Feldversuch soll seltene Arten wiederansiedeln
Naturschutzfonds Wetterau e.V. testet neue Verfahren, um passende Lebensräume wiederherzustellen und gefährdete Arten zu fördern
Um selten gewordene Arten im Wetteraukreis zu fördern, fanden im September kleinflächig Maßnahmen zur Verbesserung von artenreichem Grünland statt. Sind diese Maßnahmen erfolgreich, sollen sie jährlich auf weiteren Flächen wiederholt werden.
Artenreiches Grünland ist ein Schlüsselfaktor zur Erhaltung und Förderung der Biodiversität in einer Region. Viele Arten sind speziell an einzelne Blütenpflanzen angepasst. Je mehr unterschiedliche Pflanzen auf kleiner Fläche wachsen, desto mehr Tiere, insbesondere Insekten, kommen in diesem Lebensraum vor.
Leider sind einige spezialisierte Arten in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Die Gründe für den Artenrückgang sind vielfältig. Wichtig ist es nun, passende Lebensräume wiederherzustellen und besonders seltene und gefährdete Arten zu fördern. Hier setzt der Naturschutzfonds Wetterau e.V. verstärkt an und testet neue Verfahren.
Färberscharte, Prachtnelke und Teufelsabbiss
Gestartet wurde mit seltenen Arten der Pfeifengraswiesen, einer Pflanzengesellschaft, welche im Wetteraukreis stark gefährdet ist. Bereits im Laufe des Jahres wurden sowohl händisch als auch mittels einer Bürstmaschine die reifen Samen der gewünschten Pflanzen auf sogenannten Spenderflächen geerntet beziehungsweise ausgebürstet. Parallel dazu wurden Flächen ausgewählt, die passende Standortbedingungen und damit ein gutes Potenzial zur Entwicklung der Pflanzengesellschaft aufweisen.
Damit sich die Samen auch tatsächlich auf den neuen Flächen etablieren können, benötigen sie jedoch offene Bodenstellen zum Keimen. Auf den Flächen wurde daher auf kleinen Streifen die Grasnarbe entfernt und anschließend mit dem gesammelten Saatgut eingesät. Nun heißt es abwarten: Bei guten Witterungsbedingungen sollten bereits im nächsten Jahr die ersten Prachtnelken, Färberscharten und Teufelsabbisse auf ihren neuen Standorten wachsen und gedeihen.
Stärkung der regionalen Wildpflanzen-Populationen
„Es ist wichtig, aktiv Maßnahmen zu ergreifen, um die Artenvielfalt im Wetteraukreis zu stärken. Bei so selten gewordenen Arten ist es leider meist unwahrscheinlich, dass die Samen von alleine den Weg zu passenden Wuchsorten finden. Hier helfen wir nach, um die regionalen Populationen zu stärken“, erklärt Landrat Jan Weckler, Vorsitzender des Naturschutzfonds Wetterau e.V. „Ein herzlicher Dank gilt dabei auch den Landwirtinnen und Landwirten, die ihre Flächen für solche Maßnahmen des Naturschutzes zur Verfügung stellen und damit die Entwicklung weiterer wertvoller Grünlandbestände unterstützen.“
Schon seit vielen Jahren werden von verschiedenen lokalen Akteurinnen und Akteuren Maßnahmen zur Verbesserung der Artenvielfalt im Grünland durchgeführt. In einer gemeinsamen Arbeitsgruppe wird sich regelmäßig darüber ausgetauscht, welche Maßnahmen am besten funktionieren. Diese sollen dann künftig vermehrt im Wetteraukreis umgesetzt werden. Aus dieser Arbeitsgruppe heraus entstand auch die Idee für die diesjährigen Maßnahmen. Der Naturschutzfonds Wetterau e.V. setzte diese in Kooperation mit Dr. Stefan Nawrath von der Projektgruppe Biodiversität und Landschaftsökologie um. Finanziert wurde die Maßnahme aus Mitteln des Gebietsmanagements, bereitgestellt vom Regierungspräsidium Darmstadt und beauftragt vom Forstamt Nidda.
Beim Naturschutzfonds Wetterau e.V. fanden die Maßnahmen im Rahmen der Grünlandberatung statt. Sie ist Teil des Projektes „Vorbereitung, Begleitung und Evaluation von Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege durch den Naturschutzfonds Wetterau e.V.“. Es wird durch das Land Hessen im Rahmen der Richtlinie zur Förderung von Landschaftspflegeverbänden gefördert. Bewilligungsstelle ist das Regierungspräsidium Darmstadt. Die Förderung trägt insbesondere zur Umsetzung der Ziele der Hessischen Biodiversitätsstrategie bei.
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