Die ungeliebte Zwillingsschwester der Digitalisierung

Auftaktveranstaltung zum Start der Interkommunalen Informationssicherheitsstelle im Wetteraukreis / Ziel: Resilienz der Daten- und IT-Sicherheit ihrer Mitglieder erhalten und steigern

Zahlreiche Frauen und Männer haben sich in einem großen Saal für ein Foto aufgestellt.

Der Startschuss für die neue Informationssicherheitsstelle ist gefallen. In einer Auftaktveranstaltung im Kreishaus nimmt sie im Beisein von Landrat Jan Weckler (vorne Mitte), Kreisbeigeordneter Marion Götz (links da-neben) sowie Vertreterinnen und Vertretern der Mitgliedskommunen ihre Arbeit auf. Die Verantwortung liegt bei Petra Büttner, Fachdienstleiterin Zentrale Dienste des Kreises (vordere Reihe, 4. von rechts), und den bei-den Informationssicherheitsbeauftragten Andreas Hallwirth (vordere Reihe, 3. von rechts) und Martin Drabowicz (vordere Reihe, 2. von rechts).

Es ist ein Super-Gau für jede Verwaltung und jedes Unternehmen: Hacker erlangen Zugang zum Computer-Netzwerk, stehlen und/oder verschlüsseln Daten und legen damit alles lahm. Um dieser Gefahr zu begegnen, haben sich der Wetteraukreis und 19 Kreiskommunen zusammengeschlossen und die Interkommunale Informationssicherheitsstelle im Wetteraukreis (ISS WK) gegründet. Diese hat nun mit einer offiziellen Auftaktveranstaltung ihre Arbeit aufgenommen. 

„Das Thema Informationssicherheit bewegt alle und nimmt immer mehr an Fahrt auf. Und das ist auch kein Wunder: In immer mehr Bereichen unseres täglichen Lebens spielt IT eine wichtige, nicht selten entscheidende Rolle. Das macht uns verletzlich – vor allem auch Verwaltungen, die wichtig für einen geregelten Ablauf des öffentlichen Lebens sind. Was passieren kann, wenn sich Kriminelle Zugang zu den Verwaltungsnetzwerken verschaffen, zeigte der Fall des Landkreises Anhalt-Bitterfeld vor vier Jahren. Damals verschlüsselten Hacker viele Daten des Kreises und legten die Behörde lahm. Von dieser Attacke hat man sich dort bis heute nicht vollständig erholt“, machte Landrat Jan Weckler die Bedeutung des Themas Informationssicherheit klar. Auch Angriffe ausländischer Mächte müsse man im Blick behalten, betonte der Landrat.

Umso wichtiger sei es, dieses Themenfeld in den Blick zu nehmen und Vorsorge zu treffen. Vor allem gehe es darum, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Gefahren zu sensibilisieren. Scheinbar harmlose Nachrichten von vermeintlich vertrauenswürdigen Quellen könnten ernsthafte Folgen haben. Es sei wichtig, aufmerksam und vorsichtig im Umgang mit eingehenden Informationen zu bleiben.

Der Landrat machte klar, dass der Aufgabenschwerpunkt der neuen Informationssicherheitsstelle im Vorfeld möglicher Angriffe liegt. Man setze auf Prävention zur Vermeidung von Angriffen auf Daten und IT-Systeme. „Aber auch wenn wir hoffen, dass es nicht dazu kommt, bereiten wir uns natürlich darauf vor, einem solchen Angriff zu begegnen“, betonte Jan Weckler.

Dass sich eine solche Aufgabe am besten gemeinschaftlich bewältigen lässt, unterstrich der Landrat. Gegenseitige Hilfestellung und kontinuierlicher Austausch seien wichtig. Er dankte in diesem Zusammenhang der Kreisbeigeordneten Marion Götz, die bereits in ihrer Funktion als Erste Stadträtin von Friedberg die ISS WK mit einem interkommunalen Projekt auf den Weg gebracht habe.

Als einen „Festtag nach zwei Jahren interkommunaler Projektarbeit“ bezeichnete Marion Götz die Auftaktveranstaltung. „Ich freue mich darüber, dass es nun endlich losgeht. Die Informationssicherheit wird bei IT-Fachleuten gerne als die ungeliebte Zwillingsschwester der Digitalisierung bezeichnet. Bei uns ist sie ein sehr geschätztes Familienmitglied. Dies bringen wir im Wetteraukreis künftig nun auch organisatorisch durch eine dauerhafte Struktur zwischen dem Kreis und 19 Städten und Gemeinden zum Ausdruck“, sagte Marion Götz. Keinen Zweifel ließ auch die Kreisbeigeordnete daran, dass dieses Arbeitsfeld im Bereich der Interkommunalen Zusammenarbeit am besten aufgehoben ist: „Das Thema schreit geradezu danach, in Kooperation bearbeitet zu werden.“ Die Verantwortung hierfür gehe nun auf die Fachdienstleitung Zentrale Aufgaben, Petra Büttner, und die beiden neuen Informationssicherheitsbeauftragten Andreas Hallwirth und Martin Drabowicz über. Beide weisen langjährige Erfahrungen auf dem Gebiet der Kommunikations- und Informationssicherheit auf.

Andreas Hallwirth skizzierte nach einer kurzen Vorstellung von sich und seinem Kollegen die nächsten Schritte. So soll das Auftakttreffen dem gegenseitigen Kennenlernen, dem Austausch sowie der Formulierung von Erwartungen an die künftige Zusammenarbeit dienen. Er selbst und Martin Drabowicz werden später bei ersten Vor-Ort-Terminen eine Analyse der bestehenden Maßnahmen im Kreis und den Kommunen vornehmen und anschließend bei der Erstellung oder Fortschreibung einer Informationssicherheitsstrategie unterstützen. Ziel ist die Aufrechterhaltung einer Handlungsfähigkeit der Kommunen und des Kreises auch in einem Krisenfall. Gemeinsam will man Konzepte zur Abwehr von Angriffen auf die Informationssicherheit erarbeiten, die Nachbereitung entsprechender Vorfälle betreiben sowie Beratungs- und Unterstützungsangebote, etwa durch Schulungen, anbieten. Auch die Steuerung der interkommunalen Zusammenarbeit auf diesem Gebiet fällt in ihren Aufgabenbereich.

Zur neuen Informationssicherheitsstelle im Wetteraukreis (ISS WK)

Die neu eingerichtete Informationssicherheitsstelle im Wetteraukreis entstand aus einem Zusammenschluss von 19 Kreiskommunen und dem Wetteraukreis. Die Unterzeichnung der öffentlich-rechtlichen Vereinbarung  erfolgte im Dezember 2024. Dem voraus ging ein interkommunales Projekt für Informationssicherheit von Kreis und Kreiskommunen, initiiert im Juli 2023 durch die damalige Erste Stadträtin Friedbergs und jetzige Kreisbeigeordnete Marion Götz, die das Projekt zugleich leitete. Während des Hessentags in Bad Vilbel erhielt die interkommunale Kooperation eine Förderung durch das Hessische Innenministerium in Höhe von 150.000 Euro. Ziel der ISS WK ist es, die Handlungsfähigkeit von Kreis und Kommunen zu sichern, indem sie gewährleistet, dass Daten und IT-Systeme sicher und verfügbar bleiben. Die beiden Informationssicherheitsbeauftragten beraten und unterstützen Kreis und Kommunen auf diesem Weg. Die Arbeit der ISS WK begleitet ein Beirat, in den jedes Mitglied je einen Vertreter/eine Vertreterin entsendet. Angesiedelt ist die Informationssicherheitsstelle in der Kreisverwaltung.

Veröffentlicht am: 28. Oktober 2025