Autor Horst Decker gibt spannende Einblicke in die Nachkriegszeit

Zwei Herren stehen vor einem großen Gemälde, einer hält ein Buch in der Hand, der andere einen Bilderrahmen.

Der Dauernheimer Autor Horst Decker und Landrat Jan Weckler sind sich einig: Es lohnt sich, einen intensiven Blick auf die Zeit vor der Entstehung des Grundgesetzes zu werfen.

Der Wetterauer Autor Horst Decker hat seinen Nachkriegs-Roman „Kericht“ bei einer Lesung im Kreishaus vorgestellt. Passend zum Jubiläum „75 Jahre Grundgesetz“ gab er spannende Einblicke in die Jahre 1945 bis 1949, die prägend für die Entstehung der Bundesrepublik Deutschland und ihrer rechtlichen Verfasstheit waren.

Die unmittelbare Nachkriegszeit ist für viele Menschen mittlerweile Theorie und einfach schon lange her. Persönliche und lokale Geschichten und Gegenstände können das manchmal abstrakte Vergangene greifbar und erfahrbar machen. Der Autor Horst Decker, der seit rund 40 Jahren im Wetteraukreis lebt, hat Begebenheiten aus der Gegend und dem weiteren Umkreis zwischen 1945 und 1949 mit großer Liebe zum Detail zusammengetragen und zu einer Erzählung zusammengewoben. In seinem Roman „Kericht“ über ein junges Ehepaar wird so die Geschichte Deutschlands zwischen dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Gründung der Bundesrepublik für die Leserinnen und Leser ganz nahbar.

Decker beschreibt die Zeit als eine ungewisse Episode mit „wenig Kontrolle und viel Hoffnung“ – Hoffnung auf ein neues Leben, auf die Überwindung der Hinterlassenschaften der nationalsozialistischen Diktatur. Der Autor verdeutlichte bei seiner Lesung, wie entscheidend diese „Zwischen-Zeit“ mit all ihrem Chaos, ihrem Mangel und ihrer Rechtlosigkeit für die Entstehung einer neuen Staatsform und Verfassung war. Nach der NS-Diktatur und während der Zeit des notwendigen Neubeginns habe sich der Wille geformt, mit einem Grundgesetz auszudrücken, „dass sich alles künftige Recht unmittelbar und ausschließlich auf dieses Übergesetz gründen muss, um rechtskräftig zu sein.“ Wie Decker weiter sagte, ist es vor dem Hintergrund aktueller Ereignisse wie dem Reichsbürger-Prozess umso wichtiger, diese Tatsache zu verinnerlichen: „Die Gefahr, dass aus antidemokratischer Sprache und Missachtung der Würde anderer wieder Taten werden können, ist präsent.“ 

Auch Landrat Jan Weckler betonte: „Gerade in solchen Zeiten gilt es, daran zu erinnern, dass unsere Verfassung uns vor Willkür schützt, genauso wie wir dazu aufgerufen sind, unsere Verfassung zu schützen.“ Weckler lobte Horst Decker für seine intensive Beschäftigung mit der Zeit der Entstehung des Grundgesetzes: „Die Gründung der Bundesrepublik Deutschland mit einem Grundgesetz, das bis heute für unser Zusammenleben und unsere demokratischen Werte maßgebliche Richtschnur ist, war eine prägende Zeit. Wir müssen sensibilisieren für die Jahre der Entstehung und zugleich einen Bogen schlagen in die Gegenwart, in der vieles Gewohnte nicht mehr selbstverständlich scheint“, sagte Weckler.

Horst Decker: Kericht, 738 Seiten, ISBN 9798848568226

Veröffentlicht am: 27. Mai 2024