BönCanto - Kleiner Chor mit großem Klang

Eine Gruppe von Menschen vor einer Wand.

Der Chor BönCanto schafft es auch mit kleinem Ensemble große Musik zu machen.

Vor 50 Jahren wurde der Wetteraukreis durch den Zusammenschluss der Altkreise Friedberg und Büdingen gegründet. Aus Anlass des 50. Geburtstags lädt Landrat Jan Weckler für den 28. August zu einem Chorfestival mit zehn Chören in die Stadthalle Friedberg ein: „Die Chöre in unserem Landkreis sind ein wichtiger Teil im Kulturangebot unserer Städte und Dörfer. Gerade sie haben in der Pandemie besonders gelitten. Dennoch haben viele Chöre mit großem Engagement und genauso viel Umsicht den Chorbetrieb aufrechterhalten und so den Verein durch diese schwierige Zeit gebracht. Deshalb freue ich mich besonders, gemeinsam mit hoffentlich vielen Gästen dieses Fest der Musik zu feiern.“ 

Die teilnehmenden Chöre wollen wir in einer kleinen Reihe vorstellen.

BönCanto ist einer von zwei Chören die aus dem Gesangsverein Germania Sängerlust Bönstadt hervorgegangen sind. 1862 ist als Gründungsjahr des Vereins überliefert. Im Jahre 2009 musste der Probenbetrieb für den Männerchor eingestellt werden, es fehlten einfach die aktiven Sänger. Zuvor wurde BönCanto gegründet, dem gemischten Chor gehören heute noch Mitglieder des Männerchores an. Im Kinderchor singen aktuell 13 Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren, weitere Mitglieder werden dringend gesucht.

Das gleiche gilt auch für BönCanto, mit seinen 20 aktiven Sängerinnen und Sängern im Alter zwischen Mitte 20 und Ende 70 ist der Chor in manchen Stimmen nur schwach besetzt. Dabei, so Vereinsvorsitzender Reinhard Frische, sei man mit einem Durchschnittsalter von 62 Jahren im Vergleich zu anderen Chören noch relativ jung.

Dirigent ist seit dem vergangenen Jahr Jan Frische. Der 34-jährige Musikwissenschaftler dirigiert neben BönCanto noch sechs weitere Chöre und eine Jugendband. Das Repertoire von BönCanto reicht von klassischen Kompositionen bis hin zu modernem Liedgut. „Musical, Schlager, Volkslieder: Wir singen alles!“, sagt Vereinsvorsitzender Reinhard Frische.

„Der Chor ist für das Kulturleben im Dorf besonders wichtig. Auch wenn wir derzeit nur wenige Mitglieder haben, hat der Chor mit seinen Auftritten eine große Bedeutung. Die Menschen kommen und haben Spaß beim Zuhören und unsere Mitglieder haben viel Freude beim Singen. Besonders erfolgreich waren die Mottoveranstaltungen wie ‚Jagdgesänge und Hörnerklang‘, ‚Anker auf – Leinen los‘ oder ‚Cinema – Filmmusik‘, zu denen mehr als 200 Menschen die in das Bürgerhaus Bönstadt kamen. Nach dem Liedernachmittag am 28. August ist der nächste Auftritt am 25. September bei einem Konzert in der Basilika in Ilbenstadt zu erleben. Dann werden auch die anderen Chöre, die Jan Frische leitet, auftreten.

„Auch mit wenigen Menschen kann man einen guten Klang erzeugen!“

Die Chorprobe am frühen Donnerstagabend beginnt mit einer Manöverkritik zum letzten Konzert beim Weinfest in Kaichen. Man habe sich im Vergleich mit den anderen Chören, die deutlich mehr Sängerinnen und Sänger mitgebracht haben, gut geschlagen. „Auch mit wenigen Menschen kann man einen guten Klang erzeugen!“, motiviert Jan Frische seine Sängerinnen und Sänger. 

Nach den Aufwärmübungen beginnt die Probe mit fünf Frauen und sieben Männern mit dem Lied von Tim Bendzko ‚Nur noch kurz die Welt retten‘.

‘Orsch Weit Fort‘ ist die hessische Version von ‚Weit, Weit Weg‘, dem Lied von Hubert von Goisern in einer Textversion des früheren Vereinsvorsitzenden Ortland Kretz. Dirigent Frische erinnert an die überdeutliche Aussprache, damit man den Text auch verstehen könne.

Mut! Mut! Mut!

Dann hat Chorleiter Jan Frische ein neues Lied mitgebracht. Der Song ‚So soll es bleiben‘ von Ich + Ich ist ein Lied für Sopranstimmen, die die Melodie tragen, während Alt und die beiden Männergesangsstimmen in einem schönen Zusammenspiel antworten. Die sanfte und entspannende Untermalung auf dem Klavier liefert Jan Frische.

Zunächst gilt es, den einzelnen Stimmen den Text zuzuordnen, nicht alle kennen das Lied aus dem Radio. Frische fordert mehr Mut, um laut genug zu singen. „Ich verstehe euch nicht!“, ruft er immer wieder. Mit zunehmender Übung werden die Stimmen lauter und hörbarer. „Die Sehnsucht nach dem ‚Wann‘ muss spürbar sein!“, fordert Frische, „nur wenn das Lied überzeugend gesungen wird, kann es auch gut bei den Zuhörern ankommen.“

Gegen Ende der Probe wird noch ein Stück der ‚Backstreet Boys‘ geübt: ‚I Want It That Way‘ verlangt bei den Sopranstimmen besonders viel Engagement, was nach mehrmaligem üben auch gelingt.

Als letztes darf sich der Chor noch ein Lied aussuchen. ‚Bella Ciao‘ ist ein Lied der italienischen Partisanen aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Männer ziehen mutig in den Kampf gegen die Invasoren. BönCanto ist ein kleiner Chor, der das Lied schön interpretiert. Die zwölf Männer und Frauen singen mutig, um die 160-jährige Gesangstradition im Dorf zu erhalten und weiter zu tragen.

Veröffentlicht am: 02. August 2022