Containeranlage in Dorheim bietet bald 120 Geflüchteten Obdach
Werden die Geflüchteten, die bald in eine kreiseigene Unterkunft in unmittelbarer Nähe des Recyclinghofes in Friedberg-Dorheim ziehen, menschenwürdig untergebracht? Um in dieser Frage Klarheit zu schaffen, hat der Wetteraukreis nicht nur Vertreterinnen und Vertreter der örtlichen politischen Gremien, sondern auch die Presse zu einer Besichtigung der nun fast fertigen Containeranlage eingeladen. Zudem sollen mittelfristig zwei weitere Gebäude der Friedberger Kaserne für Entlastung bei der Unterbringung sorgen.
120 Menschen aus weltweiten Krisengebieten werden künftig in der zweistöckigen Anlage leben, die in den vergangenen Wochen auf einem kreiseigenen Grundstück an der Schwalheimer Straße in Friedberg-Dorheim entstanden ist. Die Belegung ist im Laufe des ersten Quartals 2023 vorgesehen.
Bei der Begehung mit Vertreterinnen und Vertretern der Kommunalpolitik und der Presse betonte Landrat Jan Weckler: „Wir müssen wöchentlich 60 bis 70 Menschen Obdach gewähren. Aufgrund dieser anhaltend hohen Zuweisungszahlen von Land und Bund stehen die Landkreise und Kommunen bei der Unterbringung von Geflüchteten bundesweit mit dem Rücken zur Wand. Ich bin froh, dass wir hier 120 Plätze schaffen können, ohne dafür wie andernorts auf Gemeinbedarfsflächen zurückgreifen zu müssen. Die Menschen werden ein Dach über dem Kopf, saubere Sanitäranlagen und Küchen sowie ein Mindestmaß an Privatsphäre vorfinden. Diese Tatsache wird auch durch die Nähe zum Recyclinghof nicht beeinträchtigt.“
Verhandlungen mit der BIMA geglückt
Perspektivisch will der Wetteraukreis die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner in einem bisher ungenutzten Teil der Friedberger Kaserne unterbringen, die sich im Eigentum der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) befindet. In Gesprächen mit der BIMA konnte Landrat Jan Weckler jüngst gemeinsam mit der Stadt Friedberg erreichen, dass neben den bereits angemieteten Gebäuden 3617 und 3619 nun auch die sogenannten „4000er-Gebäude“, die an die Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen angrenzen, an den Kreis vermietet werden sollen.
Nun wird zuerst geprüft, wie lange es dauern wird, die 4000er-Kasernengebäude zu sanieren und bewohnbar zu machen.
Sobald die Container am Recyclinghof nicht mehr mit Geflüchteten belegt werden müssen, plant der Wetteraukreis, die Anlage für eigene Zwecke weiter zu nutzen – beispielsweise, um dort Arbeitsplätze für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung zu schaffen.
Rund 5360 Geflüchtete bis Jahresende
Von Januar bis September wurden bereits über 4350 geflüchtete Menschen im Wetteraukreis aufgenommen. Nach aktuellen Prognosen, die auf der Zuweisungsquote im vierten Quartal basieren, werden es bis Jahresende rund 5360 sein. Wöchentlich kommen mehr als 60 Geflüchtete aus weltweiten Krisengebieten hinzu. Im Vergleich zur sogenannten „Flüchtlingskrise“ im Jahr 2015 ist das eine Verdopplung: Damals wurden insgesamt 2506 Personen aufgenommen. Im Vergleich zu 2021 haben sich die Zahlen sogar verneunfacht.
Allein 2022 hat der Wetteraukreis über 900 zusätzliche Plätze für Geflüchtete geschaffen, viele weitere kommen im ersten und zweiten Quartal 2023 hinzu. Weder auf dem Wohnungsmarkt noch in kreiseigenen Liegenschaften gibt es derzeit weitere Möglichkeiten, die auch kurzfristig zur Verfügung stehen. Aufgrund der dramatisch steigenden Zuweisungszahlen von Land und Bund hat der Kreisausschuss bereits Mitte Oktober auch formal festgestellt, dass sich der Kreis in einer „Notsituation“ befindet.