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Ehrenamt im Wetteraukreis: Sein Herz schlägt für die Kultur

Ein Mann sitzt auf einer Holzbank unter einem Baum. Er blickt in die Kamera. Im Hintergrund ist ein altes, gepflegtes Gebäude zu erkennen.

Auch wenn er entspannt auf einer Bank im Kloster Engelthal sitzt, zur Ruhe will er sich noch lange nicht setzen. Hans Erich Seum hat noch viel vor.

Sie leisten mit ihrem Einsatz einen unverzichtbaren Beitrag für die Gesellschaft: Jedes Jahr erhalten besonders engagierte Wetterauerinnen und Wetterauer dafür die Ehrenamts-Card des Landes Hessen. Einer der neuen stolzen Besitzer einer Ehrenamts-Card ist Hans Erich Seum aus Altenstadt. Seit 2017 ist er Erster Vorsitzender der Altenstädter Gesellschaft für Geschichte und Kultur. Gerade ist er dabei, die 7. Engelthaler Musik- und Kulturtage zu organisieren, die am letzten Augustwochenende im Kloster Engelthal bei Altenstadt stattfinden.

Geboren in Schwickartshausen, einem Ortsteil von Nidda, lebt Hans Erich Seum nunmehr seit 32 Jahren in Altenstadt. Er stammt aus einem landwirtschaftlichen Betrieb, in dem es Tradition war, dass der ältere Sohn den Hof übernimmt und der jüngere Studiosus wird. „Und ich wurde eben der Studiosus“, sagt er lachend. An der Uni in Gießen studierte er Betriebswirtschaft und Volkswirtschaft. In seinem Berufsleben war er in führenden Positionen in der Sparkassen- wie auch der genossenschaftlichen Finanzgruppe tätig.

2017 ging Seum in den Ruhestand, ist seitdem aber nicht minder beschäftigt, denn das Pflänzchen, das er zusammen mit seiner Frau vor rund 17 Jahren gesetzt hat, trägt reiche Früchte. „Wir hatten den Wunsch, uns mit Eintritt in den Ruhestand ehrenamtlich zu engagieren, und während meine Frau dies im sozialen Bereich macht zog es mich zur Kultur.“ Warum? „Kultur ist integraler Bestandteil unseres Seins, Kultur ist mehr als Musik und Malerei, unserer ganzes Tun ist Kultur.“

In Altenstadt gab es früher noch den Kulturring, deren zweiter Vorsitzender er war, und die Gesellschaft für Geschichte und Kultur. Weil es aber wenig effizient ist, wenn zwei kleine Vereine sich in einer Gemeinde demselben Thema widmen, setzte sich Seum für eine Fusion ein und konnte sogar erreichen, dass der Zusammenschluss der beiden den Vereinsnamen Altenstädter Gesellschaft für Geschichte und Kultur trägt.

Das war 2008: Damals war Seum auch Zweiter Vorsitzender dieser neuen Gesellschaft. Seit seinem Ruhestand 2017 ist er Erster Vorsitzender. Er kümmert sich vor allem um Öffentlichkeitsarbeit, Förderung und Sponsoring, kann auf alte Kontakte zurückgreifen, weiß mit Finanzen umzugehen, kennt die Ansprechpartner. Nicht ohne Erfolg, denn der Altenstädter Gesellschaft für Geschichte und Kultur ist es über Jahre gelungen hochkarätige Künstlerinnen und Künstler für ihre Veranstaltungen zu engagieren.

„Wir haben unser Programm umgestellt und erweitert. Jeden Monat gibt es eine besondere Veranstaltung, wir besuchen Vorträge im Städel, haben vier Musikveranstaltungen im Jahr“, zählt Hans Erich Seum auf – und die Begeisterung ist deutlich zu spüren.

Im Frühjahr und Herbst stehen die Lindheimer Kammerkonzerte auf dem Programm, es gibt die Konzertreihe „Notturno“, ein Open-Air-Konzert im Park des Anwesens der Familie Demandt, Ende August organisiert die Gesellschaft dann die 7. Engelthaler Musik- und Kulturtage. Für die Konzerte kann der Verein hochkarätige Künstlerinnen und Künstler engagieren, die zum Ensemble der Dresdner Semper Oper gehören, beim Rheingau-Musikfestival oder beim Schleswig-Holstein-Musikfestival auftreten. Und, darauf ist er besonders stolz, „wir können die Tickets zu überschaubaren Preisen in unserer Region anbieten, weil wir die Sparkasse Oberhessen, die Volksbank oder auch die OVAG als Sponsoren gewinnen konnten“, erzählt Seum.

Angekommen? Nein. „Der Verein hat derzeit 140 Mitglieder, wir möchten aber gerne mehr und vor allem jüngere Menschen gewinnen, dafür braucht es ansprechende Themen und Veranstaltungen.“ Seum denkt an Jazz, an spannende Reiseberichte, an Vorträge zu aktuellen Themen.

Und sonst? Bis Ende 2021 war Seum Ehrenamtlicher Handelsrichter am Landesgericht Darmstadt, Dependance Offenbach. Aktuell engagiert er sich bei Tabitha Global Care e.V., einem gemeinnützigen Verein mit Sitz in Fritzlar, der Schul- und Wasserprojekte und Patenschaften in Afrika unterstützt. Seum ist überzeugt: „Es sollten sich mehr Menschen ehrenamtlich engagieren. Von einer Gesellschaft dürfen nicht nur immer Rechte eingefordert werden, sondern es sind auch Pflichten zu übernehmen.“

Noch während seines aktiven Berufslebens hat er das Joggen für sich entdeckt. Und weil Seum das was er anpackt auch richtig macht, wollte er irgendwann Marathon laufen. „Da haben mich meine sportlichen Kollegen angesteckt. Ich bin 26 Marathons auf der Welt gelaufen, darunter in fast allen europäischen Hauptstädten, wie auch in Chicago, New York, Hawaii und natürlich den legendären von Marathon nach Athen.“

Die Ehrenamts-Card im Wetteraukreis

Seit ihrer Einführung im Jahr 2006 hat der Wetteraukreis mehr als 2.000 Ehrenamts-Cards vergeben. Voraussetzungen sind ehrenamtliche Arbeit in einer gemeinwohlorientierten Organisation, mindestens fünf Stunden wöchentlich, seit drei Jahren und weiter fortbestehend. Außerdem keine Aufwandsentschädigung, Sitzungsgeld, sonstige Gelder und Pauschalen oder Vergünstigungen und Lohnersatzleistungen, die über den reinen Auslagenersatz für das Ehrenamt (zum Beispiel Fahrt- oder Kopierkosten) hinausgehen. Drei Jahre lang ist die Ehrenamts-Card gültig, nach Ablauf kann sie erneut beantragt werden. Mit der Nutzung der Karte sind zahlreiche Vergünstigungen in ganz Hessen verbunden, die sowohl von privaten als auch von öffentlichen Sponsoren angeboten werden.

Weitere Informationen beim Koordinierungszentrum für Bürgerengagement sowie telefonisch unter (06031) 83-4112.

Veröffentlicht am: 17. August 2022