Landschaftspfleger auf vier Beinen im Einsatz

Schafe weiden im Streuobst. Die wolligen Landschaftspfleger sorgen für den Erhalt der Wiesen, auf denen die Obstbäume stehen. Foto: Karl-Hermann Heinz
Der Frühling ist da und die meisten Lämmer haben bereits das Licht der Welt erblickt. Die Schafe im Wetteraukreis ziehen nun wieder aus den Ställen auf die Wiesen und Weiden. Hierzu zählt auch der Wingert in Bad Vilbel.
Abhängig von der Witterung und dem Aufwuchs der Vegetation zieht der ortsansässige Schäfer zwischen April und Oktober mit seinen Tieren in die Streuobstwiesen am Wingert in Bad Vilbel. Vor einigen Jahren wurde das Gebiet großflächig entbuscht, um die Obstbäume und Wiesen wieder pflegen, nutzen und erhalten zu können.
Die Ernte der Obstbäume erfreut uns Menschen auf vielfältige Weise, beispielsweise als Kompott, Apfelsaft oder Ebbelwoi, während wir für den Aufwuchs auf den Wiesen keine direkte Verwendung haben. Hier kommen die Schafe ins Spiel. Als tierische Landschaftspfleger verspeisen sie die schmackhaften Gräser und Kräuter der Wiesen im Wingert und halten dadurch die Vegetation in Schach. Die Beweidung mit Schafen erhält somit den Lebensraum Wiese.
Die Wiese – ein Kleinod vor der Haustür
Die Wiese ist ein viel bevölkerter Lebensraum und kann diversen Vögeln, Heuschrecken, Schmetterlingen, Wildbienen, Reptilien wie der Zauneidechse und zahllosen weiteren Tieren eine Heimat bieten. Die vielfältigen Strukturen einer Streuobstwiese mitsamt ihren hochstämmigen Obstbäumen bieten zusätzliche Lebensräume. Je mehr Pflanzenarten auf der Wiese vorkommen, desto mehr spezialisierte Tierarten können sich ansiedeln. Durch das selektive Fressverhalten der Schafe werden gewisse Pflanzen gemieden und dadurch gefördert. Außerdem verbreiten die Schafe Pflanzensamen in der Wolle und im Kot. Langjährig schafbeweidete Wiesen sind daher oft artenreich.
Auf diese Weise leisten Schafe einen wichtigen Beitrag zum Erhalt und zur Förderung der Biodiversität. Dies macht sie zu unersetzlichen Partnern für die Landschaftspflege und den Naturschutz.
Erfolgreiche Koexistenz nur mit Rücksichtnahme
Der Wingert ist als Naherholungsgebiet Anziehungspunkt für viele Besucherinnen und Besucher und erfreut sich vor allem in den Sommermonaten einer hohen Beliebtheit. „Nur bei gegenseitiger Rücksichtnahme können Freizeitnutzung und Landschaftspflege nebeneinander funktionieren und die Schafe weiterhin zum Erhalt unserer Kulturlandschaft beitragen“, erklärt Landrat Jan Weckler, Vorsitzender des Naturschutzfonds Wetterau e.V.. Dafür gilt es einige Hinweise zu beachten.
Die Anwesenheit freilaufender Hunde kann Schafe schnell beunruhigen, schließlich sind sie es gewöhnt, von Hütehunden getrieben zu werden. Daher sollten Hunde stets an der Leine geführt und Hinterlassenschaften mitgenommen werden. Hundekot verdirbt Schafen den Appetit und schmälert die Futterqualität enorm. Auch gefüttert werden sollten die Tiere grundsätzlich nicht, denn der Pansen der Schafe reagiert empfindlich auf ungewohnte Kost und die Tiere erkranken. „Besucherinnen und Besucher sollten Schafweiden nicht betreten und die Tiere auch nicht anderweitig beunruhigen“, bittet Projektmitarbeiterin Birthe Pesch von der Schäfereiberatung des Naturschutzfonds.
Wenn aufeinander Rücksicht genommen wird, können Freizeitnutzung und Landschaftspflege problemlos nebeneinander bestehen, sodass sich Spaziergängerinnen und Spaziergänger im Wingert weiterhin am Anblick der grasenden Schafe erfreuen können.
Die Schäfereiberatung des Naturschutzfonds Wetterau ist Teil des Projektes „Vorbereitung, Begleitung und Evaluation von Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege durch den Naturschutzfonds Wetterau e.V.“ Es wird durch das Land Hessen im Rahmen der Richtlinie zur Förderung von Landschaftspflegeverbänden gefördert. Bewilligungsstelle ist das Regierungspräsidium Darmstadt. Die Förderung trägt insbesondere zur Umsetzung der Ziele der Hessischen Biodiversitätsstrategie bei.