Nur ein Rädchen im großen Ganzen

Die Künstlerin Ulli Böhmelmann stellt beim Wetterauer Projekt „Kunst in Kirchen“ in der evangelischen Kirche Bruchenbrücken aus

Eine Frau in einem roten Pullover blickt aufgeschlossen in die Kamera.

Leichtigkeit in der Schwere des Seins: Die Künstlerin Ulli Böhmelmann wird sich ab dem 6. September mit transparenten und leichten Materialen dem schweren Thema „Leben und Tod“ in der evangelischen Kirche Bruchenbrücken widmen. Foto: privat

„Leben und Tod – Tod und Leben“ – unter diesem Thema startet am 6. September die achte Ausgabe des Projekts „Kunst in Kirchen“. Die Kölner Künstlerin Ulli Böhmelmann hat für die evangelische Erasmus-Alberus-Kirche in Friedberg-Bruchenbrücken eine ganz besondere Rauminstallation geschaffen, die vom Einzelnen ablenken und das große Ganze im Kreislauf von Werden und Vergehen darstellen soll.

Mit ihren transparenten und leichten Materialien will Böhmelmann eine neue Aufteilung des Raumes erreichen. Die Künstlerin möchte die Besucherinnen und Besucher dazu ermutigen, außerhalb des Gewohnten zu denken und neue Pfade zu betreten.

Sie beobachte eine Unsicherheit bezüglich eines passenden Umgangs mit dem Thema Tod, sagt Böhmelmann: „Der reale Tod als Teil des Lebens hat in unserem Alltag keinen Platz. Es gibt kaum noch Rituale dazu.“ Mit ihrer Installation will die vielfach ausgezeichnete Künstlerin den Betrachtern deutlich machen, dass es wichtig ist, sich als ein Rädchen im „allgemeinen Kreislauf von Werden und Vergehen“ zu betrachten. „Angesichts dieses großen Räderwerks fällt es vielleicht leichter, sich die wesentlichen Koordinaten des eigenen Lebens bewusst zu machen“, meint die 1970 in Mainz geborene Böhmelmann. Wer sich mit sich selbst als Teil eines Kreislaufs beschäftige, fokussiere sich nicht so sehr auf sich selbst: „Das ermöglicht auch den Glauben an vielfältige Daseinsformen nach dem Tod“, ist sich die studierte Bildhauerin sicher.

Mit ihrer „Formensprache“ wolle sie an biologische Strukturen erinnern, gleichzeitig enthalte sie künstliche Elemente: „Dadurch entstehen unterbewusst Fragen, was da eigentlich zu sehen ist und diese führen zu Gedanken über Leben und Tod.“

Ihr gefalle die Idee, dass fünf Künstlerinnen und Künstler in verschiedenen Kirchen ihre Interpretationen zum Thema zeigen, so Böhmelmann. Um die verschiedenen Kunstwerke zu besichtigen, müssten die Besucherinnen und Besucher von einem Ausstellungsort zum anderen gehen: „Auf diesen Wegen wird ihnen Raum gegeben, die Installationen auf sich wirken zu lassen und eigene Gedanken dazu zu entwickeln.“

Über „Kunst in Kirchen“

„Kunst in Kirchen“ wird seit 2008 im Wetteraukreis ausgerichtet. Gefördert wird das Projekt vom Wetteraukreis, dem katholischen Bistum Mainz, den Evangelischen Dekanaten Wetterau sowie Büdinger Land, der Stiftung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, dem Mittelhessische Kultursommer und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen. In diesem Jahr konnten neben Ulli Böhmelmann Jan Daniel Fritz (Friedberg), Jan Ove Hennig (Frankfurt), Gerd Paulicke (Basel) und Erik Seidel (Leipzig) für das Projekt gewonnen werden. In fünf evangelischen und katholischen Gotteshäusern der Wetterau können Kunstinteressierte einen Monat lang herausragende zeitgenössische Werke rund um die wohl wichtigsten Fragen bestaunen: Wie nah liegen Anfang und Ende beieinander? Woher kommen wir und wohin gehen wir? Und was passiert dazwischen? Es geht um nicht weniger als Werden, Sein und Vergehen. 

Auftaktveranstaltung

„Kunst in Kirchen“ wird am 06. September (Freitag) um 19 Uhr in der Heilig-Geist-Kirche in Friedberg (Leonhardstraße 24) eröffnet. Die Harfenistin Miroslava Stareychinska wird die Veranstaltung musikalisch begleiten. 

Veröffentlicht am: 25. Juli 2024