„Schwertträger“ aus Ober-Wöllstadt in der Keltenwelt am Glauberg
Kürzlich besuchten Bürgermeister Adrian Roskoni und Kreisarchäologe Dr. Jörg Lindenthal mit einer 15-köpfigen Delegation aus Ober-Wöllstadt die Keltenwelt am Glauberg. Anlass des Besuchs war die Präsentation eines reich ausgestatteten Grabes aus Ober-Wöllstadt.
Bei dem um 720 v. Chr. verstorbenen Krieger handelte es sich vermutlich um einen Anführer der Elite in der frühen Eisenzeit. Am Glauberg wird das Grab nun erstmals in der großen Sonderausstellung zu den Kelten in Hessen der Öffentlichkeit präsentiert.
Die Bestattung wurde im Rahmen umfangreicher Ausgrabungen im Vorfeld der Erschließung des Ober-Wöllstädter Neubaugebietes „Am Bildstock“ entdeckt, die in den Jahren 2017/18 durchgeführt wurden. Schon während der Bergung und Dokumentation zeigte sich neben der wissenschaftlichen Bedeutung auch das „museale Potential“ des mit wertvollen Beigaben ausgestatteten Grabes. Nach der anthropologischen Begutachtung des Skeletts war der Mann etwa 1,68 Meter groß und ca. 50 Jahre alt – zur damaligen Zeit ein recht hohes Alter. Die Todesursache ließ sich nicht feststellen. Es ist aber sicher, dass ihn Entzündungen an den Beinen, der Wirbelsäule und am Kiefer plagten.
Dr. Vera Rupp, Direktorin der Keltenwelt am Glauberg, erläuterte der Gruppe, dass schon früh die Idee aufgekommen sei, die Funde zeitnah in der Restaurierungswerkstatt der hessischen Landesarchäologie zu restaurieren und sie in die Sonderausstellung zu integrieren. Erfreut zeigten sich die Wöllstädter Besucher, dass „ihr Krieger“ an prominenter Stelle neben dem „Keltenfürsten vom Glauberg“ zu sehen ist. Neben dem eisernen Schwert mit erstaunlich gut erhaltenen Resten der Holzscheide, fasziniert vor allem ein großes Ensemble von 19 teils sehr schön verzierten Gefäßen. Besonders eindrucksvoll ist die lebensnahe zeichnerische Rekonstruktion der Person, die extra für die Ausstellung angefertigt wurde. Auch in den Begleitband zum hessischen Keltenjahr haben die Funde aus Ober-Wöllstadt Eingang gefunden.
Einige Bronzeobjekte geben den Wissenschaftlern immer noch Rätsel auf. Ein Expertenteam aus Archäologen und Restauratorinnen, dem auch Dr. Jörg Lindenthal angehört, widmet sich zurzeit dieser Frage. Möglicherweise handelte es sich um Beschläge und Verzierungselemente eines Schildes, der überwiegend aus organischem Material bestand. „Wenn dies tatsächlich zutrifft, dann haben wir es hier mit einem wissenschaftlichen Highlight zu tun“, erläuterte Dr. Jörg Lindenthal, denn in dieser frühen Zeit gibt es bislang auch überregional fast keinen Beleg, dass zur Bewaffnung auch ein Schild gehörte.
Dr. Jörg Lindenthal, der die Grabungen wissenschaftlich leitete, betonte den Glücksfall, dass frisch geborgene Funde und neue Erkenntnisse zeitnah in eine bedeutende und bundesweit beachtete Landesaustellung integriert wurden. „Häufig hören wir bei Grabungen vor Ort die Frage: Und wann können wir die Funde sehen? Hier nun bietet sich die Gelegenheit, annähernd bodenfrische archäologische Fundstücke zu sehen.“ Bürgermeister Adrian Roskoni bedankte sich für die eindrucksvolle Führung. „Der Glauberg ist immer eine Reise wert. Die Wetterauer Bürgerinnen und Bürger haben hier ein bedeutendes Museum direkt vor der Haustür.“ Die Sonderausstellung zu den Kelten in Hessen auf der gesamten Ausstellungsfläche des Museums ist bis zum 31. Oktober zu sehen.