Integration bedeutet Ankommen
Die Interkulturellen Wochen (IKW) stehen bundesweit unter dem Motto „Dafür“ – passend dazu setzten der Fachdienst Frauen und Chancengleichheit des Wetteraukreises, Rumi Kultur e.V., das Frauenzentrum Wetterau e.V. und die Volkshochschule Wetterau mit der Veranstaltung „Integration leben – gelungene Beispiele aus der Praxis“ ein positives Zeichen für gelebte Vielfalt und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Rund 50 Gäste aus Politik, Verwaltung, Ehrenamt und mit eigener Migrationsgeschichte kamen in Friedberg zusammen, um über Wege gelingender Integration zu sprechen.
Kreisbeigeordnete Marion Götz eröffnete den Abend und betonte die gemeinsame Verantwortung für Integration: „Integration ist kein abstrakter Begriff, sondern ein täglicher Prozess, an dem sich alle beteiligen müssen – Verwaltung, Politik, Ehrenamt und jede und jeder Einzelne.“
Die Expertin für Migration und Identität Nil Esra Dağistan stellte in ihrem Impulsvortrag den Menschen in den Mittelpunkt des Integrationsprozesses. Integration bedeute vor allem Ankommen – räumlich, sozial und emotional. Sie beschrieb Integration als „gegenseitigen Prozess des Verstehens“, der weit über Sprachkenntnisse oder formale Pflichten hinausgehe. „Es geht darum, gesehen, verstanden und akzeptiert zu werden – mit der eigenen Geschichte und Identität“, so Dağistan. Besonders wichtig seien Begegnungsräume, in denen Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte sich auf Augenhöhe begegnen können. Ebenso brauche es vielfältige Rollenvorbilder, die zeigen, dass Zugehörigkeit in Deutschland viele Gesichter hat.
Ein Schwerpunkt ihres Beitrags lag auf der Rolle von Frauen in Integrationsprozessen. Sie seien, so Dağistan, häufig die tragenden Säulen, wenn es darum geht, Familien in der neuen Heimat zu orientieren und zu stabilisieren. „Frauen leisten einen enormen Beitrag, oft im Verborgenen – sie sind die Brückenbauerinnen zwischen Herkunft und Zukunft.“
Im anschließenden Podiumsgespräch berichteten Armagan Yilmaz, Olga Schramm und Manar Alkhatib offen über ihre persönlichen Wege nach Deutschland. Ihre Geschichten verdeutlichten, wie unterschiedlich die Motive und Lebensrealitäten von Migration sein können – vom Familiennachzug über die Liebe zur deutschen Sprache bis hin zur Flucht vor Krieg und Unsicherheit.
Einigkeit herrschte darüber, dass Sprache der Schlüssel zur Teilhabe ist und Integration nur gelingen kann, wenn sie als wechselseitiger Prozess verstanden wird. Es brauche den Willen, anzukommen, aber ebenso Strukturen und Menschen, die das Ankommen ermöglichen. Die Frauen engagieren sich heute ehrenamtlich oder beruflich für andere Zugewanderte, fördern Begegnung und kulturellen Austausch und sind so selbst zu wichtigen Identifikationsfiguren geworden. Sie stehen stellvertretend für viele Menschen, die Brücken bauen und Integration im Alltag mitgestalten.
Im anschließenden Austausch im World-Café-Format diskutierten die Teilnehmenden an Thementischen zu Sprache, Gesellschaft, Ehrenamt, Gemeinschaft, Kultur und Bürokratie. Die Ergebnisse wurden auf einem digitalen Padlet festgehalten und allen Beteiligten zur Verfügung gestellt. Sie fließen in die weitere Arbeit der beteiligten Organisationen ein und werden in Netzwerken und Projekten weitergetragen.