Reiche Wetterau: Experten entdecken 6.500 Jahre alte Schätze

Im Weckesheimer Gewerbegebiet "Am Heiligen Stein" haben Archäologen rund 1000 Befunde aus der Jungsteinzeit ausgegraben

Neun Leute stehen vor einem Baucontainer. Im Vordergrund auf einem Tisch sieht man antike Scherben.

Freuen sich über die reiche Wetterauer Kulturlandschaft: (von links) Lena Herget (Bürgermeisterin von Reichelsheim), Erkan Kart (Grabungsleiter WiBA), Johanna Trabert (WiBA), Landrat Jan Weckler, Kreisarchäologe Dr. Jörg Lindenthal, Gunter Thias (HLG), Petra Klöppel (Bauverwaltung Reichelsheim), Hardy Prison (hessenArchäologie), Tanja Grünsfelder (HLG)

Der Boden der Wetterau ist eine wahre Fundgrube: Fast in jedem Fleckchen Erde, das man umgräbt, gibt es Nachweise über vergangene Zeiten. Grabungen im Weckesheimer Gewerbegebiet „Am Heiligen Stein“ haben jetzt mehr als 1.000 Befunde aus der Jungsteinzeit zu Tage befördert. Landrat Jan Weckler, Reichelsheims Bürgermeisterin Lena Herget, Kreisarchäologe Dr. Jörg Lindenthal und Bezirksarchäologe Hardy Prison haben die Ergebnisse vorgestellt.

Seit 2016 hatte ein Experten-Team, bestehend aus Kreisarchäologe Jörg Lindenthal, Hardy Prison von der hessenArchäologie, der Grabungsfirma WiBA sowie der Hessischen Landgesellschaft, im Baugebiet im Reichelsheimer Ortsteil Weckesheim den Boden in mehreren Schritten intensiv untersucht. Auf einem Areal von 1,5 Hektar konnten die Fachleute über 1.000 Befunde dokumentieren. Die Gegenstände und Bodenbefunde belegen eine Ansiedlung aus der sogenannten „Rössener Kultur“ (4.750-4.550 v.Chr.). Größtes „Fundstück“ sind die Umrisse eines schiffsförmigen Langhauses. Immer wieder beeindruckt die Länge der Häuser in den Jungsteinzeitlichen Siedlungen der Rössenkultur – in Weckesheim sind es über 50 Meter. Zudem deckten die Archäologen zahlreiche Gruben auf, in denen die damaligen Menschen ihre Siedlungsabfälle entsorgten. Neben Tierknochen und zerbrochenen Steingeräten fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dort auch Keramikfragmente mit typisch rössenzeitlicher Verzierung.   

Wetterau bietet die meisten ergrabenen Siedlungen aus der „Rössener Kultur“

Nach den erfolgreichen Untersuchungen in Weckesheim gelte die Wetterau mittlerweile als die Region mit den meisten Nachweisen in einer abgegrenzten Siedlungslandschaft aus der „Rössener Kultur“, freute sich Kreisarchäologe Jörg Lindenthal. Bereits zwischen 2019 und 2021 sei in Wölfersheim-Berstadt ein Siedlungsplatz mit rund 40 Hausgrundrissen freigelegt worden: „Zum ersten Mal haben wir so viele Befunde auf einem Fleck, die wir nun auch miteinander vergleichen können. Das ist etwas ganz Besonderes. Obwohl es für uns Wissenschaftler nicht erstaunlich ist, so etwas hier in der Wetterau zu finden“, betonte er. Die Wetterau sei aufgrund ihres sehr fruchtbaren Bodens und ihrer verkehrstechnisch guten Lage schon vor tausenden von Jahren beliebt und besiedelt gewesen. Auch Bezirksarchäologe Hardy Prison wies auf die herausragende Stellung der „Archäologie Landschaft Wetterau“ in Hessen hin.

Landrat: „Immer, wenn wir den Boden öffnen, finden wir etwas“

Landrat Jan Weckler ergänzte, die Menschen hätten sich offenbar schon viele Jahrtausende lang in der Wetterau wohlgefühlt: „Immer, wenn wir den Boden öffnen, finden wir etwas. All diese Bodenschätze sagen etwas über die Geschichte und die Menschen aus, die sich hier angesiedelt haben.“ Weckler dankte allen Beteiligten, die geduldig Hand in Hand zusammengearbeitet hätten: „Das alles dauert immer seine Zeit, aber es lohnt sich. Immer wieder bekommen wir neue Beweise, dass die Wetterau eine sehr reiche Kulturlandschaft zu bieten hat.“

Auch die Reichelsheimer Bürgermeisterin Lena Herget lobte die reibungslose Zusammenarbeit und betonte, dass die Reichelsheimer begeistert seien, so einen Schatz bei sich zu wissen: „Es ist schon sehr besonders, diese Nachweise über unsere Vorfahren hier zu sehen und zu wissen, dass Weckesheim schon vor rund 6.500 Jahren ein Ort war, an dem Menschen gerne gewohnt haben.“

Veröffentlicht am: 24. Juni 2024

 

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