Runder Tisch „Hospiz“ trifft sich im Kreishaus
Zu einem „Runden Tisch Hospiz“ haben sich kürzlich die Kreisspitze sowie Vertreterinnen und Vertreter ambulanter Hospizdienste, sozialer Träger und der Wetterauer Kommunen im Friedberger Kreishaus zusammengefunden. Zuvor hatte die Gesellschaft für diakonische Einrichtungen (GfdE) über eine Presseverlautbarung mitgeteilt, nicht mehr als potenzieller Träger für ein stationäres Hospiz im Wetteraukreis zur Verfügung zu stehen. Eine Perspektive hat das Projekt offenbar dennoch, denn die Regionale Diakonie Wetterau signalisierte vor Ort Bereitschaft, die Trägerschaft und den Betrieb zu übernehmen.
Hospize sind Lebensorte für unheilbar kranke Menschen, die in ihrer letzten Lebensphase palliativmedizinisch – das heißt leidensmindernd, pflegerisch und seelisch – betreut werden. Ziel ist es, ihnen ein würdevolles und selbstbestimmtes Leben bis zum Tod zu ermöglichen. Im Namen des Wetteraukreises hat sich Erste Kreisbeigeordnete und Sozialdezernentin Stephanie Becker-Bösch seit 2019 für die Gründung eines Fördervereins engagiert: Ziel des Wetteraukreises war und ist es, im Rahmen seiner Möglichkeiten bei der Realisierung eines stationären Hospizes zu unterstützen. Hieraus entstand 2019 der Fördervereins Hospiz Wetterau e.V., der sich der Förderung und Sicherung eines stationären Hospizes verschrieben hat.
Für den Bau und den Betrieb wird allerdings sowohl ein Bauherr als auch ein Träger benötigt. Zunächst beabsichtigte die Gesellschaft für Diakonische Einrichtungen (GfdE), eine entsprechende Einrichtung am Standort Bad Nauheim zu bauen und zu betreiben. Vor wenigen Wochen teilte die GfdE jedoch mit, aus wirtschaftlichen Gründen ein Hospiz nicht mehr realisieren zu können. Erste Kreisbeigeordnete Stephanie Becker-Bösch erläuterte dazu im Plenarsaal des Friedberger Kreishauses: „Es ist enttäuschend, dass sich die bisherigen Pläne für ein Hospiz zerschlagen haben. Mit dem Runden Tisch möchten wir die Möglichkeit bieten, miteinander in den Austausch zu gehen und sich zu vernetzen – immer mit dem Ziel, einen neuen Bauherren und Träger für ein Hospiz in der Wetterau zu finden.“
Diakonie signalisiert Bereitschaft
Der Wetteraukreis helfe weiterhin beispielsweise bei der Akquirierung von Fördervereinsmitgliedern, um zur Sicherstellung der Finanzierung des Vereins beizutragen, und werde auch koordinierend unterstützen, um doch noch Möglichkeiten für die Errichtung eines Hospizes zu finden, sagte Landrat Jan Weckler: „Denn ein Wunsch eint uns, ein stationäres Hospiz im Wetteraukreis ansiedeln und hierfür einen Investor und Betreiber finden zu können.“ Der Notwendigkeit eines Hospizes für den Wetteraukreis verliehen auch Marion Osenberg vom Förderverein Hospiz Wetterau e.V. sowie Büdingens Erste Stadträtin Katja Euler in kurzen Impulsvorträgen Ausdruck.
Als Kostenträger für stationäre Hospize in Hessen fungiert die Krankenkasse AOK. Wie Susanne Ruhrmann von der AOK erläuterte, habe die jüngste Bedarfsanalyse der Krankenkasse ergeben, dass es im Wetteraukreis keinen Bedarf für ein eigenes Hospiz gebe, da im Umland – etwa in Wetzlar, Gelnhausen, Hanau, Oberursel und Frankfurt – bereits entsprechende Einrichtungen bestünden, deren Auslastungszahlen zudem rückläufig seien. Falle die Auslastungsquote eines Hospizes unter die 80-Prozent-Marke, fielen die entsprechenden Zuschüsse durch den Kostenträger weg, so Ruhrmann: „Bitte bedenken Sie also, dass ein Betreiber mit dieser Problematik künftig konfrontiert sein könnte.“
Für die Regionale Diakonie Wetterau signalisierte der Leiter Christoff Jung daraufhin Bereitschaft, künftig als Träger und Betreiber eines Wetterauer Hospizes zu fungieren: „Damit würden wir der Region in dieser Sache gerecht werden“, betonte er. Landrat Jan Weckler und Erste Kreisbeigeordnete Stephanie Becker-Bösch riefen die Vertreterinnen und Vertreter der Wetterauer Kommunen dazu auf, Grundstücke und Gebäude, die für den Betrieb eines Hospizes geeignet sein könnten, zu melden. „Mit der Bereitschaft der Regionalen Diakonie Wetterau, ein Hospiz in der Region zu betreiben, besteht nun wieder eine echte Perspektive, die es zu nutzen gilt.“ Der „Runde Tisch Hospiz“ soll in der zweiten Jahreshälfte erneut im Friedberger Kreishaus zusammenkommen.