der Amtshilfe von den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern des THW durchgeführt (Abb. 1). Die Zugangssituation – zunächst etwa 4,5 Meter senkrecht abwärts und dann über eine Kante in einen weiteren Hohlraum – erwies sich als anspruchsvolle Aufgabe, konnte aber souverän gelöst werden.

Das Ergebnis: In etwa 4,5 Metern Tiefe setzt ein Kellerabgang an, der im Straßenraum der Großen Klostergasse wohl einen Tiefkeller erschließt (Abb. 2). Eine weitere Erkundung des Kellerraumes ist leider mit vorhandenen Mitteln nicht möglich. Für eine weiterführende genauere Dokumentation müsste der Zugang erweitert werden. Hierauf wurde wegen der unverhältnismäßig hohen Kosten und einer nicht absehbaren Zeitverzögerung in Abstimmung zwischen Stadt und Denkmalpflege verzichtet. Da ein weiteres Nachbrechen des Pflasters nicht gänzlich auszuschließen ist, wird der Kellerabgang verfüllt. Als Verfüllmaterial nutzt man sogenannten „Flüssigen Boden“. Die reversible Einfüllung lässt die Option einer zukünftigen Untersuchung offen. 

Veröffentlicht am: 17. Juli 2025