Kaffee genießen ganz ohne Beigeschmack
Auf dem Weg zum Fairtrade-Landkreis: Interessierte lernen bei Kaffeeverkostung in Friedberg Wissenswertes rund um fair gehandelten Kaffee
Bei einer gut besuchten Veranstaltung im Aktionsraum „Des Kaisers nachhaltige Kleider“ auf der Friedberger Kaiserstraße drehte sich kürzlich alles um fair gehandelten Kaffee. Wissenswertes rund um die Bohne und Fairen Handel lieferten Wolfgang Kessler, Co-Vorsitzender von „Bad Nauheim – fair wandeln e.V.“, und Ralf Philipp von der Privatrösterei Philipp in Nidda. Zur Veranstaltung eingeladen hatten die Klimaschutzkoordination des Wetteraukreises sowie Friedbergs Klimaschutzmanagerin Alena Rohn-Nemudrova und Christoph Gruss, beide vom Projektteam von „Des Kaisers nachhaltige Kleider“. Anlass waren der Tag des Kaffees und die Bewerbung des Wetteraukreises als Fairtrade-Landkreis.
Da es sich am besten bei einer Tasse Kaffee über Kaffee sprechen lässt, verköstigte Ralf Philipp die Gäste mit einer Auswahl der selbst gerösteten, ökologischen und fair gehandelten Kaffees. Nach einer kurzen Begrüßung und Erläuterung der Fairtrade-Kampagne des Wetteraukreises durch Klimaschutzkoordinator Jonas Bielke eröffnete Wolfgang Kessler mit einem Impulsvortrag den Austausch zum Fairen Handel.
Am Beispiel zweier Produkte – dem Stadtkaffee der Fairtrade-Town Bad Nauheim und zwei fair gehandelten Schokoladen – erklärte Kessler den Unterschied zwischen konventionell und fair gehandelten Produkten: „Im konventionellen Handel sind die Löhne und Einkommen der Bäuerinnen und Bauern häufig so gering, dass damit teilweise nicht einmal die Kosten für den Anbau der Produkte gedeckt werden können. Beim Fairen Handel wird dem unter anderem mit garantierten Mindestpreisen und Prämien für Gemeinschaftsprojekte und Bio-Anbau begegnet. Dadurch werden die Produzenten in den Anbauländern deutlich besser für ihre Arbeit entlohnt und erhalten eine Perspektive für sich und dafür, weiterhin Lebensmittel zu produzieren.“
Beim fairen Stadtkaffee Bad Nauheims, den die Frauen der Kooperative „Aprolma“ in Honduras anbauen, findet darüber hinaus ein großer Teil der Wertschöpfung in der Region statt und kommt daher direkt den Produzentinnen zugute. Die Frauen nehmen etwa den Transport zum nächstgelegenen Export-Hafen in die eigene Hand und rösten Teile ihrer Ernte in Kooperation mit einer Rösterei vor Ort. „Fairer Handel ist gut, Fairer Handel mit möglichst großer Wertschöpfung in den Anbauregionen noch besser“, hielt Wolfgang Kessler fest.
Während die Teilnehmenden verschiedene fair gehandelte Kaffees der Privatrösterei Philipp verkosteten, gab Ralf Philipp spannende Einblicke in die Geschichte des Kaffees und das Handwerk des Kaffeeröstens. „Die Röstung ist für den Geschmack und die Bekömmlichkeit des Kaffees entscheidend. Viele Menschen vertragen Kaffee schlecht, weil bei der industriellen Röstung nicht genügend Zeit bleibt, den Säuregehalt in den Kaffeebohnen ausreichend zu reduzieren. Wir rösten pro Röstvorgang kleinere Mengen als es in der Industrie denkbar wäre, das bei niedrigeren Temperaturen und länger. Daher enthalten unsere Kaffees weniger Säure.“ erklärte Ralf Philipp. Das Ergebnis konnte sich aus Sicht der Teilnehmenden auf jeden Fall schmecken lassen.
Genügend Zeit blieb bei der Veranstaltung auch, um über die Hintergründe und den weiteren Verlauf des Projekts „Des Kaisers nachhaltige Kleider“ zu sprechen, das – mit weiteren Veranstaltungen und Aktionen rund um Nachhaltigkeit – noch bis zum 31. Oktober 2024 fortgeführt wird. Auch die Bewerbung des Wetteraukreises als Fairtrade-Landkreis wurde in den Gesprächen mit den Gästen thematisiert: Die Motivation hinter der Bewerbung ist, den Fairen Handel aus der Region heraus zu stärken und so einen Beitrag zur Erreichung der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele zu leisten.
Für das von „Fairtrade Deutschland“ verliehene Zertifikat muss der Wetteraukreis einige Kriterien erfüllen: Bei Ausschusssitzungen der Kreisverwaltung wird beispielsweise ausschließlich fairer Kaffee ausgeschenkt. Auch die Organisation von Veranstaltungen rund um den Fairen Handel ist Teil des Engagements des Kreises im Rahmen der Kampagne. Angewiesen ist der Wetteraukreis dabei auf die Unterstützung aus der Zivilgesellschaft sowie von Einzelhandelsgeschäften und Gastronomiebetrieben. Sobald diese mindestens zwei Produkte aus Fairem Handel führen, können sie für den Kreis ein Unterstützungsformular ausfüllen, so öffentlich für Fairen Handel einstehen und gleichzeitig von der Öffentlichkeitsarbeit des Kreises profitieren.
Unterstützer sind herzlich willkommen
Wer sich für den Fairen Handel engagieren und den Wetteraukreis bei seiner Bewerbung als Fairtrade-Landkreis unterstützen möchte, ist herzlich eingeladen, sich an Jonas Bielke zu wenden.
Ansprechpartner/in
Name | Telefon | Fax | Raum | |
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Jonas Bielke | 06031 83-4008 | 113 |