Schutzmaßnahmen für einen selten gewordenen Feldbewohner

Wetteraukreis unterschreibt Kooperationsvereinbarung zur Rettung des Rebhuhns / Teilnahme an bundesweitem Verbundprojekt

Ein Rebhuhn steht auf einem Acker zwischen frisch ausgetriebenen, jungen Pflanzen.

In den vergangenen Jahrzehnten haben die Bestände des Rebhuhns deutschland- und europaweit stark abgenommen. Seit zwei Jahren beteiligt sich der Wetterau-kreis an einem bundesweiten Pilotprojekt, das diesen Trend umkehren soll – mit Erfolg. Foto: Manfred Vogt

Früher war er – gerade auch in der Wetterau – ein Allerweltsvogel, aber mittlerweile ist der Anblick eines Rebhuhns europaweit eine Seltenheit. In manchen Regionen gingen die Bestände in den vergangenen Jahrzehnten um mehr als 90 Prozent zurück. Diesem Trend will der Wetteraukreis gemeinsam mit dem Lahn-Dill-Kreis, dem Kreis Gießen und weiteren Partnern entgegenwirken und beteiligt sich daher seit Sommer 2023 an einem bundesweiten Projekt unter dem Titel „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“. Mit der Unterzeichnung einer offiziellen Vereinbarung haben alle Projektpartner ihre Kooperation nun noch einmal bestärkt. 

Neben den Fachabteilungen der drei Landkreise beteiligen sich auch die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON), der Rebhuhnhegering Wetterau und das Regierungspräsidium Gießen an diesem Projekt. Ziel ist die Wiederherstellung geeigneter Lebensräume für die bedrohte Vogelart und damit einhergehend auch die Förderung der Artenvielfalt im Offenland.

„Wir als Wetteraukreis haben einen ganz besonderen Bezug zum Rebhuhn. Als Kornkammer Hessens wies das Kreisgebiet bis in die 1980er Jahre einen sehr hohen Rebhuhn-Bestand auf. Dieser brach dann, wie überall in Deutschland und Europa, massiv ein. Die Ursachen sind bis heute nicht abschließend geklärt. Veränderungen in der Landwirtschaft und damit einhergehend weniger Insekten und Rückzugsräume bei einem gleichzeitigen Anstieg der Fressfeinde haben aber sicherlich einen Einfluss auf die Entwicklung. Bereits 2014 beschloss man auf Kreisebene, diesem Trend entgegenzuwirken und lokale Akteure zu unterstützen. Der Rebhuhnhegering gründete sich aus dem Jagdverein Hubertus Büdingen und plante in enger Abstimmung mit der Kreisverwaltung und den Landwirtinnen und Landwirten Maßnahmen zum Schutz der bedrohten Tierart“, sagte die Erste Kreisbeigeordnete Birgit Weckler. Damit verwies sie bei Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung auf die Entwicklung zum Schutz des Rebhuhns im Kreis während der vergangenen zehn Jahre. Die Bejagung von Fressfeinden, Futternothilfe und eine Lebensraumverbesserung bildeten die zentralen Ansätze dieses Schutzkonzepts.

„Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Bereits im ersten Jahr unserer Bemühungen zum Schutz der bedrohten Offenlandart konnten wir eine Trendwende einleiten und verzeichnen – entgegengesetzt zur Bundesentwicklung – wieder steigende Bestandszahlen. Heute leben in der Wetterau anteilmäßig die meisten Rebhühner Deutschlands pro 100 Hektar Landwirtschaftsfläche“, freute sich Weckler. Dieses Wissen bringe man nun seit zwei Jahren in die Projektarbeit mit ein.

Die Kooperation ist zunächst bis zum Sommer 2029 geplant – dem Zeitraum, in dem das Projekt „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“ läuft. Alle Beteiligten sind sich aber jetzt schon einig, dass man die aktuell enge Zusammenarbeit auf diesem Gebiet noch intensivieren und festigen möchte, damit sie auch über das Ende des Projektzeitraums hinaus Bestand hat.  

Im Sommer 2023 startete bundesweit das Verbundprojekt mit zehn Standorten, in dem sich die Partner in den Teilnehmerregionen koordiniert für eine Lebensraumverbesserung des Rebhuhns engagieren. Das beinhaltet sowohl Maßnahmen zur Anlage rebhuhnfreundlicher Strukturen auf Äckern als auch die Beratung von Landwirtinnen und Landwirten bei der Anlage entsprechender Lebensräume durch die jeweiligen Fachabteilungen auf Kreisebene. Darüber hinaus gibt es eine intensive Bejagung von Fressfeinden des Rebhuhns durch die örtliche Jägerschaft, eine Futternothilfe und ein umfangreiches Monitoring, das die Entwicklung der Bestände des Feldvogels überwacht.

Ziel ist es, langfristig einen gesicherten Rebhuhn-Bestand vor Ort aufzubauen, dessen Entwicklung zu überwachen und alle relevanten Akteurinnen und Akteure mit dem notwendigen Wissen zu dessen Erhalt auszustatten. Die Erfahrungen, die in den zehn Projektgebieten gesammelt werden, will man nutzen, um in einem weiteren Schritt Maßnahmen für einen guten Erhaltungszustand der Rebhuhn-Population deutschlandweit zu erreichen.

Zum Projekt „Rebhuhn retten“

Im Verbundprojekt „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“ (im Internet zu finden auf dieser Internetseite) haben sich der Dachverband Deutsche Avifaunisten (DDA), der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL), die Abteilung Naturschutzbiologie der Georg-August-Universität Göttingen und zwölf weitere Projektpartner in bundesweit zehn Projektgebieten zusammengeschlossen. Gemeinsam will man die Lebensbedingungen für das Rebhuhn verbessern. Das Projekt wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert. Im Projektgebiet „Gießener Land und Wetterau“ erhalten HGON und Wetteraukreis zusätzliche Mittel des Hessischen Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat.     

Veröffentlicht am: 02. September 2025