Vogel des Jahres 2024: In Sachen Kiebitzschutz auf einem guten Weg
Die ersten Kiebitze sind aus ihren Winterquartieren zurückgekehrt. Wer aufmerksam durch die Auen geht, kann die teils spektakulären Balzflüge des „Vogels des Jahres 2024“ wahrnehmen. Über Wiesen und Feldern erklingen die namensgebenden Rufe der Kiebitze. Da Kiebitze an Bauch und Flügelunterseite weiß, auf der Oberseite jedoch schwarz gefärbt sind, „blinken“ sie im Flug.
„Der Kiebitz war noch in der Nachkriegszeit weit verbreitet, auch im Wetteraukreis“, sagt Kreisbeigeordneter und Naturschutzdezernent Matthias Walther. „Es gab sogar so viele, dass ihre Eier an Ostern zum Teil als Delikatesse gesammelt wurden.“ In den folgenden Jahrzehnten litten die Kiebitze unter starken Lebensraumverlusten und Fressfeinden, so dass sich der Bestand auf nur noch 85 Brutpaare im Jahr 1995 reduzierte.
„Seitdem fanden viele Renaturierungsmaßnahmen und die Wiederherstellung von Lebensräumen statt“, so Walther. „Viele Projekte wurden von der AG Wiesenvogelschutz durchgeführt, zu der neben Ehrenamtlichen der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V. und des Naturschutzbundes Deutschland e.V. auch die Untere Naturschutzbehörde, der Fachdienst Landwirtschaft aus der Kreisverwaltung sowie Naturschutzfonds Wetterau und das Forstamt Nidda gehören.“
Kiebitze brüten auf dem Boden und suchen dabei eine offene Umgebung auf, in der sie den Überblick behalten. Die Jungvögel sind Nestflüchter. In dichtem Gras können sich die kleinen Küken kaum fortbewegen und kühlen schnell aus, wenn es nass ist. Ein wichtiges Lebensraumelement sind Schlammflächen an Gewässerufern: Hier finden die kleinen Kiebitze Nahrung und auch Deckung. Das Anlegen solcher Gewässer inmitten von extensiv genutztem Grünland war und ist daher eine der wichtigsten Maßnahmen im Kiebitzschutz.
Trotz aller Bemühungen konnte die Zahl der Brutpaare nur gering gesteigert werden. Als ausschlaggebend hat sich herausgestellt, Fuchs und Waschbär von den Nestern fernzuhalten. Dies gelingt mit mobilen und festen Elektrozäunen. „Kiebitze sind Koloniebrüter. Sie greifen überfliegende Krähen und Greifvögel in Mannschaftsstärke an. So ist dann auch ein Schutz vor Fressfeinden aus der Luft gewährleistet. Alles in allem sind wir im Wetteraukreis auf einem guten Weg in Sachen Kiebitzschutz. Dazu tragen sowohl ehrenamtliche wie auch hauptamtliche Naturschützer bei“, resümiert Walther.
Seit 2018 konnte der Wetterauer Kiebitzbestand durch diesen Schutz verdreifacht werden – im Jahr 2023 waren es 250 Brutpaare. Zum Schutz der Brutgebiete des Kiebitzes und anderer Arten hat der Wetteraukreis wieder Betretungsverbote in einigen Gemarkungen angeordnet, so zum Beispiel rund um den Kiebitzzaun bei Reichelsheim oder in Auenbereichen der Nidda.