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Alle Dienststellen der Kreisverwaltung bleiben am 23. Dezember, 24. Dezember, 27. Dezember und 31. Dezember geschlossen. Am 30. Dezember hat die Verwaltung zu den gewohnten Zeiten geöffnet.

Schäfereibetriebe unserer Region: Stets im Dienste des Naturschutzes

Zwei Männer und eine Frau stehen lächelnd vor einem Stapel Heuballen.

Mit viel Herz und Engagement sind das junge Ehepaar Schmidt und Vater Rainer (von links) jeden Tag bei ihren Tieren. Wegen mangelnder Flächen und Hofstätten suchen sie akut nach einer Möglichkeit für eine Hofnachfolge beziehungsweise -übergabe.

Die Arbeit der Schäferei Schmidt aus Butzbach-Maibach ist für die Landschaftspflege und den Erhalt einer artenreichen Flora und Fauna unentbehrlich. So wertvoll diese Arbeit auch sein mag, unwirtschaftlich ist sie am Ende dennoch.

Im Stall herrscht fröhliches Treiben. Eine kleine Horde Lämmer tobt zwischen ihren Müttern hindurch. Carmen Schmidt kommt mit zwei Nuckelflaschen warmer Milch in den Stall. „Die sind für die Flaschenlämmer. Der Kamillentee in der Milch beruhigt die Verdauung“, erklärt sie. Für das junge Schäferpaar Carmen und Pierre Schmidt und Vater Rainer Schmidt ist gerade Hochsaison auf dem Betrieb. Die Lammzeit ist in vollem Gange und gehört zu der arbeitsreichsten Zeit im Jahr. „Da ist man Tierarzt, Hebamme und Krankenschwester in einem“, sagt Carmen Schmidt, „und die Herde verdoppelt sich, denn zu den rund 200 Mutterschafen kommen nochmal um die 200 bis 250 Lämmer hinzu.“

Neben den Schafen hat der Betrieb noch 40 Ziegen, rund 100 Legehennen, 20 Stallhasen, fünf Schweine, zwei Esel, ein Maultier und fünf Hunde im Repertoire. Ein richtiger Bauernhof mit viel Handarbeit und dem Anspruch, so viel wie möglich selbst zu machen.

Die Leidenschaft zur Schäferei liegt in der Familie. Schon Pierres Urgroßvater war Gemeindeschäfer in Hundstadt (Hochtaunuskreis) und auch sein Großvater hielt Schafe im Garten. Den jetzigen Hof hat Pierre mit seinem Vater Rainer offiziell 2013 gegründet. 2014 kam dann Carmen hinzu. Seitdem arbeiten die drei neben ihren Vollzeitjobs jede freie Minute auf dem Hof.

An oberster Stelle stehen für sie dabei das Tierwohl und eine artgerechte Haltung. Zugunsten der Tiere verzichten sie beispielsweise auf eine künstliche Beleuchtung im Hühnerstall und nehmen dafür eine geringere Legeleistung in Kauf. „Mit Verantwortung für Natur und Gesellschaft zu wirtschaften ist uns ein großes Anliegen“, sagt Pierre Schmidt. Das merkt man auch an ihrem Engagement für die Landschaftspflege. Dafür sind Schafe unentbehrlich, denn durch die Beweidung mit Schafen wird das Aufkommen von jungem Gehölz verhindert und auf den offen gehaltenen Flächen entsteht artenreiches Grünland. Schafe fungieren auch als „Samentaxi“, indem sie in ihrer Wolle Pflanzensamen von einem Standort zum nächsten transportieren und so zur Steigerung der Biodiversität beitragen.

„Welche Knochenarbeit hinter der Schafhaltung und Beweidung steckt, ist für Außenstehende oft erstmal nicht sichtbar“, sagt Rainer Schmidt. Das kilometerweite Schleppen der Netze über Stock und Stein, weil es keinen befahrbaren Zugang gibt, oder das Umtreiben der Herde zu den verstreut liegenden Flächen ist sehr arbeitsintensiv. „Es wäre schön, wenn die Bevölkerung wieder eine stärkere Verbindung zur Landwirtschaft hätte und begreifen würde, was wir hier tun und unter welchen Bedingungen“, resümiert er.

Hinzu kommt, dass der Dienst für die Landschaftspflege den Schmidts zum Großteil nicht vergütet wird, obwohl es für die meisten ihrer Flächen zur Beweidung keine Alternative gibt. Aufgrund der schwer zugänglichen Lage und des kargen Aufwuchses lohnt es sich nicht die Flächen maschinell zu mähen. „Zwar bewirtschaften wir dieses Jahr rund 120 Hektar, aber nur für ein Viertel davon bekommen wir Agrarförderungen“, sagt Pierre Schmidt. Leisten können sie sich den Betrieb vor allem durch die Vollzeitstellen, denen die drei „nebenher“ noch nachgehen.

Im Allgemeinen erwirtschaften schafhaltende Betriebe ihren Gewinn durchschnittlich zu etwa 70 Prozent aus Agrarförderungen und nur zu einem kleinen Teil aus der Vermarktung ihrer Produkte. „Es herrscht enorme Flächenkonkurrenz“, erklärt Carmen Schmidt. „Deshalb suchen wir schon seit Jahren nach einem Betrieb, dessen Nachfolge wir antreten können.“ 

Trotz der widrigen Bedingungen – der größte Wunsch der Schmidts ist es von der Schäferei leben zu können. Die Liebe zu den Tieren und die Ruhe, die die Herde ausstrahlt, die Nähe zur Natur und die Abwechslung begeistern sie an ihrer täglichen Arbeit.

Die Produkte der Schäferei Schmidt von Fleischwaren bis hin zu Eiern, Nudeln und Schaffellen kann man direkt ab Hof kaufen sowie online oder telefonisch bestellen. Über den Eierautomaten in Maibach können rund um die Uhr frische Eier bezogen werden.

Hintergrund

Die Schäfereiberatung ist Teil des Projektes „Vorbereitung, Begleitung und Evaluation von Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege durch den Naturschutzfonds Wetterau e.V.“. Es wird durch das Land Hessen im Rahmen der Richtlinie zur Förderung von Landschaftspflegeverbänden gefördert. Bewilligungsstelle ist das Regierungspräsidium Darmstadt. Die Förderung trägt insbesondere zur Umsetzung der Ziele der Hessischen Biodiversitätsstrategie bei.

Veröffentlicht am: 28. April 2023

 

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