Trippelwalze und scharfer Zahn – Schafbeweidung im Grünland

Auf einer sattgrünen Wiese weiden Schafe. Ein Hütehund und ein Schäfer passen auf die Herde auf.

Eine Schafherde frisst sich unter der Aufsicht von Schäfer und Hütehund auf einer frischen Weide satt. Foto: Karl-Hermann Heinz

Die Schafhaltung im Wetteraukreis spielt eine entscheidende Rolle im Naturschutz und der Landschaftspflege. Mittlerweile sind alle Herden samt ihren Lämmern wieder auf den Wiesen und Weiden des Kreises zu sehen. Doch worauf kommt es bei der Ernährung der Schafe an? Und was ist eigentlich eine Trippelwalze? Darüber informiert der Naturschutzfonds Wetterau e.V.

Wiesen und Weiden sind die wichtigste Futtergrundlage für die gut 8.200 Schafe im Wetteraukreis. Aufgrund ihrer Genügsamkeit werden Schafe oft eingesetzt, um artenreiche Magerrasen und andere zumeist ertragsarme Wiesen und Weiden zu pflegen.

Grundsätzlich kommen Schafe mit rohfaserreicher Nahrung, die einen geringen Energiewert aufweist, gut zurecht. Allerdings gibt es im Jahresverlauf auch Zeiten, in denen der Bedarf an energiereichem Futter mit hohem Proteinanteil deutlich steigt: Kurz vor der Geburt der Lämmer sowie während der Laktationszeit (Stillzeit), benötigen die Mutterschafe deutlich fettere Wiesen und Weiden, um ausreichend versorgt zu sein. Auch für die weitere Aufzucht der Lämmer nach dem Absetzen von ihren Müttern werden nährstoffreiche, gut wüchsige Flächen benötigt, damit es dem Nachwuchs an nichts mangelt. Für die Schafhalterinnen und Schafhalter ist es daher wichtig, nicht nur artenreiche Magerrasen zu bewirtschaften, sondern ebenfalls ertragsreichere Wiesen und Weiden zur Verfügung zu haben.

Schafe sind beim Fressen wählerisch

Schafe sind für ihren scharfen Zahn und selektiven Verbiss bekannt. Das bedeutet, dass sie mit ihren kleinen, spitzen Schnauzen in der Lage sind, Pflanzen tief abzufressen. Dadurch wird das Wachstum der Pflanzen angeregt. Außerdem sind Schafe wählerisch und suchen sich gezielt schmackhafte Pflanzen aus, die bevorzugt gefressen werden. Stachelige, haarige, giftige und wenig schmackhafte Pflanzen werden in der Regel gemieden und verbleiben auf der Weide. Diese Arten werden also in ihrem Auftreten gefördert und gelten dann oftmals als sogenannte „Weideanzeiger“. 
Als kostenfreien Nebeneffekt erhält man durch eine Beweidung mit Schafen auch noch eine Festigung der Grasnarbe durch die sogenannte Trippelwalze. Im Gegensatz zu Pferden oder Rindern, die mit ihren großen Hufen starke Trittschäden verursachen können, wirken die kleinen Klauen der leichten Schafe wie eine (Trippel-)Walze, die den Boden festigt. Diesen Effekt macht man sich übrigens seit jeher bei der Deichpflege für den Küstenschutz zu Nutzen.

Bedeutung für Naturschutz und Landschaftspflege

Durch die Beweidung traditioneller Heuwiesen entsteht eine weitere Nutzungsform auf diesen Flächen. Für den Naturschutz ist dies ein entscheidender Faktor, denn: Vielfalt schafft Vielfalt. „Ein Mosaik aus möglichst vielen verschiedenen Nutzungen zu unterschiedlichen Zeiten sorgt für Heterogenität und Abwechslung in der Landschaft und ist ein entscheidender Faktor für die Erhöhung der Biodiversität“, erklärt Landrat Jan Weckler, Vorsitzender des Naturschutzfonds Wetterau e.V..

Davon profitieren beispielsweise einige Vogelarten wie der Wiesenpieper. Der Wiesenpieper benötigt einerseits höheres Gras zur Brut und Jungenaufzucht und andererseits kurzrasige Wiesen zur Jagd. Hierbei ist es vorteilhaft, wenn beides in engem räumlichen Zusammenhang zu finden ist. Außerdem tragen Schafe über die Wolle, die Klauen und den Kot Pflanzensamen und kleinere Tiere wie Heuschrecken von einer Weidefläche zur nächsten und tragen auf diese Weise zu einer Erweiterung der lokalen Artenausstattung bei. Über die Förderung der Kräuter und die damit verbundene Erhöhung des Blühaspekts freuen sich nicht zuletzt auch Insekten wie Wildbienen und Co.

Im Wetteraukreis wird sowohl eine Grünlandberatung als auch eine Schäfereiberatung über den Naturschutzfonds Wetterau e.V. angeboten, sodass Landwirtinnen und Landwirte jederzeit Bewirtschaftungsempfehlungen erhalten können, um ihr Grünland möglichst artenreich zu gestalten und gleichzeitig eine optimale Versorgung ihrer Tiere sicherzustellen. Weitere Informationen finden Interessierte hier.

Durch das Land Hessen gefördert

Die Grünlandberatung und die Schäfereiberatung vom Naturschutzfonds Wetterau e.V. sind Teil des Projektes „Vorbereitung, Begleitung und Evaluation von Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege durch den Naturschutzfonds Wetterau e.V.“ und werden durch das Land Hessen im Rahmen der Richtlinie zur Förderung von Landschaftspflegeverbänden gefördert. Bewilligungsstelle ist das Regierungspräsidium Darmstadt. Die Förderung trägt insbesondere zur Umsetzung der Ziele der Hessischen Biodiversitätsstrategie bei.

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Veröffentlicht am: 17. Juni 2024