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Landschaftspflegeverbände zu Gast beim Naturschutzfonds Wetterau

Naturschutzfonds Wetterau feiert 40-jähriges Bestehen mit rund 200 Gästen beim diesjährigen Hessischen Landschaftspflegetag in Rosbach v. d. Höhe

Eine Schafherde weidet unter Apfelbäumen auf einer von der Abendsonne beschienenen Streuobstwiese.

Schafe und Streuobst ergänzen sich gut, sodass die Projekte des gastgebenden Landschaftspflegeverbands Naturschutzfonds Wetterau e.V. (NFW) zahlreiche Synergieeffekte bieten. Diese stellten die Mitarbeiterinnen (NFW) und Projektpartner im Rahmen der Exkursion vor. Foto: Karl-Hermann Heinz

Anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Naturschutzfonds Wetterau e.V., dem Landschaftspflegeverband des Wetteraukreises, fand der diesjährige Hessische Landschaftspflegetag in Rosbach v. d. Höhe statt. Einmal im Jahr treffen sich die hessischen Landschaftspflegeverbände (LPV) mit den Fachbehörden und vielen weiteren Gästen aus Landwirtschaft, Naturschutz und Verwaltung. Jeweils ein gastgebender LPV – in diesem Jahr der Naturschutzfonds – berichtet dabei seinen Gästen aus seiner Praxis. Weitere Fachvorträge beleuchten aktuelle Probleme und Lösungen in Naturschutz und Landschaftspflege.

Landrat Jan Weckler, gleichzeitig Vorsitzender des Naturschutzfonds Wetterau, hieß die etwa 100 Gäste in Rosbach sowie ebenso viele Online-Teilnehmende aus nahezu allen hessischen Landkreisen herzlich willkommen. In seinem Grußwort zeichnete er das Wirken des Naturschutzfonds in den letzten 40 Jahren nach und machte deutlich: „Die erfolgreiche Naturschutzarbeit des Landschaftspflegeverbandes ist im Wetteraukreis nicht mehr wegzudenken und seine Arbeit in Kooperation mit der Landwirtschaft, den Mitgliedskommunen und ihren Bürgerinnen und Bürgern wichtiger denn je.“ Das unterstrich auch Bürgermeister Steffen Maar in seinem Grußwort für die Stadt Rosbach, die etliche Projekte mit dem Naturschutzfonds umsetzt.

Eine bundes- und europaweite Perspektive lieferte Maria Noichl, Mitglied des Europäischen Parlaments, als Vorsitzende des Dachverbands der deutschen Landschaftspflegeverbände. Der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL e.V.) vertritt inzwischen über 200 Mitgliedsverbände in ganz Deutschland und ist auch international gut vernetzt. Die bayerische Europaabgeordnete Noichl steht dem DVL seit zwei Jahren vor. Sie berichtete über aktuelle agrarpolitische Entwicklungen in Brüssel, die insbesondere für nachhaltige Landwirtschaft und Naturschutz auch wieder dunklere Wolken erkennen lassen. „Umso wichtiger ist es, dass die hessische Landesregierung die Erfolgsbilanz der langjährigen Landschaftspflegeverbände wie dem Naturschutzfonds erkannt hat und vor fünf Jahren mit einer Förderrichtlinie die Unterstützung von LPV in Hessen auf eine neue Stufe gehoben hat. In jedem Landkreis kann seitdem ein LPV gefördert werden, um vor Ort gezielt Projekte umzusetzen. Das ist großartig, dafür danken wir!“, betonte Noichl. Seitdem kam es zur Gründung zahlreicher neuer LPV in Hessen, so dass inzwischen achtzehn Landschaftspflegeverbände für den kooperativen Naturschutz in Hessen aktiv sind. Diese werden von der DVL-Koordinierungsstelle in Reiskirchen beraten, vernetzt und mit Fortbildungsangeboten unterstützt.

Die LPV setzen sich – wie der Naturschutzfonds – „drittelparitätisch“ aus Vertreterinnen und Vertretern der Landwirtschaft, dem Naturschutz und der Kommunen zusammen, die im Verein zusammenarbeiten. „Dies ist die DNA der Landschaftspflegeverbände und gerade dieser kooperative Ansatz ist heutzutage nicht nur notwendig, sondern auch moderner und zukunftsweisender denn je. Weiterhin sind mehr als die Hälfte der Fachkräfte in den hessischen Landschaftspflegeverbänden sowie 50 Prozent der Geschäftsführungen weiblich.“ Das zeige, so Noichl, dass auch in dieser Hinsicht das „Konzept Landschaftspflegeverband“ auf der Höhe der Zeit sei.

Das Hessische Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, welches sowohl Mitveranstalter des Landschaftspflegetags als auch verantwortlich für die Förderung der Landschaftspflegeverbände ist, war durch den zuständigen Abteilungsleiter Simon Bruhn vertreten. Er überbrachte Grüße von Staatsminister Ingmar Jung und die gute Nachricht, dass Kontinuität bei der Unterstützung der Landschaftspflegeverbände zu erwarten ist: „Die Förderung der Landschaftspflegeverbände ist im Koalitionsvertrag als gemeinsames Ziel festgehalten worden. Die Landesregierung schätzt die Kultur der Kooperation, die fest in den Landschaftspflegeverbänden verankert ist.“

Am zweiten Tag fand eine Exkursion in die Wetterau statt. Die Mitarbeiterinnen des Naturschutzfonds zeigten den 50 Gästen die Vielfältigkeit der Landschaft des Wetteraukreises und damit auch der Arbeit des Landschaftspflegeverbands. Erstes Ziel war das Schutzgebiet „Auf dem Lohrain“ bei Glauburg. Hier finden sich verschiedene seltene Lebensraumtypen wie der artenreiche Borstgrasrasen, der nur dank der Beweidung mit einer Schafherde erhalten werden kann. Damit dies so bleibt, bietet der Naturschutzfonds eine einzigartige gesamtbetriebliche Beratung für Schafhalter an. Die Vorteile und Herausforderungen einer solchen konnten so greifbar vor Ort diskutiert werden.

Nur einen Steinwurf entfernt empfing Rainer Bonacker die Exkursion auf seiner Streuobstwiese. Bonacker bewirtschaftet diese mit viel Liebe bereits seit seiner Kindheit und ist Mitglied und Sammelstelle des Aufpreisvermarktungsprojekts „BioApfel“. Seit 1997 ist das Projekt ein fester Bestandteil beim Landschaftspflegeverband im Wetteraukreis. Mit Hilfe des Projektes soll es Bewirtschaftern ermöglicht werden, einen besseren Preis für das Obst zu erwirtschaften, sodass die Bewirtschaftung und Pflege der Wetterauer Streuobstwiesen wieder attraktiver werden. Der NFW organisiert die EU-Bio-Zertifizierung der Flächen und der Sammelstelle und ist Bindeglied zwischen der abnehmenden Rapp‘s Kelterei GmbH sowie der Sammelstelle und den Erzeugern.

Seit Jahrtausenden werden die fruchtbaren Böden der Wetterau landwirtschaftlich genutzt. Als Kornkammer Hessens ist der Wetteraukreis ein agrarisch geprägter Landkreis, sodass auch ein Projekt für den „Lebensraum Acker“ nicht fehlen durfte. Die Blühenden Bänder für Grauammer, Rebhuhn, Feldhamster und Insekten zeigten sich nicht mehr ganz so farbenprächtig wie im Juni, boten aber immer noch ein Nahrungsangebot und die sehr wichtigen Rückzugsräume. Die ergänzenden Projekte zur Schaffung von Bienenhabitaten, Schleiereule und Ringelnatter-Habitate waren eine spannende Ergänzung.

Auch die Grünlandberatung des Naturschutzfonds zeigte Schwerpunkte und Herausforderungen des Projektes. Ergänzend zum Vortrag am ersten Tagungstag konnten insbesondere die Erfahrungen der verschiedenen Bekämpfungsmaßnahmen der Herbstzeitlosen im Grünland eindrücklich aufgezeigt und diskutiert werden. Darüber hinaus wurden experimentelle Anreicherungsversuche für die Artenvielfalt in Pfeifengraswiesen, einem seltenen Grünlandlebensraum vorgeführt.

Hintergrund

Der Landschaftspflegetag war eine gemeinsame Veranstaltung des Deutschen Verbands für Landschaftspflege, des Naturschutzfonds Wetterau, des Hessischen Landwirtschafts- und Umweltministeriums sowie der Naturschutzakademie Hessen im Hessischen Landesamt für Naturschutz und Geologie (HLNUG).

Informationen zu den Landschaftspflegeverbänden in Hessen finden Interessierte online.

Ansprechpartner/in:

Dr. Dietmar Simmering, Deutscher Verband für Landschaftspflege e.V. – Koordinierungsstelle Hessen, Telefon (06408) 96978-28; E-Mail

Franka Hensen, Naturschutzfonds Wetterau e.V., Telefon (06031) 83-4308; E-Mail

Veröffentlicht am: 04. Oktober 2024