Der Geflügelzuchtverein Bingenheim setzt sich für eine lebendige und weltoffene Vereinskultur ein, die alle Interessierten aus der Region mitnimmt. Erste Kreisbeigeordnete und Sozialdezernentin Stephanie Becker-Bösch übergibt dem Verein nun das Label „Vielfalt Wetterau! Region für ALLE!“

Viele Traditionsvereine in Deutschland kämpfen mit Mitgliederschwund und Überalterung. Nicht so der Geflügelzuchtverein Bingenheim, dessen Mitgliederzahl seit einigen Jahren stetig ansteigt. Seine neuen Mitglieder sind zu 80 Prozent Frauen, viele von ihnen jung, außerdem ist der Anteil von Familien mit kleinen Kindern sehr hoch. Offensichtlich trifft der Geflügelzuchtverein einen Nerv. Doch was ist das Geheimrezept?

„Ich denke, dass das Bewusstsein vieler Menschen für die Umwelt und den Wert von Lebensmitteln steigt“, sagt Timm Miunske vom Vereinsvorstand. „Gerade Corona hat uns gezeigt, dass es nicht selbstverständlich ist, dass jedes Lebensmittel immer im Supermarktregal verfügbar ist. Viele fangen an selbst etwas Gemüse anzubauen – oder eben Hühner zu halten.“ Die Leistung des Vereins sei es. diese Menschen zu integrieren.

„Wir sind offen für alle!“ Das ist dem GZV Bingenheim ein echtes Anliegen. Das bedeutet in erster Linie, dass die Aufnahmebedingungen niederschwellig seien. So müsse man nicht wie in anderen Vereinsstrukturen üblich, Rassegeflügel züchten, sondern könne auch direkt als Anfängerin und Anfänger mit ein paar Legehennen mitmachen: „Jeder mit zwei oder drei Hühnern in seinem Gärtchen kann dabei sein.“ Die Mitglieder des Geflügelzuchtvereins Bingenheim unterstützen dann bei allen Fragen rund um das neue Hobby und packen im Zweifelsfall auch mit an. Außerdem lebt die Vereinsarbeit von kreativen Projekten.

So arbeitet der Geflügelzuchtverein etwa mit der Lebensgemeinschaft Bingenheim zusammen. Im Rahmen des Projektes „Grünes Klassenzimmer“ lernen Schülerinnen und Schüler mit besonderem Förderbedarf nicht nur etwas über Geflügelhaltung im Allgemeinen, sondern tragen auch dazu, bei alte Hühnerrassen zu erhalten. Auf große Begeisterung stoßen aber seine Leihhühner. Für einen kleinen Beitrag gibt es leihweise drei Hühner, Stall, Voliere und vor allem viel Beratung vom Verein. Nach einem Monat muss man –außer den Eiern – alles wieder zurückgeben. Für viele sei dies der erste Schritt in die Hühnerhaltung.

Der Verein habe verstanden, dass „offen für alle sein“ nur dann funktioniere, wenn man sich gleichzeitig auch immer weiterentwickle, fasst Timm Miunske zusammen. Das Label „Vielfalt Wetterau!. Region für ALLE!“ sei da ein wichtiger Meilenstein. Man habe bereits ein Team zusammengestellt, das an den regelmäßigen Stammtischen der „Botschafter der Vielfalt“ teilnehmen werde.

Schirmherrin des Labels ist Erste Kreisbeigeordnete Stephanie Becker-Bösch. Zur Auszeichnung des Geflügelzuchtvereins mit dem Vielfalts-Label betont die Wetterauer Sozialdezernentin: „Der Geflügelzuchtverein Bingenheim hat es geschafft, ganz neue Zielgruppen anzusprechen und sich in einem recht traditionellen Bereich für die Zukunft zu öffnen, dabei nicht nur das ganze Dorf sondern Interessierte aus der ganzen Wetterau mitzunehmen. Daher freue ich mich sehr, das Label an den Geflügelzuchtverein Bingenheim e.V. zu verleihen.“

Der Wetteraukreis würdigt mit der Auszeichnung gute Praxisbeispiele für eine vielfältige Region Wetterau. Die Ausgezeichneten erhalten das Label in Form einer Plakette und können es online und für Printmedien nutzen. Weitere Informationen zum Label oder zum Bewerbungsverfahren unter Telefon: 06031/83-3033, E-Mail.