Vortrag von Jürgen Krenzer beim Fachdienst Landwirtschaft
Mehr als 40 Akteurinnen und Akteure aus dem Wetteraukreis folgten der Einladung des Fachdienstes Landwirtschaft mit dem Vortragsredner Jürgen Krenzer aus der Rhön, der sich selbst als „Regionalaktivist“ bezeichnet. Unter den gespannten Zuhörerinnen und Zuhörern waren Direktvermarkter, Anbieter von „Bauernhof als Klassenzimmer“, „Solidarischer Landwirtschaft“, „Ferien auf dem Bauernhof“, Straußwirtschaften und Gastronomen des Projektes „Wetterauer Landgenuss“.
Erfolg durch originelle regionale Produkte und Angebote ist ein aktueller Trend. Jürgen Krenzer zeigte eindrucksvoll, wie Akteure aus dem Wetteraukreis diesen Trend für sich nutzen und weiterentwickeln können. Er nahm seine Zuhörer mit auf eine Reise durch die Region Rhön und seinen eigenen Betrieb: Hotel, Gastronomie mit regionaler Küche, Apfelschaukelterei, einem Apfelsherry-Theater im alten Bauernhaus und Landwirtschaft mit Direktvermarktung. Dazu schreibt er Beiträge in Fachzeitschriften, hat mehrere Bücher veröffentlicht, hält Vorträge und Seminare, betreibt unkonventionelles Coaching und erzählt vor allem lebendige Geschichten.
Dabei lag der Fokus auf den Fragen: "Was macht Dir Spaß?" und "Worauf hast Du keine Lust mehr?“ Zu Letzterem wissen Direktvermarkter oft eine Menge zu nennen, wie zum Beispiel die Buchhaltung. „Doch machst Du Dir die Mühe einmal ein Blatt Papier mit Dingen zu füllen, die Du gerne machst, entdeckst Du deine Stärken“, so Krenzer.
„Wenn Dich alle für Deine Ideen auslachen – dann bist Du auf dem richtigen Weg!“ – Jürgen Krenzer
In der Direktvermarktung ist es wichtig immer wieder etwas Neues auszuprobieren und dabei über den Tellerrand zu schauen. „Direktvermarkter sollten nicht nur mit Direktvermarktern sprechen, Straußwirtschaften nicht nur mit Betreibern von Straußwirtschaften und so weiter. Viele Leute wissen auch sofort, was nicht geht oder klappen kann und geben diese Ratschläge gerne weiter. Habe außerdem keine Angst vor Neidern. Lieber zehn Neider, als ein Mitleider. Denn wenn Dich alle für Deine Ideen auslachen, bist Du auf dem richtigen Weg!“, erklärte Jürgen Krenzer.
Krenzer hält die Authentizität für den maßgebenden Erfolgsfaktor bei der Direktvermarktung. So ist seiner Meinung nach der Mensch hinter dem Marktstand entscheidend, nicht der Platz, der Zeitpunkt oder das Wetter. „Steht der Marktbetreiber authentisch hinter seinen regional und klimafreundlich erzeugten Produkten, ist das die halbe Miete.“
Kommunikation und Emotion sind die Schlüsselbegriffe bei der Umsetzung von Vermarktungsideen. „Was nicht kommuniziert wird, ist nicht existent“, so Krenzer. „Deshalb ist es wichtig auf dem Marktstand damit zu werben, dass es sich um selbst erzeugte Kartoffeln aus der Wetterau handelt.“
Emotionen für ein Produkt zu erzeugen ist der nächste Schlüssel zum Erfolg. Aus diesem Grund nennt Krenzer seine Apfelweine „Affaire“, „Birnout“, „Kuss“, „Krass“ oder auch „Upps“. „Mit Emotionen kann man aus jedem Nachteil einen Vorteil machen. Auch ein kleines Warensortiment, entsprechend beworben, kann etwas ganz Besonderes darstellen. Dabei sollte sich der Direktvermarkter auf das Wesentliche konzentrieren. Ist die Arbeit zu viel, muss rechtzeitig etwas gestrichen werden, sei es beim Warenangebot oder bei den Öffnungszeiten. Mit negativen Stress kann man keinen Erfolg erreichen“, ist Krenzer überzeugt.
Bei regionalen Leckerbissen von der Lebensgemeinschaft Bingenheim, Apfelsaft von Wetterauer Streuobstwiesen und Krenzers Apfelkreationen ergaben sich im Anschluss des Vortrags angeregte Gespräche. Dazu gab es vom Fachdienst Landwirtschaft praktische Anregungen für die Gäste, wie etwa einen Magneten mit der Aufschrift der Homepage: direktvermarkter.wetterau.de. Unter dieser Adresse finden sich die Direktvermarkter, Anbieter von „Bauernhof als Klassenzimmer“, „Saisongärten und Solidarischer Landwirtschaft“, „Ferien auf dem Bauernhof“ sowie die Straußwirtschaften aus dem Wetteraukreis.
„Der Abend war ein wertvoller Input für die Direktvermarktung, der zum Nachdenken anregt und anspornt“, fasste Kreisbeigeordneter Matthias Walther abschließend zusammen.