Neue Inobhutnahmeplätze im Wetteraukreis
Die Arbeitsbelastung in den hessischen Jugendämtern ist zuletzt erheblich angestiegen. Fachkräftemangel und steigende Fallzahlen bei gleichzeitig sinkenden Angeboten von Trägern erschweren die Rolle der Jugendämter als Wächteramt. Diese und weitere Herausforderungen wurden kürzlich im Rahmen einer Sondersitzung des Ausschusses für Jugend, Soziales, Familie, Gesundheit und Gleichstellung (JSFGG) gemeinsam mit dem Jugendhilfeausschusses und des Fachausschusses Hilfen zur Erziehung thematisiert.
Erste Kreisbeigeordnete und Sozialdezernentin Stephanie Becker-Bösch erläuterte akute Schwierigkeiten bei der zwingend erforderlichen Unterbringung von Kindern und Jugendlichen, die kurzfristig wegen möglicher Kindeswohlgefährdung aus ihren Familien entnommen werden müssten. „Kinder und Jugendliche, die aus ihren Familien kurzfristig entnommen werden müssen, sollen möglichst einfühlsam untergebracht werden“, so Sozialdezernentin Stephanie Becker-Bösch.
Der Mangel an Plätzen ist unter anderem dadurch entstanden, dass aufgrund der fehlenden Fachkräfte die Wohngruppen nicht voll belegt werden können und die jungen Menschen länger in der Inobhhutnahmeeinrichtung verweilen. Zusätzlich machen sich auch die Folgen der Pandemie in einer Steigerung von Fallzahlen im gesamten Jugendamt bemerkbar.
Da nun teilweise keine Plätze mehr kurzfristig zur Verfügung standen, richtet der Wetteraukreis nun dauerhaft Plätze in Einrichtungen für Kinder und Jugendliche ein, die ausschließlich für Inobhutnahme vorgehalten werden.
Grundlage dafür sei laut Sozialdezernentin Becker-Bösch der gute sowie vertrauensvolle Umgang und Kontakt mit allen Trägern im Bereich der Jungend- und Sozialhilfe.
Jutta Messerschmidt, Leiterin des Wetterauer Jugendamtes berichtete in der Sondersitzung über die aktuelle Situation, die das Jugendamtes zusätzlich belasten: In den letzten Wochen haben mehrere Leitungs- und Fachkräfte den Allgemeinen Sozialen Dienst des Wetteraukreises aus unterschiedlichsten Gründen verlassen.
Die konstruktive Debatte der Mitglieder des Jugendhilfeausschusses und des Fachausschusses wurde mit einem eindringlichen Bericht einer Fachkraft aus dem Kinderschutz ergänzt. Vor allem die Rufbereitschaften nachts und am Wochenende belasten die Fachkräfte, weil fast jeder Anruf zu einer Kindeswohlgefährdung eine stundenlange Suche nach einer geeigneten Unterkunft bedeutet. Oftmals kann nur eine Notlösung für die jeweilige Nacht gefunden werden. Für die ohnehin schon stark belasteten jungen Menschen bedeutet dies, dass sie in kurzen Abständen zwischen mehreren Einrichtungen wechseln müssen.
Eine Entlastung für die Fachkräfte ist nun die Möglichkeit, dass das Jugendamt des Wetteraukreises feste Plätze für Inobhutnahmen bei Trägern anmieten kann, die ausschließlich für den Wetteraukreis freigehalten werden. Für dieses Vorgehen hat die Verwaltung nun zusätzlich Rückendeckung durch den Sozialausschuss des Wetteraukreises erhalten.
„Ich freue mich, dass wir in unserem Vorgehen im Sinne des Kinderschutzes nun auch von den beteiligten Kreisgremien unterstützt werden und die finanziellen Mittel zur Verfügung stehen“, so Erste Kreisbeigeordnete und Sozialdezernentin Stephanie Becker-Bösch. „Am Ende gilt es junge Menschen in besonderen Belastungssituationen aufzufangen, um sie gut auf unsere Gesellschaft vorzubereiten.“, so Becker-Bösch abschließend.