„Wir wollen freie Menschen sein“ – Ausstellung zum 17. Juni 1953
Bis 1990 war der 17. Juni der „Tag der deutschen Einheit“ und gesetzlicher Feiertag. Mit der Wiedervereinigung wurde er vom 3. Oktober abgelöst und ist seitdem nur noch ein Gedenktag. Eine Ausstellung im Friedberger Kreishaus zeigt die Geschichte und die Hintergründe des Volksaufstands vom 17. Juni 1953. Landrat Jan Weckler hat die Ausstellung eröffnet, sie wurde von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur konzipiert.
Der 17. Juni 1953 ist ein Mittwoch. In den großen mitteldeutschen Industriezentren wird die Arbeit niedergelegt, in Görlitz übernehmen Demonstranten die Regierung der Stadt, in Halle werden politische Gefangene befreit. Es gibt erste Demonstrationen, mit denen die Bauarbeiter sich gegen die harten Arbeitsbedingungen in der DDR wehren. Entzündet hatte sich der Protest an den im Mai erhöhten Arbeitsnormen. Mehr Arbeit bei gleichem Lohn, das kam praktisch einer Lohnkürzung gleich. Am 16. Juni nimmt die Regierung die Normerhöhung zurück, aber da ist es schon zu spät, in einem Demonstrationszug marschieren Berliner Bauarbeiter zum Haus der Ministerien. Am Tag darauf greift der Aufstand fast auf die gesamte DDR über, in mehr als 700 Orten wird demonstriert.
Die DDR-Regierung sucht Schutz bei der sowjetischen Besatzungsmacht, die im Lauf des 17. Juni Panzer in die Innenstädte schickt. Der Ausnahmezustand wird ausgerufen, es gilt das Kriegsrecht. Mehr als 50 Menschen kommen ums Leben.
Es dauert, bis die Lage sich beruhigt, auch in den darauffolgenden Tagen und Wochen gibt es immer wieder Streiks und Demonstrationen. Die Regierung reagiert mit Zuckerbrot und Peitsche: Die Versorgungslage und die Arbeitsbedingungen werden verbessert aber gleichzeitig auch der Überwachungsapparat der Staatssicherheit ausgebaut.
„Der 17. Juni 1953 ist ein Datum, das fest in der deutschen Freiheits- und Demokratiegeschichte verankert ist. Ich habe tiefen Respekt vor allen, die mutig gegen das politische Regime in der DDR aufbegehrten. Der 17. Juni erinnert uns daran, dass die friedliche Revolution von 1989 und ein Leben in Frieden und Freiheit nicht selbstverständlich sind“, sagt Landrat Jan Weckler auch mit Blick auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine.
Die Ausstellung „70 Jahre 17. Juni“ ist noch bis zum 30. Juni im Foyer der Kreisverwaltung (Gebäude B) zu sehen: Montag bis Donnerstag von 7.30 bis 16 Uhr, Freitag von 7.30 bis 12.30 Uhr.