Wie filigrane Pinselstriche ganz viel Symbolik und Emotion vermitteln

Sieben chinesische Künstlerinnen stellen ihre Werke im Kreishaus aus / Landrat Jan Weckler eröffnet Ausstellung

Sechs Frauen und ein Mann stehen in einem Raum vor mehreren Gemälden im chinesischen Stil, die hinter ihnen an der Wand hängen. Diese zeigen Landschafts-, Tier- und Pflanzendarstellungen.

Zarte Pinselstriche, filigrane Stroharbeiten und feine Scherenschnitte – die Werke von Yamei Braun, Baohe Ye, Keyen Kang, Yuhua Gu, Hongyan Su und Guohua Yu (von links) sowie Guoqin Xu (nicht anwesend) beeindrucken nicht nur Landrat Jan Weckler. Gemeinsam mit den Künstlerinnen eröffnete er jetzt eine Ausstellung mit ihren Werken im Kreishaus.

Bergtäler im Nebel, Birkenstämme, auf denen sich gefallener Schnee sammelt und davor rote Beeren strahlend leuchten, oder Tiere und Fabelwesen, die einen aus dem Bilderrahmen heraus anschauen: Die Motivauswahl der neuen Ausstellung im Friedberger Kreishaus ist äußerst vielfältig. Sie alle eint aber das Filigrane und der Detailreichtum, mit dem sie geschaffen wurden. Unter dem Titel „Chinesische Malerei“ eröffnete Landrat Jan Weckler nun die Werksschau mit sechs der insgesamt sieben beteiligten chinesisch-stämmigen Künstlerinnen. 

„Ihre Werke sind ein echter Hingucker, und ein solches Ausstellungsthema hatten wir so noch nicht im Kreishaus.“ Mit diesen Worten eröffnete Landrat Jan Weckler gemeinsam mit den Künstlerinnen Baohe Ye, Yuhua Gu, Keyen Kang, Yamei Braun, Hongyan Su und Guohua Yu eine neue Ausstellung im Foyer des Friedberger Kreishauses. Das siebte Mitglied der Künstlerinnengruppe, Guoqin Xu, konnte aus terminlichen Gründen bei der Eröffnung nicht anwesend sein.

„Das ist aber auch ein Stückweit das Ziel unseres Angebots. Wir stellen heimischen Künstlerinnen und Künstlern gerne Platz im Foyer und unseren Fluren für Werksschauen zur Verfügung. Im Idealfall werden Besucherinnen und Besucher des Kreishauses dann mit einem Thema konfrontiert, dass sie so nicht erwartet hatten. Und das wiederum bildet den Anstoß dafür, sich intensiver mit etwas zu befassen, zu dem sie sonst keinen Zugang bekommen hätten. Ich bin mir sicher, das wird auch mit ihrer Ausstellung der Fall sein“, zeigte sich Jan Weckler überzeugt: „Ich freue mich, dass Sie mit ihren Werken unseren Besucherinnen und Besuchern, aber auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die jahrtausendealte Kultur der Chinesischen Malerei näher bringen.“  

Sieben Künstlerinnen aus dem Rhein-Main-Gebiet, die gebürtig aus China stammen, aber schon lange Zeit in Deutschland leben, zeigen nun im Kreishaus ihre Werke. Die Frauen, die sich regelmäßig treffen, beschäftigten sich erst seit der Corona-Zeit intensiver mit der Chinesischen Malerei. Einige hatten aber eine kulturelle Vorprägung, beispielsweise im Bereich der Peking-Oper. Baohe Ye, die in Rosbach lebt und an der Organisation und Vorbereitung der Ausstellung federführend beteiligt war, gab im Anschluss an die Begrüßung durch den Landrat noch eine kleine Einführung in die Hintergründe.

Die Geschichte der Chinesischen Malerei reicht weit in die Vergangenheit zurück. Erste Nachweise bemalter Tonware, gefunden in der chinesischen Provinz Henan, lassen sich bis in die Jungsteinzeit zurückdatieren. Und das älteste noch erhaltene auf Seide gemalte Werk in China datiert auf etwa 300 vor Christus. Es besteht eine enge Verbindung zur Chinesischen Kalligraphie, und bei ihren Werken kommen traditionell Tusche und Farbe zum Einsatz, die meist auf Xuan-Papier (Reispapier) oder auf Seide gemalt werden. 

Charakteristisch für diese Kunstform sind fließende Linien und sanfte Farbverläufe. Man unterscheidet zwei Hauptrichtungen – die feine und die freie Pinselmalerei. Die feine Variante zeichnet sich durch einen großen Detailreichtum und hohe Präzision aus. In ihrer freien Form setzt die Chinesische Malerei auf ausdrucksstarke, spontane Striche, die viel Symbolik beinhalten und Emotionen hervorrufen sollen. In beiden Varianten stehen Ästhetik und die Vermittlung von Idealen im Zentrum. „Wenn in der Chinesischen Malerei ein Bild beispielsweise eine Landschaft zeigt, muss diese nicht zwangsläufig ein Abbild des realen Vorbilds in der Natur sein. Dem Künstler oder der Künstlerin geht es vielmehr darum, ein Ideal darzustellen“, führte Baohe Ye aus. Meist geht es dabei um die Schönheit der Natur, ihre Balance und Harmonie, aber auch ihren Geist und ihre Stimmung, die die Chinesische Malerei einfangen möchte.

Nahezu immer sind in den Gemälden auch Schriftzeichen zu finden, was auch die Nähe zur Chinesischen Kalligraphie verdeutlicht. Einen weiteren unverzichtbaren Bestandteil bildet der Stempel, er ist gleichbedeutend mit der Signatur der Bilder von Künstlerinnen und Künstlern aus der westlichen Welt. 

Neben klassischen Werken Chinesischer Malerei finden sich in der neuen Ausstellung im Kreishaus auch Bilder, die aus Strohhalmen zusammengesetzt sind, einer Technik, die viel Fingerspitzengefühl erfordert, da der Werkstoff sehr kleinteilig bearbeitet wird. Zwei Papierschnitte, ebenfalls eine bedeutende, traditionelle Form chinesischer Volkskunst, runden die Ausstellung ab. 

Führungsangebot

Die Künstlerinnen bieten interessierten Gruppen, die die Ausstellung besuchen möchten, zudem eine Führung mit Erklärungen zu den jeweiligen Bildern sowie Ausführungen zur Chinesischen Malerei allgemein an. Personengruppen, die sich für dieses Angebot interessieren, können per E-Mail direkt mit den Künstlerinnen in Kontakt treten, um einen Führungstermin anzufragen. 

Öffnungszeiten der Ausstellung

Die Ausstellung ist bis Montag, 5. Januar 2026, im Friedberger Kreishaus, Europaplatz, Gebäude B, im Foyer und dem Gang hinter dem Foyer zu sehen, und zwar zu den Öffnungszeiten: montags bis mittwochs, 7.30 Uhr bis 16 Uhr, donnerstags, 7.30 Uhr bis 18 Uhr, und freitags, 7.30 Uhr bis 12.30 Uhr.

Veröffentlicht am: 12. November 2025