Wie Naturschutz zwischen Äckern gelingt

Blick über eine Wildblumenwiese, unter anderem mit Margeriten und Mohnblumen. Im Hintergrund ist ein Hochsitz zu sehen.

Vielfalt auf kleiner Fläche: Rückzugsort für Wildbienen, Feldvögel und viele weitere Feldbewohner. Foto: NFW

Auf den ersten Blick schien es ein ganz gewöhnlicher Sommertag in der Feldflur bei Reichelsheim zu sein: flirrende Hitze, weite Felder, ein leichter Wind über den Kornähren. Doch wer an diesem Samstag genauer hinschaute, entdeckte eine Welt voller Leben. Rund 15 naturbegeisterte Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich auf Einladung des Naturschutzfonds Wetterau e.V. und der Volkshochschule Wetterau zu einem Spaziergang aufgemacht, der mehr bot als bloß frische Luft.

Mitten in der Agrarlandschaft wurden gezielte Naturschutzmaßnahmen vorgestellt, die der Naturschutzfonds, der Fachdienst Landwirtschaft des Wetteraukreises und vor allem Landwirtinnen und Landwirten vor Ort umsetzen: artenreiche Wegraine, Wildbienenhügel, Feldlerchenfenster und eigens angelegte Rückzugsflächen für das stark gefährdete Rebhuhn.

„Diese Elemente sind kein Zufall, sondern das Ergebnis gezielter Förderung und Pflege“, betonte Alice Wilkin, zuständige Projektmitarbeiterin und Exkursionsleitung des Naturschutzfonds, während des Spaziergangs. Die gezeigten Maßnahmen belegen, dass auch intensiv genutzte Agrarlandschaften wertvolle Lebensräume für Feldvögel, Wildbienen und andere gefährdete Arten bieten können, sofern ausreichend Rückzugsorte vorhanden sind.

Mit Ferngläsern und offenen Ohren ausgestattet konnten die Teilnehmenden auch nach echten Feldbewohnern suchen, oder zumindest nach ihren Spuren: Rebhühner, Grauammern, Wildbienen – jede Art mit ihrer ganz eigenen Geschichte, ihrem Lebensraum, ihren Bedürfnissen. Wer einmal das kehlig-raue Rufen des Rebhuhns gehört hat, vergisst es so schnell nicht. Die Begeisterung der Teilnehmenden war spürbar.

Veranstaltungen wie der Spaziergang stärken nicht nur das Bewusstsein, sondern schaffen auch Verbindungen: zur Landschaft, zur Natur und zur Verantwortung, sie zu schützen. Was viele zum Beispiel noch nicht wissen: Während der Brut- und Setzzeit sollten Hunde unbedingt an der Leine geführt werden. Viele Tiere brüten bodennah und sind besonders störungsempfindlich. Selbst ein kurzer Ausflug eines freilaufenden Hundes kann ganze Gelege zerstören, oder die scheuen Altvögel vertreiben. Wer jetzt Rücksicht nimmt, trägt damit direkt zum Überleben der Jungtiere bei.

Der Naturschutzfonds Wetterau e.V. plant weitere Veranstaltungen dieser Art – wer diesmal nicht dabei war, sollte sich die nächste Gelegenheit also nicht entgehen lassen. Denn wer einmal erlebt hat, wie viel Leben zwischen Äckern schlummert, sieht die Landschaft mit ganz neuen Augen.

Die Biodiversitätsberatung wird im Rahmen des Projektes „Vorbereitung, Begleitung und Evaluation von Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege durch den Naturschutzfonds Wetterau e.V.“ umgesetzt. Es wird durch das Land Hessen im Rahmen der Richtlinie zur Förderung von Landschaftspflegeverbänden gefördert. Bewilligungsstelle ist das Regierungspräsidium Darmstadt. Die Förderung trägt insbesondere zur Umsetzung der Ziele der Hessischen Biodiversitätsstrategie bei. Weitere Informationen finden Interessierte im Internet

Veröffentlicht am: 11. Juli 2025