Landrat Weckler zeichnet familienfreundliche Firmen aus
Der Wetteraukreis und die Arbeitsgruppe "Wiedereinstieg und Existenzsicherung" haben jüngst insgesamt zwölf Unternehmen und Organisationen aus der Wetterau für ihre familienfreundlichen Angebote ausgezeichnet. Diese Auszeichnung würdigt das Engagement der Unternehmen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Seit zwölf Jahren können sich Unternehmen für die Auszeichnung „Familienfreundliches Unternehmen Wetterau“ bewerben, sofern sie ihren Beschäftigten familienfreundliche Regelungen und Angebote bieten. Insgesamt konnten diese Auszeichnung bereits 51 Unternehmen entgegennehmen. Die Arbeitsgruppe "Wiedereinstieg und Existenzsicherung" setzt sich aus verschiedenen Institutionen zusammen, darunter der Fachdienst Frauen und Chancengleichheit und der Fachdienst Jugend und Soziales des Wetteraukreises, die Agentur für Arbeit Gießen-Friedberg, das Jobcenter Wetterau, die vhs Wetterau, Frauen Arbeit Bildung gGmbH, Regionale Dienstleistungen Wetterau und das Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e.V. Die Auswahl der ausgezeichneten Unternehmen erfolgt durch eine Jury, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der IHK Gießen-Friedberg, der Kreishandwerkerschaft Wetterau, dem Jobcenter Wetterau und der Wirtschaftsförderung Wetterau.
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist sowohl für Beschäftigte als auch für Arbeitgeber von großer Bedeutung. Unternehmen, die familienfreundliche Angebote bereitstellen, ermöglichen es ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Familie und Beruf besser miteinander zu vereinbaren. Dies führt zu einer höheren Zufriedenheit der Beschäftigten, einer besseren Work-Life-Balance und einer stärkeren Bindung an den Arbeitgeber. Gleichzeitig profitieren Unternehmen von einer stärkeren Mitarbeitermotivation, einer geringeren Personalfluktuation und einer positiven Außenwirkung.
„Heute gibt es kaum noch eine Branche, die nicht von Arbeits- und Fachkräftemangel betroffen ist. Familienfreundlichkeit ist ein wichtiger Baustein zur Attraktivität und Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens und spielt gerade beim Werben und Halten von Fach- und Führungskräften eine wichtige Rolle“, sagte Landrat Jan Weckler, der die feierliche Veranstaltung im Plenarsaal des Friedberger Kreishauses eröffnete.
Bedarfe und Wünsche der Mitarbeiter berücksichtigen
In einem Impulsvortrag erklärt Kirsten Frohnert vom Netzwerkbüro „Erfolgsfaktor Familie“, dass Vereinbarkeit Bestandteil der bundesweiten Fachkräftesicherungsstrategie ist und stellt Bausteine für eine familienbewusste Unternehmenskultur vor. „Führungskräfte müssen als Vorbilder agieren und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf aktiv fördern“, so Kirsten Frohnert. Zudem sei es wichtig, alle Maßnahmen und Regelungen im Unternehmen transparent zu kommuniziert. Familienfreundliche Angebote sollten sich an den Bedarfen und Wünschen der Mitarbeitenden orientieren und können je nach Branche und Betriebsgröße unterschiedlich aussehen.
Diese Vielfältigkeit an familienfreundlichen Maßnahmen zeigen auch die Maßnahmen der Unternehmen, die „familienfreundliches Unternehmen Wetterau 2023“ ausgezeichnet wurden:
- Brother International GmbH, Bad Vilbel
- Diakonie Wetterau, Friedberg
- Malermeister Matthias Ertl, Friedberg
- ita vero, Bad Vilbel
- iTentity GmbH, Büdingen
- NSCON Network Services & Consulting GmbH, Altenstadt
- Physiomotion, Rockenberg
- REWE Manuela Kimes OHG, Wöllstadt
- RIEDEL Networks GmbH & Co. KG, Butzbach
- Seniorenzentrum MENetatis, Reichelsheim
- satis&fy AG, Karben
- Throm GmbH, Büdingen
Claudia Taphorn, Leiterin des Fachdienstes Frauen und Chancengleichheit dankt den Unternehmen für ihr Engagement: „Mit dem Ausbau familienfreundlicher Maßnahmen berücksichtigen Sie einerseits die Bedürfnisse und Wünsche Ihrer Mitarbeitenden, auf der anderen Seite stellen sie sich zukunftssicher als Arbeitgeber auf und profitieren so von einem echten Vorteil beim Finden und Halten von qualifizierten Fachkräften. Aber das ist noch nicht alles: Denn eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist außerdem die Grundvoraussetzung, um Frauen und Männern gleiche Verwirklichungschancen im Erwerbsleben zu bieten.“
Vor der Auszeichnung durch Landrat Jan Weckler stellt Claudia Taphorn einige der familienfreundlichen Maßnahmen der ausgezeichneten Unternehmen vor. So bezuschusst Brother International GmbH mit Sitz in Bad Vilbel Kitabetreuungsplätze von Mitarbeitenden und Beschäftigte haben die Möglichkeit, während der Arbeitszeit im Betrieb Sport zu treiben. Brother wurde 2019 bereits ausgezeichnet und baute seine familienfreundliche Unternehmenskultur seitdem weiter aus.
Die Diakonie Wetterau überzeugte unter anderem durch Modelle der geteilten Leitung, Führung in Teilzeit sowie bedarfsorientierten Lösungen, die gemeinsam mit Mitarbeitenden abgestimmt werden. Zudem bietet die Diakonie ein Führungsprogramm für Frauen und die Kindertagespflegen können von Mitarbeitenden genutzt werden.
Der IT-Dienstleister itavero aus Bad Vilbel bestärkt Väter in der Entscheidung Elternzeitmonate zu nehmen. Zudem bietet itavero flexible Arbeitszeiten durch Gleitzeit und zehn Tage volles Gehalt bei krankem Kind.
Auch iTentity GmbH aus Büdingen zahlt seinen Mitarbeitenden Kinderbetreuungszuschüsse. Neben Vertrauensarbeitszeit gibt es dort außerdem ein Zeitwertkonto, welches Sabbaticals oder einen früheren Renteneinstieg ermöglicht. Ferner fördert das IT-Unternehmen aktiv den Quereinstieg von Fachkräften und bildet seine Mitarbeitenden hierfür gezielt weiter.
Als Handwerksbetrieb in Familientradition konnte der Betrieb von Malermeister Matthias Ertl die Jury überzeugen. Im Handwerksbetrieb Ertl gibt es eine Vier-Tage-Woche, damit Beschäftigte mehr Zeit mit ihren Familien verbringen können und um eine längere Erholungsphase zu gewährleisten. Als Kleinstbetrieb sind im Handwerksbetrieb Ertl individuelle Absprachen essentiell, um Familie und Beruf besser zu vereinbaren.
Das IT-Unternehmen NSCON Network Services & Consulting GmbH aus Altenstadt wurde dieses Jahr bereits zum dritten Mal als „Familienfreundliches Unternehmen Wetterau“ ausgezeichnet. Eine Entwicklung zur vergangenen Auszeichnung sind fest etablierte, von den Mitarbeitenden buchbare Sprechzeiten mit der Geschäftsführung. Außerdem ist es bei NSCON möglich aus dem EU-Ausland zu arbeiten - die sogenannte „workation“.
Die Praxis für Physiotherapie Physiomotion in Rockenberg konnte die Jury durch wertschätzende Führung sowie flexible- und individuelle Arbeitszeitmodelle überzeugen. Zudem zahlt auch Physiomotion seinen Mitarbeiterinnen Kinderbetreuungszuschüsse.
Manuela Kimes, Inhaberin des REWE in Wöllstadt, stimmt die Arbeitszeiten individuell mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ab. So sind Arbeitszeitmodelle auch stundenweise möglich und Bedarfe von Familien, Schülerinnen und Schülern oder Studierenden werden beim Erstellen der Dienstpläne berücksichtigt. Die Leiterin des Supermarktes unterstützt und fördert Quereinstiege und zahlt ihren Beschäftigten Kinderbetreuungszuschüsse.
Zum zweiten Mal ausgezeichnet wurde Riedel Networks GmbH & Co. KG in Butzbach. Der Netzwerkanbieter bietet seinen Mitarbeitenden neben flexiblen Wochenarbeitszeiten und individuellen Teilzeitmodellen zahlreiche zusätzliche Urlaubstage, wie beispielsweise zur Silberhochzeit, Eheschließung der Kinder oder fünf zusätzlichen Urlaubtagen bei krankem Kind. Als neue Maßnahme bietet Riedel Networks nun ein Beratungs-und Informationsangebot durch einen externen Dienstleister. Hier können sich Beschäftigte zur Themen wie Vereinbarkeit, Partnerschaft, Pflege von Angehörigen oder auch in finanzieller Hinsicht beraten lassen.
Der Dienstleister für Veranstaltungstechnik satis&fy aus Karben wurde 2015 bereits als familienfreundliches Unternehmen ausgezeichnet. Dieses Jahr überzeugte satis&fy die Jury mit dem Angebot der Ausbildung in Teilzeit, flexiblen Arbeitszeitmodellen sowie durch verpflichtende Fortbildungen und Weiterentwicklungen für Führungskräfte. Beschäftigte bei satis&fy können bei Bedarf finanzielle Hilfe durch einen Mitarbeitenden-Kredit erhalten – in Notlagen ist auch eine Arbeitszeitspende durch Kolleginnen und Kollegen möglich.
Bei der Neueröffnung des Seniorenzentrums MENetatis in Reichelsheim flossen Ideen von Mitarbeitenden bei der Gestaltung des Heims mit ein. Beschäftigte erhalten neben 33 Urlaubstagen zwei Sonderurlaubstage für die Geburtstage ihrer Kinder und haben die Möglichkeit, Essen in der hauseigenen Küche kostengünstig zu bestellen. Pflegebedürftige Angehörige können die Kurzzeitpflegeplätze in Anspruch nehmen.
Zuletzt konnte das Großhandelsunternehmen Throm GmbH als familienfreundlich ausgezeichnet werden. Das familiengeführte Unternehmen bietet seinen Mitarbeitenden Zeitwertkonten, Kinderbetreuungszuschüsse und die Interessen von Familien werden bei der Urlaubsplanung vorrangig berücksichtig. Auch Throm ist offen für Quereinstiege und fördert die Fort-und Weiterentwicklung seiner Mitarbeitenden.
Landrat Jan Weckler gratulierte den ausgezeichneten Unternehmen und bedankte sich für ihr vorbildliches Engagement für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf: „Die Auszeichnung ist ein Zeichen der Anerkennung und soll weitere Unternehmen dazu ermutigen, familienfreundliche Maßnahmen umzusetzen.“