Die Äsche: Hoffnung für ein fast vergessenes Flusstier

Zwei Männer stehen in einem Fluss. Sie entleeren einen Eimer mit Fischen ins Wasser.

Die jungen Äschen werden an verschiedenen Standorten sanft in die Usa entlassen. Foto: NGU

Ihr schlanker Körper gleitet mit der Strömung, ihre Rückenflosse leuchtet silbrig im klaren Wasser der Usa. Die Äsche, einst eine vertraute Bewohnerin dieses Flusses, galt hier lange als verschwunden. Doch nun gibt es Hoffnung: Ein auf mehrere Jahre angelegtes Wiederansiedlungsprojekt soll ihr den Weg zurück ebnen – und ein Stück Natur zurückbringen, das viele schon verloren glaubten.

Mehr als 50 Jahre ist es her, dass die Äsche in der Usa häufig anzutreffen war. Dann kamen die Belastungen: Gewässerverschmutzung, Einleitungen aus Industrie und Klärwerken, fehlende Rückzugsräume. Die empfindliche Fischart verschwand – still und fast unbemerkt.

Erst ein Unglück machte die Menschen wach. 1987 leitete ein Unbekannter eine LKW-Ladung Lauge in die Kläranlage Kransberg ein. Die Biologie der Anlage kollabierte, die Lauge gelangte in die Usa – und mit ihr das große Sterben. Fische, Kleinlebewesen, ganze Lebensgemeinschaften wurden ausgelöscht. Was folgte, war ein Neuanfang: Die Notgemeinschaft Usa e. V. (NGU) wurde gegründet, eine Initiative von Fischereiberechtigten, Naturfreunden und Anwohnern, die dem Fluss neues Leben schenken wollten.

Ein Fluss kehrt zurück

Nach und nach erholte sich die Usa. Erste Weißfische wie Rotaugen und Döbel wurden ausgesetzt, später auch Bachforellen. Es folgten Projekte zur Wiederansiedlung von Mühlkoppen, Elritzen und sogar Meerforellen – unterstützt vom Wetteraukreis, dem Regierungspräsidium Darmstadt und vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern.

Nun soll die Äsche folgen – ein Fisch, der klares, sauerstoffreiches Wasser und strukturreiche Flussläufe braucht. Bedingungen, die in der Usa zwischen Ober-Mörlen und Langenhain-Ziegenberg mittlerweile wieder erfüllt sind. Eine sorgfältige Ortsbegehung Anfang diesen Jahres bestätigte: Rauschen, Kolke, Prallhänge, Kiesbänke, Totholz – die Usa zeigt sich hier wieder von ihrer natürlichen Seite.

Totholz als Lebensspender

Ein besonderer Erfolg: Die Gemeinde Ober-Mörlen verzichtet seit 2024 auf die Entfernung von vom Biber eingebrachten Gehölzen. Stattdessen wird in Abstimmung mit dem Biberbeauftragten sogar gezielt Totholz eingebracht – ein entscheidender Baustein für die Artenvielfalt im Wasser. Strömungsberuhigte Flachufer, Kiesdepots und naturnahe Ufer bieten ideale Bedingungen für Jungfische und Laichplätze.

Ab 2025 sollen über einen Zeitraum von fünf Jahren jährlich rund 1.000 Jungtiere aus der regionalen Fischzucht Keidel in die Usa eingebracht werden. Die genetische Nähe zur ursprünglichen Population spielt dabei eine wichtige Rolle. Gefördert wird das Projekt ab 2026 zu 50 Prozent aus Mitteln der Fischereiabgabe. Schon 2025 leistet zudem der Landschaftspflegeverband Naturschutzfonds Wetterau e. V. einen wichtigen finanziellen Beitrag zur Umsetzung der ersten Maßnahmen.

„Projekte wie dieses zeigen eindrucksvoll, wie aktiver Naturschutz in unserer Region wirken kann, wenn Menschen, Behörden und Vereine an einem Strang ziehen“, betont Landrat Jan Weckler, Vorsitzender des Naturschutzfonds. „Die Wiederansiedlung der Äsche ist nicht nur ökologisch wertvoll, sondern auch ein starkes Signal für den Erhalt unserer heimischen Artenvielfalt.“

Ein Gemeinschaftsprojekt für die Zukunft

Auch Hindernisse wie die Fischaufstiegsrampe in Langenhain-Ziegenberg wurden überprüft. Zwar ist sie offiziell noch als unpassierbar eingestuft, doch regelmäßige Pflege durch die NGU sorgt zumindest für eine temporäre Durchgängigkeit. Eine bauliche Optimierung in naturnaher Form ist angedacht.

„Die Rückkehr der Äsche ist kein Selbstläufer. Aber sie zeigt, was möglich ist, wenn Menschen Verantwortung für ihre Natur übernehmen“, sagt Wolfgang Heisig, Vorsitzender der Notgemeinschaft Usa. Das Projekt ist mehr als Fischbesatz. Es ist ein Symbol dafür, wie aus einer Umweltkatastrophe neue Hoffnung entstehen kann.

Wer sich informieren und mithelfen möchte oder Informationen zu Monitoring, Beobachtungen und Unterstützungsmöglichkeiten sucht, kann sich direkt an die NGU wenden.

Veröffentlicht am: 17. April 2025

 

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