Kreis mietet Halle in Wölfersheimer Gewerbegebiet an
Dank großer Anstrengungen des Kreises und der Kommunen ist die Unterbringung der von Land und Bund zugewiesenen Flüchtlinge im Wetteraukreis bis zum Jahresende sichergestellt. Um dies zu gewährleisten, mussten zuletzt auch Sporthallen und Bürgerhäuser für die Unterbringung Geflüchteter hergerichtet werden. Damit jedoch auch im kommenden Jahr genug Plätze zur Verfügung stehen, muss der Kreis seine Unterbringungskapazitäten weiter massiv ausbauen. In diesem Zuge wurde nun eine ehemalige Gewerbehalle in Wölfersheim angemietet.
Rund 80 Geflüchtete aus weltweiten Krisengebieten sollen voraussichtlich bis zum Ende des ersten Quartals 2023 in der ehemaligen Gewerbehalle im Berstädter Gewerbegebiet Obdach finden. Dafür soll das gesamte Untergeschoss des Gebäudes genutzt werden. Auch die Außenfläche steht für eine Nutzung zur Verfügung, wo voraussichtlich ein Duschcontainer aufgestellt werden soll.
Das Gebäude, das sich am Rand des Gewerbegebiets in Berstadt befindet, wurde zuletzt durch einen italienischen Großhandel genutzt. Direkt vor dem Objekt ist eine Bushaltestelle mit Verbindungen unter anderem nach Wölfersheim, Friedberg und Hungen. Um die Ecke befinden sich verschiedene Supermärkte. Der Wetteraukreis hat die Halle für fünf Jahre angemietet. Nun stehen einige kurzfristige Umbaumaßnahmen wie der Austausch und Einbau von Fenstern sowie der Einbau von Küchen an.
Für die Unterbringung von Geflüchteten in Industrie- und Gewerbegebieten gibt es eine Ausnahme im Baugesetzbuch. Rechtsgrundlage ist Paragraph 246 Baugesetzbuch, „Sonderregelungen für Flüchtlingsunterkünfte“: Darin ist festgelegt, dass nicht nur mobile Unterkünfte wie etwa Leichtbauhallen in Industrie- und Gewerbegebieten aufgestellt werden dürfen, sondern auch, dass Bestandsbauten in diesen Bereichen zu Aufnahmeeinrichtungen, Gemeinschaftsunterkünfte oder sonstigen Unterkünften für Flüchtlinge oder Asylbegehrende umgenutzt werden dürfen.
Rund 5360 Geflüchtete bis Jahresende
Von Januar bis September wurden bereits über 4350 geflüchtete Menschen im Wetteraukreis aufgenommen. Nach aktuellen Prognosen, die auf der Zuweisungsquote im vierten Quartal basieren, werden es bis Jahresende rund 5360 sein. Wöchentlich kommen mehr als 60 Geflüchtete aus weltweiten Krisengebieten hinzu. Im Vergleich zur sogenannten „Flüchtlingskrise“ im Jahr 2015 ist das eine Verdopplung: Damals wurden insgesamt 2506 Personen aufgenommen. Im Vergleich zu 2021 haben sich die Zahlen sogar verneunfacht.
Allein 2022 hat der Wetteraukreis über 900 zusätzliche Plätze für Geflüchtete geschaffen, viele weitere kommen im ersten und zweiten Quartal 2023 hinzu. Weder auf dem Wohnungsmarkt noch in kreiseigenen Liegenschaften gibt es derzeit weitere Möglichkeiten, die auch kurzfristig zur Verfügung stehen. Aufgrund der dramatisch steigenden Zuweisungszahlen von Land und Bund hat der Kreisausschuss bereits Mitte Oktober auch formal festgestellt, dass sich der Kreis in einer „Notsituation“ befindet.