Gemeinsame Strategie für mehr Toleranz auf Wirtschaftswegen
Radverkehr außerhalb der Orte findet sowohl auf straßenbegleitenden Radwegen als auch auf landwirtschaftlichen Wirtschaftswegen statt. Hier kommt es bei der Begegnung von Landwirtschaft und Radfahrenden mitunter zu Konflikten: Wer hat Vorfahrt? Wer macht Platz? Kreislandwirt Michael Schneller, Vertreter des ADFC und der Kreisverwaltung haben sich zu einer gemeinsamen Strategie zum Thema ausgetauscht und ein Maßnahmenprogramm entwickelt.
Die Wirtschaftswege in der Feldflur sind vorrangig für die landwirtschaftlichen Betriebe und zum Erreichen ihrer Flächen mit Maschinen angelegt. Sie gehören zumeist den Kommunen und werden von diesen über Grundsteuer und manchmal auch spezielle Förderprogramme ausgebaut und erhalten. Gleichzeitig sind diese Wege aber häufig auch wichtige Verbindungen zwischen den Ortsteilen, die gerade im ländlichen Raum für den Radverkehr gut nutzbar und attraktiv sind. Daher sind im Wetterauer Radwegenetz auch Verbindungen auf Wirtschaftswegen enthalten und für den Radverkehr ausgeschildert.
Bei Konflikten kommt es auf jeden Einzelnen an
Leider kommt es bei der gemeinsamen Nutzung auch immer wieder zu Konflikten. Sowohl Landwirte als auch Radfahrer berichten von fehlender Toleranz Einzelner. Aus diesem Grund trafen sich Kreislandwirt Michael Schneller, drei Vertreterinnen und Vertreter des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) und Zuständige aus der Kreisverwaltung, um über eine Strategie und Maßnahmen für eine Bewerbung von tolerantem Verhalten in der Feldflur zu sprechen.
Für ein Miteinander auf den Wegen ist gegenseitige Rücksichtnahme unabdingbar. So kann es natürlich vorkommen, dass landwirtschaftliche Wege verschmutzt sind und dass im Begegnungsverkehr der Radfahrer ausweichen und anhalten muss. Für Kreislandwirt Michael Schneller ist klar: „Weil wir die Wege für unsere tägliche Arbeit im Feld brauchen, müssen wir bei den anderen Nutzerinnen und Nutzern für Toleranz werben. Gleichzeitig erwarten wir aber auch Verständnis und angepasstes Verhalten, da die Wege vorrangig der Landwirtschaft und somit der Nahrungsversorgung Aller dienen.“
Viel Toleranz und wenige „schwarze Schafe“
Für den ADFC ist klar, dass es häufig nur Einzelne sind, denen es an Rücksicht mangelt. „Daher war es allen wichtig, gemeinsam einen Verhaltenskodex zu entwerfen und für diesen in der Öffentlichkeit zu werben“ führt Ulrike Fuchs vom ADFC Bad Nauheim/Friedberg aus. Eine besondere Rolle sollen hierbei vielerorts bereits erprobte Bodenkennzeichnungen spielen, die auf gemeinsam genutzten Wegen für Toleranz werben. Eine Website mit den Verhaltensregeln und ein Flyer oder eine Postkarte zum Thema sind ebenfalls geplant. Eine Reihe von Pressemitteilungen und Social-Media-Posts sollen die Reichweite erhöhen. Letztlich soll das Thema und die Zusammenarbeit der Akteurinnen und Akteure auf der nächsten Wetterauer Fahrradkonferenz vorgestellt werden.
Häufig kommt aus der Landwirtschaft und aus dem Radverkehr die Forderung nach getrennten Wegeführungen für landwirtschaftlichen und anderen Verkehr. Hier waren sich alle einig: Aus Kostengründen und aufgrund des hohen Landverbrauchs muss dies immer im Einzelfall abgewogen werden. Viele Verbindungen über Wirtschaftswege sind gut nutzbar und auch landschaftlich hochattraktiv, wenn alle Nutzerinnen und Nutzer aufeinander Rücksicht nehmen und die Interessen des Gegenübers achten.