Herfried Münkler macht Weltpolitik und Geschichte greifbar

Landrat Jan Weckler verleiht den 29. Kulturpreis des Wetteraukreises an den aus Friedberg stammenden, renommierten Politikwissenschaftler

Zwei Männer stehen in einem Saal, im Hintergrund sitzen zahlreiche Menschen. Beide Männer halten eine Urkunde in Händen.

Landrat Jan Weckler (rechts) zeichnet Prof. Dr. Herfried Münkler mit dem 29. Kulturpreis des Wetteraukreises aus. Dieser stellt eine Würdigung herausragender Leistungen in den Bereichen Literatur und Wissenschaft dar, die der gebürtige Friedberger Herfried Münkler in den vergangenen Jahrzehnten geleistet hat.

Ein gebürtiger Friedberger, der für die Kultur – nicht nur im Wetteraukreis, sondern in ganz Deutschland – durch seine wissenschaftliche Arbeit und sein publizistisches Wirken Außergewöhnliches geleistet hat: Mit diesen Worten würdigte Landrat Jan Weckler Prof. Dr. Herfried Münkler, den Preisträger des 29. Wetterauer Kulturpreises. In einer Feierstunde im Plenarsaal des Kreishauses verlieh der Landrat dem bekannten Politikwissenschaftler die Auszeichnung, die eine besondere Lebensleistung im kulturellen und wissenschaftlichen Bereich würdigt.   

„Prof. Münkler beginnt seine Vorträge selten mit komplizierten Theorien oder trockenen Zahlen. Stattdessen nimmt er Bezug auf aktuelle Beispiele, die er mit unserer Lebensrealität verknüpft und sein Publikum gebannt lauschen lässt“, beschrieb Jan Weckler in seiner Laudatio die Fähigkeit des Geehrten, große und manchmal auch abstrakt wirkende Themen ganz nah an die Zuhörerinnen und Zuhörer heranzuholen.

Diese Fähigkeiten seien Grundlage dafür gewesen, dass sich Herfried Münkler nicht nur mit seiner Forschungsarbeit und den daraus resultierenden Veröffentlichungen den Ruf eines der profiliertesten Politikwissenschaftler in Deutschland erworben hat. „Ihm gelingt es darüber hinaus immer wieder, politische Prozesse allgemeinverständlich einzuordnen und zu analysieren, um sie damit einem großen Publikum zugänglich zu machen. Dies belegen auch seine immer wiederkehrenden Auftritte in politischen Talkshows“, führte der Landrat weiter aus. Der Erfolg dieser Arbeit zeige sich einerseits in einer Vielzahl an Preisen, die Münkler für seine Veröffentlichungen erhalten habe. Zum anderen lässt er sich daran bemessen, dass viele seiner Bücher mittlerweile Standardwerke geworden sind.

Über all diesen nationalen und auch internationalen Erfolg habe der Preisträger seine Verbundenheit zur einstigen Heimat aber nie verloren. So stand er noch am Vorabend der Preisverleihung für eine Lesung aus seinem jüngsten Werk in Altenstadt zur Verfügung. Ein weiterer Termin in Friedberg ist für den November geplant. Damit wirke er auf großer Bühne ebenso erfolgreich wie auch hier in der Region, was letztlich der Grund für die aktuelle Auszeichnung sei.       

Auch Friedbergs Bürgermeister Kjetil Dahlhaus würdigte in seinem Grußwort die außergewöhnliche wissenschaftliche und publizistische Lebensleistung des Geehrten. „Es ist eine Ehre und eine Freude für uns, dass ein gebürtiger Friedberger nun diese Auszeichnung erhalten hat. Im Namen der Stadt gratuliere ich recht herzlich dazu“, betonte Dahlhaus. Dieser Preis für Herfried Münkler zeige die Verbundenheit des Preisträgers, dessen Wurzeln hier in der Stadt lägen. Er sei Bestätigung für ein „intellektuelles Lebenswerk, das aus der Region heraus gewachsen ist“, so Dahlhaus.

„Das Schreiben stellt für mich eine Art der Selbstberuhigung dar, um in einer sich übersteigernden Welt eine Form der Gelassenheit zurückzugewinnen. Ein Beiprodukt sind die zahlreichen veröffentlichten Bücher“, erklärte der frischgebackene Preisträger zu Beginn seiner Dankesrede. Und nahm dann Bezug auf drei seiner Werke, die ihn einerseits mit der Wetterau und der Stadt Friedberg im Besonderen verbinden, die darüber hinaus aber auch zu seinem intellektuellen Werdegang beitrugen, seine Interessen fokussierten sowie sein Selbstverständnis und seine Art zu schreiben geprägt haben. Es war dies zum einen ein Essay über Siegfried Schmid aus Friedberg, einen gescheiterten Dichter und engen Freund Friedrich Hölderlins. Das zweite Werk, das Herfried Münkler anriss, war ein Aufsatz zur Friedberger Tuchproduktion im 14. Jahrhundert und die damit verbundene Position der Stadt im Kaiserreich. Abschließend beleuchtete er noch die Arbeit an seinem Buch „Machtzerfall“, in dem er die letzten Monate des Zweiten Weltkriegs und die beginnende Nachkriegszeit in Friedberg in den Fokus nimmt.

In seiner Rede zeichnete Herfried Münkler damit nicht nur die Verbindung der wissenschaftlichen Beschäftigung mit seiner Heimatstadt nach, sondern gewährte auch einen Einblick in seinen persönlichen Bezug zu diesen drei Themengebieten. Spiegelte der enthusiastische und unangepasste Siegfried Schmid noch ein Stückweit den jungen Herfried Münkler wider, der zum Einstieg in das Berufsleben aus einer „Ära des romantischen Idealismus heraus sich in einer ganz unromantischen Realität zu positionieren hatte“, so verband der Aufsatz über die Friedberger Tuchproduktion im Mittelalter sein Dissertationsthema mit seiner Heimatstadt. Der Themenkomplex Aufstieg und Niedergang sowie die Bedeutung struktureller Faktoren hierfür, die Münkler darin am Beispiel Friedbergs aufgriff, sollten ihn in späteren Arbeiten immer wieder beschäftigen, waren zur damaligen Zeit aber mehr Motivation für sein kommunalpolitisches Engagement in der Stadt. Sein Buch „Machtzerfall“ wiederum zeigte nicht nur Münklers wissenschaftliches Interesse anlässlich des Jahrestags zu 40 Jahren Kriegsende eine wissenschaftliche Einordnung der Wahrnehmung dieses Kriegsendes in der Stadt vorzunehmen. Bei der Arbeit an diesem Werk entwickelte die Zusammenarbeit mit dem damaligen Verlags-Lektor zudem wichtige Grundlagen über seine spätere Form des Schreibens. „Ich lernte, mich nicht ans Geländer der Wissenschaft zu klammern“, so Münkler; ein Umstand, der seine Bücher so erfolgreich macht und damit ursächlich war für die Verleihung des Wetterauer Kulturpreises.

29. Verleihung des Wetterauer Kulturpreises

Den Wetterauer Kulturpreis hat der Kreis in diesem Jahr zum 29. Mal vergeben. Der Preis wird – mit kurzer Unterbrechung – seit 1988 für hervorragende Leistungen aus den Bereichen der bildenden Kunst, der Musik, der Theaters, der Fotografie und des Films, der Kleinkunst, der regionalen Geschichte sowie der Literatur und der Wissenschaft an Personen verliehen, die ihren Wohnsitz oder ihre Wurzeln im Gebiet des Wetteraukreises haben oder mit ihren kulturellen Leistungen in das Kreisgebiet hineinwirken. Die Sparkasse Oberhessen unterstützt die Verleihung als Sponsor mit einem Betrag in Höhe von 2.500 Euro.

Veröffentlicht am: 04. September 2025