Hochwasserschutz: Kreis begleitet Modellprojekt mit großem Interesse

Eine mit Wasser überflutete Wiese. Davor ein kurzes Rasenstück mit einer Bank.

Hoher Wasserstand im Regenrückhaltebecken zwischen Orleshausen und Düdelsheim im Januar 2021.

In den vergangenen Jahren kam es bundesweit immer wieder zu Hochwasserereignissen – so auch in Hessen und im Wetteraukreis. Weil die meteorologischen Systeme insbesondere lokale Extremwetterlagen nicht immer oder nur sehr ungenau vorhersagen können, führen das Land Hessen und der Landkreis Fulda derzeit ein Modellprojekt durch. Ziel ist die Verdichtung lokaler Messstellen und der Aufnahme von Pegelständen und Abflussdaten. Für den Wetteraukreis ist der Ausgang des Projekts von großem Interesse.

Neben Großwetterlagen, die flächendeckend mit hohen Niederschlägen einhergehen, verursachen vor allem lokale Starkregenereignisse immer wieder große Schäden. Auch der Wetteraukreis ist nicht von dramatischen Hochwasserereignissen verschont geblieben: Im Juli 2014 waren vor allem der Niddaer Ortsteil Wallernhausen und Ranstadt betroffen. Im Januar 2021 wurden die Büdinger Altstadt und Teile des östlichen Landkreises von Wassermassen heimgesucht, die eine Welle der Zerstörung hinterließen.

Gerade im Einzugsgebiet der Nidda, das fast den ganzen Wetteraukreis umfasst, gibt es eine ganze Reihe von Hochwasserschutzeinrichtungen. Zudem gibt es zahlreiche Pegelmessstationen, durch die rund um die Uhr die Wasserstände in den Bächen überwacht werden.

Ergänzend zu den umfangreichen Maßnahmen könnte das Starkregen-Frühalarmsystem, das sich derzeit im Landkreis Fulda im Aufbau befindet, auch für den Wetteraukreis interessant sein. Dieses soll nun nicht nur die Alarmierung der Bevölkerung und der Hilfskräfte verbessern, sondern auch die Risiken im Vorfeld zielgerichtet reduzieren. Die Untere Wasserbehörde des Wetteraukreises steht daher bereits in einem engen Austausch mit dem Landkreis Fulda.

Landrat Jan Weckler sowie Kreisbeigeordneter und Umweltdezernent Matthias Walther wollen die Entwicklung des Projekts des Landkreises Fulda und des Landes Hessen genau beobachten: „Der Wetteraukreis begleitet das Modellprojekt von Beginn an mit höchstem Interesse. Wir hoffen, dass die in Fulda  gewonnenen Erkenntnisse perspektivisch landesweit dazu beitragen können, die Melde- und Warnsysteme an Gewässern weiter zu präzisieren.“

Verläuft das Modellprojekt erfolgreich, sollte das zuständige Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie den geforderten Messstellenausbau auf Basis der gewonnen Erkenntnisse landesweit vorantreiben. Landrat Weckler betont, dass dann eine entsprechende Kooperation des Wetteraukreises mit dem Land Hessen sinnvoll sein könnte. „Dabei müssen die Systeme so konzipiert werden, dass die individuelle Gewässerstruktur in unserem Landkreis berücksichtigt wird. Nur so können die Einflüsse von Niederschlägen auf die Pegel der örtlichen Gewässer auch tatsächlich bewertet werden.“

Der beste vorbeugende Hochwasserschutz sei allerdings die Verlangsamung von Abflussgeschwindigkeiten der Gewässer sowie Erhalt und Schaffung geeigneter Retentionsflächen, die bei Hochwasserereignissen bewusst überflutet werden, um Hochwasser aus den bebauten Siedlungsflächen herauszuhalten, so Landrat Weckler und Kreisbeigeordneter Walther: „Wo das nicht möglich ist, gilt es, den vorhandenen abwehrenden Hochwasserschutz instand zu halten und zu ergänzen.“

Hochwasserschutz im Wetteraukreis

Im Einzugsgebiet der Nidda gibt es eine ganze Reihe von Hochwasserschutzeinrichtungen. Das sind in erster Linie die Niddatalsperre bei Schotten, aber auch die großen Hochwasserrückhaltebecken am Eichelbach, bei Büdingen-Düdelsheim, bei Nidda-Ulfa sowie an der Wetter bei Lich. Zudem gibt es kreisweit über 20 Pegel, durch die rund um die Uhr die Wasserstände in den Flüssen und Bächen überwacht werden. Beim Überschreiten von bestimmten Höhen und Pegeln wird automatisch die Leitstelle und damit der Rettungs- und Katastrophenschutz sowie die kommunalen Feuerwehren informiert.

Die Pflege der Hochwasserschutzeinrichtungen obliegt den Wasserverbänden sowie den Kommunen.

Veröffentlicht am: 17. November 2022