Wildbienen in Not: Erdhügel und Blühflächen können helfen

Die Nahaufnahme zeigt eine Wildbiene auf einer lilafarbenen Blüte.

Die Große Salbei-Schmalbiene, eine gefährdete Art aus der Familie der Furchenbienen. Foto: Stefan Tischendorf

Rund 400 Wildbienen-Arten gibt es alleine in Hessen. Davon haben sich bereits einige Arten im Umfeld der Bienenhügel vom Naturschutzfonds Wetterau e.V. angesiedelt, wie nun ein aktuelles Monitoring bestätigt.

In der Feldgemarkung von Reichelsheim wurden zwischen Spätsommer 2020 und Frühjahr 2021 auf Flächen des Naturschutzfonds zwei „Bienenhügel“ aufgeschüttet, die, eingebettet in blühende Raine, zahlreichen Wildbienen-Arten Nistplätze und im Zusammenspiel mit einem guten Nahrungsangebot optimalen Lebensraum bieten sollen. Rund 75 Prozent aller Wildbienen-Arten nisten im Boden, der überwiegende Rest sucht sich Pflanzenhalme oder nutzt die Fraßgänge von Käfern in morschem Holz.

Ob der neu geschaffene Lebensraum nun von den Wildbienen angenommen wird,  welche Vor- und Nachteile die unterschiedlichen Bodensubstrate der Hügel sowie die nach Jahreszeit variierenden Blühflächen aufweisen, wollte der Landschaftspflegeverband Naturschutzfonds Wetterau durch ein in Auftrag gegebenes Monitoring herausfinden.

30 Wildbienen-Arten haben neues Zuhause gefunden

Zwischen April und September dieses Jahres wurden die Blühflächen entlang eines asphaltierten Weges in der Feldgemarkung von Reichelsheim einschließlich der Bienenhügel bei insgesamt sechs Begehungen durch den beauftragten Diplombiologen Stefan Tischendorf nach neuen Bewohnerinnen und Bewohnern und Nahrungssuchenden abgesucht.

Von den in diesem Sommer aufgenommenen rund 30 Wildbienen-Arten handelt es sich bei sechs Arten um sogenannte „bemerkenswerte Arten“. Erfreulich in Bezug auf die Lebensraumansprüche ist das Vorkommen der Furchenbiene Lasioglossum xanthopus (Große Salbei-Schmalbiene). Als weitere gefährdete Arten wurden die Waldhummel (Bombus sylvarum) sowie die Vierbindige Furchenbiene (Halictus quadricinctus) und die Schwarzrote Schmalbiene (Lasioglossum interruptum) nachgewiesen. Favorisiert zur Eiablage wird der Bienenhügel aus Lößlehm. Dabei ist es wichtig, dass die Erdhügel oder -flächen möglichst frei von Vegetation bleiben. Aufgrund der starken Trockenheit und der exponierten Lage der Raine in der freien Feldgemarkung endete die Saison der Wildbienen nach Einschätzungen des Fachmanns etwa sechs bis acht Wochen früher als in „normalen“ Sommern.

Trockenheit im Sommer verkürzt Wildbienen-Saison

„Die Ergebnisse des Monitorings zeigen, wie wichtig struktur- und blütenreiche Lebensräume in unserer intensiv genutzten Agrarlandschaft geworden sind“, so Landrat Jan Weckler, Vorsitzender des Naturschutzfonds Wetterau. Die sogenannten „Blühenden Bänder“ des Naturschutzfonds, angelegte blütenreiche Wege und Raine, können in Zusammenhang mit Erdhügeln oder offenen Bodenstellen optimalen Lebensraum für Wildbienen, Insekten aller Art sowie anderer Arten der Feldflur wie Rebhuhn, Grauammer und Co. werden.

Der Naturschutzfonds Wetterau kann im Rahmen des Feldflurprojekts „Blühende Bänder“ bei der Aufwertung, Anlage und Pflege von dauerhaft blühenden Wegen und Rainen unterstützen. Eine Broschüre zu diesem Thema mit allen wichtigen Informationen wurde erst vor kurzem veröffentlicht und kann über den Naturschutzfonds auf Anfrage bezogen oder im Internet  heruntergeladen werden.

Das Feldflurprojekt „Blühende Bänder“ wird gefördert durch das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

Veröffentlicht am: 31. Oktober 2022